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Grab von legendärem Rennfahrer restauriert

Er gewann die Alpenrallye und war August Horchs wichtigster Ingenieur: Alexander Graumüller. Dann geriet er in Vergessenheit.

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© steffen füssel, steffen fuessel

Von Tobias Wolf

Es ist ein ungewöhnliches Bild: Ein voll besetztes Auto vor einer Bergkulisse und Engel, die den Passagieren Schutz geben. Jetzt hat die Schmuckplatte auf dem Grab von Alexander Graumüller wieder ihren alten Glanz zurück. Lange war die letzte Ruhestätte des legendären Rennfahrers und Autokonstrukteurs auf dem Tolkewitzer Urnenhain in Vergessenheit geraten.

Bis Hobby-Historiker Christoph Pötzsch sie letztes Jahr entdeckte. Weil ihn die Bezeichnung Oberingenieur stutzig machte, begann der 58-Jährige zu recherchieren. Jener Graumüller war einer der besten Rennfahrer vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Von 1912 bis 1914 gewann er mit einem Audi die Teamwertung der Alpenrallye, des härtesten Rennens Europas zu dieser Zeit. „Graumüller war auch einer der wichtigsten Ingenieure von August Horch, der die sächsische Autoindustrie begründet hat“, sagt Pötzsch. Erst in Reichenbach, später in Zwickau liefen die Fahrzeuge vom Band, bis Horch um 1910 die neue Marke Audi gründete. Mithilfe Graumüllers konnte er ein Erfolgsmodell präsentieren. Den Audi 14/35 PS, der zum Dauersieger der Alpenrallye wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete Graumüller in der Südvorstadt die erste Audi-Werkstatt. Trotz Graumüllers Bedeutung verfiel das Grab. Aus der darüber angebrachten Kupferschale lösten sich über Jahrzehnte bei Regen Elektrolyte, die die Platte rosten ließen. „Am Ende war nichts mehr zu erkennen“, sagt Hobby-Historiker Pötzsch. Er brachte die Dresdner Audi-Niederlassung dazu, eine Patenschaft für die Grabstelle zu übernehmen.

„Wir sind sehr stolz, das Grab Alexander Graumüllers zum einhundertjährigen Jubiläum seines Sieges bei der Alpenüberquerung in neuem Glanz erstrahlen zu lassen“, sagt Betriebsleiter Matthias Naumann. Damit solle Graumüllers Tradition gewahrt werden, der die erste Audi-Niederlassung Deutschlands aufbaute. Restaurator Frank Hempel aus Wilsdruff hat den Grabschmuck jetzt gereinigt und neu aufpoliert. „Damit die Platte lange hält, haben wir sie mit Heißwachs konserviert“, sagt der 46-Jährige. Am Sonnabend soll das restaurierte Grab bei einer Führung über den Urnenhain feierlich übergeben werden.

Alle, die mehr über die Gräber vergessener Legenden erfahren wollen, führt Christoph Pötzsch am Sonnabend um 14 Uhr über den Urnenhain. Treffpunkt: Haupteingang Wehlener Straße. Karten gibt es für fünf Euro.