Von Jochen Hahn
Weihnachten – Ostern – Himmelfahrt – Pfingsten. Welches Fest kommt eigentlich am Sonntag nach Pfingsten? Werden dann die großen Kirchenfeste abgelöst durch die vielen kleinen Grillpartys in unseren Gärten? Doch im „Windschatten“ von Pfingsten gibt´s noch ein Kirchenfest zu feiern: Es hat den etwas fremd klingenden Namen „Trinitatis“. Die Silbe „Tri“ kennen wir z. B. aus dem Wort „Trikolore“. In der französischen Staatsfahne verkörpern drei ganz unterschiedliche Farben den einen Nationalstaat. Keine der Farben repräsentiert für sich allein die Nation. Nur in der Dreiheit („Trinität“) der Farben wird das Ganze beschrieben.
Um ein ähnliches Prinzip geht es zum Trinitatisfest – nein, es geht dabei nicht um einen Staatsfeiertag. Gefeiert wird Gott, der Menschen „mehrfarbig“ begegnet. In den übrigen Kirchenfesten wird das im einzelnen deutlich: Zum Erntedankfest feiern Christen den großen schöpferischen Gott, aus dessen Hand das Leben fließt. Zu Weihnachten, Karfreitag und Ostern feiern wir Gott, der sich in der Gestalt Jesu Christi ganz tief in unseren menschlichen Alltag herabbeugt und Frieden denen bringt, deren Leben zerrissen ist. Zu Pfingsten feiern Christen einen Gott, der mit seinem lebendigen Geist Menschen zusammenführt und zum Frieden anstiftet. Die Farbigkeit der großen christlichen Feste soll zeigen: Gott ist weder einfältig noch farblos. Er zeigt sich Menschen auf verschiedene Weise – in seiner Schöpferkraft („Vater“), in seiner dienenden Liebe („Sohn Jesus Christus“) und in seinem tröstenden und belebenden Geist („Heiliger Geist“).
Keine der drei Ansichtsweisen Gottes steht für sich allein. Wie bei der Trikolore die Farben eine Nation verkörpern, so beschreiben die verschiedenen Ansichtsweisen einen Gott. In Kirchen begegnet uns deshalb oft das Symbol des Dreiecks. Es erinnert Christen: Der unfassbare Gott lässt sich nicht auf einen Punkt bringen! Er bleibt ein Geheimnis. Aber es ist ein farbiges Geheimnis, das in unser Leben hineinleuchten will. Dort, wo der Alltag grau zu werden droht, will Gott Farbe ins Leben bringen.
Dr. Jochen Hahn ist Pfarrer der Kirchgemeinden Raußlitz, Rüsseina und Wendischbora