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Gohrisch versöhnt sich mit Tourismusverband

Erst wurde der Austritt der Kurortgemeinde aus dem Verband gefordert. Jetzt kommt alles anders. Auch wegen Corona.

Von Katarina Gust
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Aussicht vom Papststein auf Gohrisch.
Aussicht vom Papststein auf Gohrisch. © Jürgen Lösel

Gohrisch will in Sachen Tourismus doch keinen Alleingang wagen. Darauf hat sich der Gemeinderat in der letzten Sitzung verständigt. Hintergrund war ein Antrag der Fraktion "Alternative Zukunft Gohrisch" sowie der Gemeinderäte Uwe Börner (Grüne) und Mike Herrmann (AfD). Sie forderten, dass Gohrisch den Vertrag mit dem Tourismusverband Sächsischen Schweiz zum Jahresende kündigen soll. Der Grund: Gohrisch würde nicht von dem Tourismusmarketing des Verbandes profitieren. So das Gefühl der genannten Gemeinderäte. 

Die Realität sieht anders aus. "Die Mitgliedschaft im Tourismusverband hat einen großen Werbeeffekt", erklärte Gohrischs Bürgermeister Christian Naumann (parteilos). Von zentraler Hand werde das Marketing gebündelt und gesteuert. Unter anderem durch Messen, Werbeanzeigen in großen Tageszeitungen, Radiospots. Zudem hätte der Verband die Gästekarte Sächsische Schweiz initiiert. Bald soll die Mobilitätskarte folgen, mit der Touristen sparen können. All das könne Gohrisch nicht nutzen, wenn die Kommune den Vertrag kündigt. "Deshalb sollten wir nicht aus dem Verband austreten", sagte Naumann.

Hilfe in der Corona-Krise

Der Ratschef machte jedoch auch deutlich, dass die Zusammenarbeit bislang etwas hinkte. Daran Schuld sei jedoch Gohrisch selbst gewesen. "Uns wurden ausreichend Angebote gemacht, die wir aber nicht genutzt haben", sagt Naumann. Zum Beispiel hätte der Verband regelmäßig Werbematerial zugeschickt. "Das verschwand wohl auf dem Weg von der Verwaltung ins Tourismusbüro", erklärte Naumann, der erst seit März diesen Jahres im Amt ist. Die Kritik richtet sich damit an seinen Vorgänger Heiko Eggert (parteilos). Damit so etwas nicht erneut passiert, sollen die Mitarbeiter im Gohrischer Tourismusbüros künftig direkt mit dem Tourismusverband zusammenarbeiten. Darauf hätte man sich verständigt.

Dass Gohrisch von der Mitgliedschaft direkt profitiert, das zeige die aktuelle Corona-Situation. Dieses Argument brachte Gemeinderat Gerd Klaus Kreitz (CDU) vor. Der Verband vertrete die Interessen aller Vermieter - auch der in Gohrisch. Das könne die Kommune allein gar nicht leisten. "Das ist der treffendste Grund, um dem Verband die Treue zu halten", fasste Kreitz zusammen. Bisher habe Gohrisch die Mitarbeit nicht nutzen können, weil es im Gemeinderat schlichtweg nicht kundgetan wurde, vermutet der CDU-Mann. "Wir können und werden das ändern", sagte er. Gohrisch soll fortan mehr in die Aktivitäten involviert werden. 

Dass das möglich ist, hätte Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, bereits zugesagt. Er hatte zudem den Kritikern, die den Antrag auf Austritt gestellt hatten, alle nötigen Zahlen und Fakten geliefert, um zu belegen, welchen Mehrwert eine Mitgliedschaft für Gohrisch hat. Das konnte die Räte überzeugen. Sie sprachen sich einstimmig dafür aus, im Verband zu bleiben.

Ratschef Christian Naumann schob in diesem Zusammenhang eine weitere Idee an. Man solle darüber nachdenken, eine Interessensgruppe zu bilden, die sich mit touristischen Belangen beschäftigt. Vertreter aus Gohrisch könnten neue Tourismusideen entwickeln, anschieben und bei der Umsetzung betreuen. Der Tourismus ist für die Gemeinde ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die gewerblichen Unternehmen registrierten im vergangenen Jahr rund 112.000 Übernachtungen, das ist ein Zuwachs gegenüber 2018 von 1,3 Prozent.

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