Von Heike Sabel
Stolze 365 000 Euro soll für den Oberottendorfer Bahnhof hinblättern, wer ihn sein eigen nennen will. „Ein hoher Preis, an dem ein Verkauf bisher scheiterte“, gibt auch Reinhard Kautz zu. Er ist beim Bundeseisenbahnvermögen für die sächsischen Immobilien verantwortlich und damit seit Anfang dieses Jahres auch für den Oberottendorfer Bahnhof. Schon seit 2000 steht der zum Verkauf. Jetzt will Kautz ein neues Verkehrswertgutachten anfertigen lassen. Im zweiten Halbjahr soll es vorliegen. Es wird einen um ein Vielfaches geringeren Preis nennen. Schließlich steht das Gebäude inzwischen schon mehr als fünf Jahre leer.
Für einen Euro aber wird es wohl nicht zu haben sein, nimmt Kautz entsprechenden Spekulationen gleich den Wind aus den Segeln. Auch Bürgermeister Manfred Elsner (FDP) hatte schon mal einen Testballon in diese Richtung steigen lassen. „Für einen Euro müsste man drüber nachdenken.“ Das braucht er nun nicht. Und dass der Käufer am Ende für die Sanierung sogar noch Geld dazu bekommen könnte, solle sich jeder aus dem Kopf schlagen. Kautz´ Berliner Chef hatte sich jüngst im MDR-Fernsehen derart weit aus dem Fenster gelehnt.
Aber auch ohne solche Köder hofft Kautz mit dem neuen Preis wieder bessere Karten zu haben. „Die Substanz des Gebäudes ist eigentlich nicht so schlecht“, sagt Elsner. Nur hätten eben die vergangenen Jahren und der Vandalismus ihre Spuren hinterlassen, räumt er ein. Das ist auch in den vier Wohnungen zu sehen. Die werden wohl als solche kaum wieder genutzt. Zumal bisher auch kein Abwasseranschluss liegt. „Aber das wäre jederzeit machbar“, sagt Elsner.
Ein interessantes Gebäude ist der Oberottendorfer Bahnhof, darin sind sich Kautz und Elsner einig. Doch das hilft nicht viel weiter. Dafür aber gibt es inzwischen einige andere Gedanken. Der seit seiner Gründung vor einigen Wochen äußerst rege Hohwald-Gold-Verein hat nämlich ein Auge auf den Bahnhof geworfen. Gewiss, es ist ein ganz schön großes Gebäude, doch der Verein hat ja auch Großes vor. Dietrich Thomschke, der Vereinschef, hat schon mal laut in diese Richtung nachgedacht und sich auch vor Ort umgesehen. „Die Idee gefällt mir gut“, sagt Elsner. Mit der geplanten Ortsumfahrung Berthelsdorf würde auch der Bahnhof Oberottendorf wieder mehr ins Zentrum rücken. Und ein Gold-Museum im Zentrum, das wäre doch was. Doch auch als Ausgangspunkt für die geplanten naturkundlichen Wanderungen ist der Bahnhof gut geeignet. Eine Förderung über Leader-plus scheint machbar, steht nach einer ersten Konsultation in der vergangenen Woche fest. Das Gesamt-Projekt soll sich bis zum Jahr 2006 erstrecken. Nun sind weitere Abstimmungen notwendig.
An Kautz wird ein Verkauf nicht scheitern. Der ist zu „jedem Termin“ möglich. Nun warten aber erst einmal alle gespannt auf das Verkehrswertgutachten. Davon hängt ab, ob die Gold-Träume im Oberottendorfer Bahnhof oder anderswo in Erfüllung gehen. Kautz wäre froh, die Angelegenheit gut und schnell über die Bühne zu bringen. Schließlich hat er im Landkreis noch einige andere Sorgenkinder. Dazu gehören auch Bahnhöfe in Lohmen, Stolpen, Porschdorf, Wehlen und Goßdorf-Kohlmühle. Lediglich für Wehlen seien die Verhandlungen weit gediehen. Außerdem soll Kautz sachsenweit derzeit 71 Wohnhäuser an den Mann bringen. Zwei davon befinden sich in Pirna, eines in Heidenau und gar drei in Reinhardtsdorf-Schöna. Ein goldiges Erfolgserlebnis in Oberottendorf käme ihm da gerade recht...
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