Von Verena Mann
Die nette Atmosphäre regt zum Scherzen an.. „Wir leben im Würstelzeitalter“, sagt Gertraude Hausmann. Sie gehört zu den Bewohnern, die sich am frühen Donnerstagabend unter den großen weißen Sonnenschirmen treffen, um ein unterhaltsames Grillfest zu feiern. Langsam zieht der Duft der Bratwürstchen vom großen Grill auch zu den Frauen und Männern der Stationen „Sonnen- und Waldblick“ herüber. Sie freuen sich, dass es das Abendessen mal in dieser nicht alltäglichen Form gibt. Schließlich sitzen an so lauen Sommerabenden die Leute gern beieinander im Freien. Man isst und trinkt und erzählt sich dies und das.
Die Verwaltung serviert
Meist drehen sich die Gespräche um das frühere Leben. Wen wundert es, wenn Frau Hausmann von der Zeit erzählt, als sie und ihr Mann noch Kinder unterrichteten. Sie habe als Neulehrerin an der Grundschule Ringenhain gearbeitet. Ja, damals seien die Kinder noch folgsamer gewesen. Nicht so wild wie heute. Ihre Tischnachbarin Martha Geiger lebt schon seit 14Jahren im Seniorenwohnhaus. „Zum Glück gibt es immer Höhepunkte“, sagt sie und erinnert daran, dass erst Ende Juni das große Sommerfest gefeiert wurde. Da sei auch so herrliches Wetter gewesen. „Andere Jahre musste das Fest wegen Regens schon ins Haus verlagert werden“, erinnert sie sich.
Mittlerweile sind die Würstchen gut durch und die umsichtigen Helfer und Helferinnen verteilen die Teller mit den Bratwürsten und dem Kartoffelsalat an die Tische. „Damit alles reibungslos läuft, haben wir für das Grillfest auch Mitarbeiter aus der Verwaltung eingesetzt und Arbeitsstunden verlagert“, sagt Dr. Constanze Clemens, die Leiterin des Hauses. Sie freut sich, dass sich rund 140 Bewohner beteiligen. „So ein Abendessen in großer Runde ist eine willkommene Abwechslung. Und wenn alle Welt grillt, dann sollen unsere Hausbewohner nicht ausgeschlossen sein.“ Auch Angehörige sind gekommen, um den Abend gemeinsam mit ihren Lieben zu genießen.
Das Erzählen am Tisch geht weiter. Gottfried Zaketh aus Wilthen deutet auf seinen Beinstumpf. Er warte jetzt auf die Prothese, um wieder das Laufen zu lernen. Auch der 85-jährige Horst Gafert sitzt im Rollstuhl. „Ich lasse mir kein Fest entgehen“, sagt er. Er sei gerne unter Leuten. Als junger Mann habe er im Ruhrpott einige Zeit Steinkohle gefördert. Seit der Zeit unter Tage ziehe es ihn immer nach draußen. Sagt’s und genießt sein Bierchen.