Von Matthias Klaus
Großer Bahnhof im Zittauer Rathaus: Gestern Vormittag unterschrieben hier Vertreter der Grenzpolizeien dreier Länder einen Vertrag, der künftige trinationale Streifengänge regelt. Zweisprachige Streifen gibt es ja schon länger. „Seit 1999 funktioniert dies mit Polen, seit 2003 mit Tschechien“, schildert Albert Meurer, stellvertretender Leiter des Bundespolizeiamtes Pirna. Dies habe sich sehr bewährt. Nun geht’s zu dritt auf Tour. Zwei Monate lang gibt es die Drei-Länder-Streife erst einmal auf Probe. Dann werde entschieden, so Albert Meurer, ob die Streifengänge intensiviert werden sollen oder ob es andere Veränderungen gibt.
Die dreisprachige Streife ist im Raum Zittau, im Bereich des hiesigen Bundespolizeireviers unterwegs. „Für die Menschen in der Grenzregion soll sie ein deutliches Zeichen dafür sein, dass die Sicherheit auch nach dem Wegfall der Grenzkontrollen gewährleistet sein wird“, sagt Jaroslav Zeman, Vize-Chef der Fremdenpolizei im Bezirk Usti nad Labem.
In Tschechien, erläutert er, werden die Grenzpolizisten, die bisher an den festen Übergängen Dienst taten, künftig mobil zu Kontrollen eingesetzt. „Wir bleiben vor Ort, ziehen nicht ab“, betont er. Die Polizisten werden aber mehr in der Fläche unterwegs sein. „Ihr Zuständigkeitsbereich vergrößert sich“, so der Grenzschützer aus Usti. Probleme in der (Grenz-)Sicherheit sieht Jaroslav Zeman vor allem im Alltag, bei Diebstählen, im Straßenverkehr.
Ähnlich sieht es bei den polnischen Kollegen aus. Auch hier, sagt Piotr Pysz, stellvertretender Kommandant der Abteilung Grenzschutz Luban, werden die Leute von den Übergängen künftig im Grenzgebiet unterwegs sein. „Wir strukturieren schon seit einiger Zeit entsprechend um“, so Piotr Pysz. In den trinationalen sieht er vor allem eine Ergänzung der bisherigen binationalen Streifen. Letztere bleiben weiterhin erhalten. Künftig, nach dem Schengenbeitritt Polens und Tschechiens, sagt Albert Meurer, werde sich die Anzahl der Streifengänge generell erhöhen. Er geht vom Zweieinhalbfachen aus. Genau wie die Kollegen in den Nachbarländern sei der deutsche Grenzschutz gut auf die Grenzöffnung vorbereitet. Es sei, so Albert Meurer, aus seiner Sicht kein „signifikanter Anstieg“ der Kriminalitätsrate zu erwarten.
Im Gegensatz zu entsprechenden Befürchtungen hierzulande habe er in Polen nichts von Ängsten in Zusammenhang mit der Öffnung der Grenze gehört, sagt Piotr Pysz. „Wenn etwas passieren sollte, dann ist es schon passiert“, formuliert es der stellvertretende Kommandant.
Die Polizisten in der Drei-Länder-Streife beherrschen jeweils die Sprache der anderen. „Eine feste Grenze bringt auch eine sprachliche Trennung mit sich“, findet Jaroslav Zeman aus Tschechien. Die Sprachbarriere werde es noch eine Zeit lang geben. Aber er gehe davon aus, dass die jüngere Generation im Dreiländereck künftig die Sprachen der Nachbarn lernen werde.
Die trinationalen Streifengänger müssen das nicht unbedingt. Auch wenn sie sich bereits jetzt verständigen können: In Zukunft ist ihre Arbeitssprache Englisch.