Wochenmarkt: Rückkehr nach sechs Wochen

Freuen oder ärgern? So richtig weiß das Ehepaar Nguyen das nicht. Man freue sich einerseits, nach sechs Wochen, die man daheim war, nun wieder mit dem Obst- und Gemüsestand auf dem Görlitzer Wochenmarkt stehen zu können. Andererseits überwiegt die Unsicherheit. Kommen genug Kunden, wird man die Tagesware los? "Wir dürfen im Moment nur drei Tage da sein", erzählen sie.
Ungünstig ist nur: Es muss jeweils ein Tag dazwischen sein, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend sind sie da. "Besser wären natürlich drei zusammenhängende Tage", sagt Frau Nguyen. Wurden beispielsweise die Erdbeeren am Dienstag nicht alle verkauft, sind sie bis Donnerstag dahin.

Als vor sechs Wochen quasi über Nacht angeordnet wurde, dass die Märkte nicht mehr öffnen dürfen, hatte das Paar gerade Ware für die nächsten Tage gekauft. So ziemlich alles musste letztlich weggeworfen werden. Es folgten lange Wochen daheim. "Die ersten beiden Wochen waren gut, ich habe die Wohnung blitzblank geputzt, aber dann wurde es langweilig, immer nur zu Hause zu sitzen", sagt sie und blickt deshalb verhalten optimistisch nach vorn. Es werde hart, aber sie wollen arbeiten und schließlich würden auch die Kunden auf sie warten.
1.000 Blumenstrauß vom Rosenmann
Seit dieser Woche ist der Wochenmarkt auf der Elisabethstraße wieder in den Händen von Wochenmarktbetreiber Francois Fritz. Zwischenzeitlich hatte die Stadt den Markt übernommen - beziehungsweise dafür gesorgt, dass zumindest Händler, die selbst produzierte Ware verkaufen - auf dem unteren Teil der Elisabethstraße stehen durften. Blumenverkäufer Lothar Franke war einer der wenigen, auf die das zutraf. "Großes Lob an die Stadtverwaltung, die das reibungslos ermöglicht hat", sagt der Gärtnermeister.
Ganz am Anfang habe auch er Einbußen gehabt, aber dann ging es, er sei zufrieden. Zumal er die Blumen auch auf anderem Wege an die Menschen brachte. Etliche Kunden seien zu ihm in die Gärtnerei gekommen, um Blumen zu holen. Und dann zusammen mit dem Görlitzer Axel Krüger, der seit Wochen Geld sammelt, um von Lothar Franke Blumensträuße zu kaufen, die dann an Görlitzer Senioren gehen. "Wir haben jetzt den 1.000 Strauß", erzählt Lothar Franke.

Salatbar und andere Imbisse dürfen noch nicht öffnen
Patrycja Fonfara war es nicht vergönnt, auf dem unteren Teil des Elisabethplatzes, wie er im Volksmund heißt, zu stehen. Kein produzierendes Gewerbe. Die Ware kaufen sie und ihr Mann in Zgorzelec vom Großhändler. Aber ohnehin hätten sie nicht mit ihrem Stand kommen können, sonst hätte bei der Rückkehr nach Polen die 14-tägige Quarantäne gedroht. So seien es harte Wochen ohne Einnahmen gewesen, denn Patrycja Fonfara beliefert auch Görlitzer Restaurants und Pflegeeinrichtungen.
Die Zeit daheim kam dem Kind zugute, aber trotzdem sei man froh, dass es nun wieder losgeht - auch wenn der erste Tag sich als schleppend erweist. Der Stand ist nur ein kleiner Tisch mit Spargel, Äpfel und einigem mehr. Ihre rollende Salatbar, für die viele Görlitzer Kunden sie schätzen, dürfen sie noch nicht wieder öffnen. Denn das fällt unter Imbiss.

Keine Stände in der Mitte
Imbisse wie auch Textilien dürfen noch nicht wieder auf den Markt, erklärt Francois Fritz. Die Verordnung will es so. Aber er hoffe sehr, dass zumindest die Imbisse bei den nächsten Lockerungen dabei sind. Der ganze Markt, er sei noch nicht annähernd wieder der alte. "Aber das, was die Gesetze aktuell hergeben", so Fritz.
Dazu gehören Auflagen. Die obligatorischen 1,50 Meter Abstand, was auch größere Abstände zwischen den Ständen bedeutet. Das ist auch die Begründung dafür, dass es in der Mitte derzeit keine Stände gibt. Maskenpflicht herrscht nicht, aber die Stadt appelliert an Händler und Kunden, eine zu tragen. Am Donnerstag sind nur wenige Masken zu sehen. Die Abstände werden aber im Großen und Ganzen gewahrt. Die Händler sollen zudem regelmäßig ihre Hände desinfizieren.