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Granitblöcke für den Hochwasserschutz

Der Cottaer Weißeritzabschnitt wird ausgebaggert, damit Fluten besser abfließen. Natursteine sichern die tiefere Flusssohle.

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Von Peter Hilbert

Klaus Walther blickt in die Kamera, schlägt das Lenkrad ein kleines Stückchen nach links ein. Stück für Stück rollt sein gewaltiger Muldenkipper rückwärts, mitten durch die Weißeritz. Auf der Ladefläche poltern schwere Felsbrocken, die Walther sicher ans Ziel bringt. Der 61-jährige Baumaschinist sorgt für Nachschub. „Ohne die Rückfahrkamera würde es gar nicht gehen“, erklärt er. „Mit der sehe ich jedes Hindernis genau.“ Unterdessen wartet Baggerfahrer Stefan Hegewald schon ungeduldig, bis sein Kollege die tonnenschweren Steine auf den Weißeritzgrund poltern lässt. Der ist auf dieser Hälfte weitgehend trockengelegt. Hegewald setzt seinen Greifer an, bugsiert den Granitblock an die vorgesehene Stelle der Flusssohle. Für ihn Routine, Tag für Tag, solange die Weißeritz nicht wieder anschwillt.

Etwa drei Tonnen schwer ist der Felsbrocken, den Baggerfahrer Stefan Hegewald hier auf den Flussgrund krachen lässt. Die Weißeritz vor der Cottaer Brücke an der Tonbergstraße ist bis zu 1,8 Meter tief ausgehoben worden.Fotos: Steffen Unger (2)
Etwa drei Tonnen schwer ist der Felsbrocken, den Baggerfahrer Stefan Hegewald hier auf den Flussgrund krachen lässt. Die Weißeritz vor der Cottaer Brücke an der Tonbergstraße ist bis zu 1,8 Meter tief ausgehoben worden.Fotos: Steffen Unger (2)
Baumaschinist Klaus Walther vor seinem Muldenkipper, einem sogenannten Dumper. Mit dem bringt er große Felsbrocken zum Flussbett der Weißeritz.
Baumaschinist Klaus Walther vor seinem Muldenkipper, einem sogenannten Dumper. Mit dem bringt er große Felsbrocken zum Flussbett der Weißeritz.

Projektleiter Reinhard Scholz von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) ist froh, dass der Weißeritzausbau in Cotta jetzt zügig weitergeht. Bis zu 1,80 Meter tief wird der Flussgrund hier ausgebaggert, damit bei Hochwasser die Fluten besser abfließen können. Im vergangenen Winter hatte das Wetter den Bauplan der Wasserbauer durchkreuzt. „Bis zwei Wochen vor Weihnachten konnten wir arbeiten, dann war Schluss“, sagt er. Zu viel Wasser schoss den Fluss hinab. Das ging bis zum Frühjahrshochwasser so weiter. Normalerweise fließen bis zu fünf Kubikmeter je Sekunde durch die Weißeritz. Ab der doppelten Menge muss der Bau unterbrochen werden. Wochenlang machte der hohe Pegelstand das Arbeiten unmöglich.

Für die Superflut gewappnet

2009 hatte die LTV mit dem Ausbau von Dresdens gefährlichstem Fluss begonnen, der auf insgesamt 8,2 Kilometern Länge durch die Stadt verläuft. Bei der Superflut 2002 hatte er sich zu einem reißenden Strom verwandelt, der verheerende Schäden anrichtete. Mit 400 Kubikmetern je Sekunde schoss das Wasser damals die Weißeritz hinab. Laut Statistik geschieht dies nur alle 500 Jahre. Besonders gefährlich ist der Fluss, da er sehr schnell abfließt und die Vorwarnzeiten äußerst kurz sind. Deshalb wird die Weißeritz in Dresden auf einer Länge von insgesamt 4,7 Kilometern so ausgebaut und vertieft, damit eine Jahrhundertflut wie 2002 abfließen kann. Insgesamt investieren Freistaat und Stadt dafür rund 30 Millionen Euro.

Ausgebaut ist jetzt der 900 Meter lange Abschnitt zwischen Altplauen und dem Löbtauer Kino in der Fabrik. Seit 2010 wurde das Stück an der Elbmündung hochwassersicher hergerichtet. Die Arbeiten an beiden Flussbaustellen wurden im vergangenen Jahr beendet, erklärt Projektleiter Scholz. Parallel dazu hatten 2011 die ersten Vorbereitungen im insgesamt 2,3 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Brücken Tonbergstraße und Wernerstraße begonnen. Angefangen wurde in Cotta. Zuerst haben die Bauleute einen Abwasserkanal umverlegt, der im Wege war, und sieben Weißeritz-Zufahrten zwischen der Tonberg- und der Fröbelstraße angelegt. Zudem wurde die Uferböschung mit Bohrpfählen aus Stahlbeton beziehungsweise stählernen Spundwänden gesichert. Diese Arbeiten wurden Ende 2012 beendet. Seit Herbst wird nun die Flusssohle ausgebaggert und befestigt.

Fertiggestellt sind rund 150 Meter flussaufwärts der Brücke Tonbergstraße, erläutert Scholz. Weitergebaut wird in 25 Meter langen Abschnitten. Das geschieht so: In der Flussmitte wird ein sogenannter Fangedamm aus mit Erde verfüllten Stahlelementen aufgestellt. So ist eine Weißeritzhälfte für die Bauarbeiten abgesperrt, während das Wasser auf der anderen Seite vorbeifließt. Zuerst wird die Flusssohle ausgebaggert. Danach werden die großen Natursteine eingehoben. „Der Flussausbau wird umweltschonend ohne Beton ausgeführt“, betont der Projektleiter. Ist die eine Hälfte ausgehoben und befestigt, kommt die andere Seite an die Reihe.

In einem Jahr soll die Weißeritz auf einer Länge von 600 Metern bis zur sogenannten Pegelbrücke am Emerich-Ambros-Ufer flutsicher sein. Projektleiter Reinhard Scholz von der Landestalsperrenverwaltung hofft, dass der gesamte Abschnitt bis zur Brücke Wernerstraße 2017 tiefer gelegt ist. Bis dahin muss Baumaschinist Klaus Walther noch oft in den Rückfahrspiegel seines Dumpers blicken. Täglich bugsiert er damit bis zu 15 Fuhren mit Erdmassen aus der Weißeritz und bringt zehn Ladungen Steine wieder hinunter.