Von Jana Mundus
Damals war es eine kleine Sensation. Im Herbst 2006 wurde die alte Tischlerei an der Bundesstraße 97 in Ottendorf-Okrilla abgerissen. Zwei Jahre vorher war sie abgebrannt. Bei den Abrissarbeiten fanden Arbeiter einen Grenzstein aus dem Jahr 1735. Die kleine Säule war als Stein ins Fundament eingebunden gewesen. Darauf zu sehen waren zwei gekreuzte Schwerter und die Jahreszahl. Als Zwischenlösung wurde der Grenzstein erst einmal in der Kühnmühle eingelagert. Eigentlich sollte er irgendwo wieder aufgestellt werden. Doch seit dem Artikel in der Sächsischen Zeitung am 18. Oktober 2006 ist es ruhig geworden um den Stein.
„Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, was aus dem Grenzstein geworden ist“, gibt Bürgermeister Michael Langwald (parteilos) gestern zu. Seines Wissens nach sollte die Säule ins Schloss Klippenstein kommen. „Wenn sie da nicht ist, muss sie wohl noch in der Kühnmühle liegen“, gibt er zu.
Auf Schloss Klippenstein weiß wirklich niemand etwas von diesem Grenzstein. „Mir ist nicht bekannt, dass der Stein bei uns ist“, meint gestern eine Sprecherin. Zudem gehöre Ottendorf-Okrilla auch nicht mehr in den Zuständigkeitsbereich des Schlosses. „Schon aus diesem Grund wäre eine Unterbringung bei uns eher unwahrscheinlich.“
Herbert Müller, Radebergs Wanderwegewart, hatte sich im Oktober 2006 bezüglich des Grenzsteins ebenfalls zu Wort gemeldet. Er wusste schon damals etwas mehr über die Säule zu berichten, die mit einer fortlaufenden Nummer beschriftet war. „Diese Steine standen in einem festgelegten Abstand. Daraus lässt sich also auch der Standort rekonstruieren“, erklärte er damals. Er meinte damals, es handle sich bei dem Fundstück um eine kurfürstliche Forstgrenzsäule aus Zeiten August des Starken. Auch deshalb appellierte er, den Grenzstein ins Schloss Klippenstein zu bringen.
Dieser Meinung ist er noch heute. „Auch ich befürchte, dass der Stein noch immer in der Kühnmühle liegt“, sagt er. Viel besser würde er jedoch in einem so genannten Lapidarium im Radeberger Schloss aufgehoben sein, wo Müller gern Kleindenkmale zeigen würde. „Doch leider ist das bis heute noch nicht geschehen.“
Viel schlimmer wäre es allerdings, wenn sich eine Privatperson des Steins angenommen hätte. Müller weiß, dass jedes Jahr Kleindenkmale verschwinden. „Das ist ein großes Problem“, stellt er klar. Nicht nur dreiste Diebe stellen eine Gefahr für historische Wegesäulen dar. Auch die Autofahrer. Bei einem Verkehrsunfall im Bereich Großerkmannsdorfer-/Kamenzer Straße wurde erst vor kurzem der älteste Grenzstein von Radeberg zerstört. Er stammt aus dem Jahr 1793. „Zumindest das Kopfteil liegt jetzt auf Schloss Klippenstein“, so Müller.