Von Martin Schaarschmidt
Der Großdobritzer Dorfplatz an der Dresdner Straße ist schon jetzt ein beliebter Ort. Lkw-Fahrer und Traktoristen stellen dort gerne kreuz und quer ihre Zugmaschinen oder Hänger ab. „Dieser Anblick ist nicht gerade einladend. Jetzt soll Großdobritz einen Mittelpunkt bekommen, wo man sich auch mal hinsetzt“, sagt Niederaus Bürgermeister Manfred Schmidt.
Die Dorfplatzgestaltung ist der „letzte Streich“ von Niederaus Bauamtsleiter Karl-Heinz Franke. Denn nach dem Sommer geht er mit 65 in den verdienten Ruhestand. „Die Verbindung zwischen Dresdner Straße und Friedensstraße erhält einen Asphaltbelag, der Fußweg und die Einfahrt zum Feuerwehrhaus werden gepflastert“, erklärt er. Außerdem entstehen Parkplätze, Rasenflächen und eine Schmuckrabatte. „Auch der hässliche Mast an der Dresdner Straße verschwindet, die Leitungen kommen unter die Erde“, sagt Franke.
Niederaus Gemeinderat vergab die Hauptarbeiten vergangene Woche an die Strabag. Auftragsvolumen: zirka 80 000 Euro. Davon werden 75 Prozent durch das Dorfentwicklungsprogramm gefördert.
Der Dorfbach bleibt
noch unter Tage
Das Gerätehaus des Bauhofs an der nordwestlichen Seite des Dorfplatzes war schon vor zwei Jahren aus diesem Programm saniert worden. Das Feuerwehrhaus gegenüber, das baulich in Ordnung ist, wird jetzt im Zuge der Dorfplatzgestaltung einen neuen Außenanstrich erhalten.
„Hier fahren täglich Hunderte Autos vorbei. Wenn der Platz mit der großen Eiche, der denkmalgeschützten Trafostation und der Telefonzelle auch noch einen Maibaum bekommt und ein paar Bänke aufgestellt werden, ergibt sich insgesamt ein reizvolles Bild“, freut sich Franke. Leider lasse sich der verrohrte Dorfbach zurzeit noch nicht wieder ans Tageslicht holen. Das gehe erst, wenn im Dorf der Abwasserkanal liegt und dadurch die hygienischen Probleme gelöst sind.
Großdobritz ist seit dem Jahr 2000 im Dorfentwicklungsprogramm, und der Dorfplatz ist nicht das einzige Projekt in diesem Rahmen. So soll die Alte Schule neben der Kirche umgebaut und saniert werden. Das über 100 Jahre alte Bruchsteingebäude befindet sich in einem schlimmen Zustand und ist zum Großteil ungenutzt. Hier soll ein Dorfgemeinschaftshaus mit Räumen für den Jugendclub und die Feuerwehr, für Gymnastik, Tischtennis und eventuell auch für Familienfeste entstehen. Darüber hinaus sind drei Wohnungen geplant. Das Projekt dafür sieht eine Investsumme von 520 000 Euro vor und wurde im Amt für ländliche Neuordnung Kamenz bereits eingereicht. Bauamtsleiter Franke hofft, dass die Fördermittelzusage demnächst kommt und es hier im nächsten Jahr losgehen kann.
Bis 2005 ist Großdobritz Förderdorf. Bis dahin soll endlich auch der Kanalbau in Angriff genommen werden. In diesem Zusammenhang sind auch ein Fußweg auf der stark befahrenen Dresdner Straße und der grundhafte Ausbau von Friedensstraße und Ermendorfer Straße vorgesehen – vorausgesetzt, die Fördermittel kommen.
Auch private Eigentümer können profitieren
Doch nicht nur für öffentliche Anlagen hat das Kamenzer Amt Mittel lockergemacht, auch private Eigentümer können vom Status Förderdorf profitieren. Nach Auskunft von Ortsplaner Holm Dannenberg vom Meißner Ingenieurbüro Arnold Consult wurden bisher etwa 30 private Grundstücksbesitzer mit insgesamt 300 000 Euro unterstützt. Das entspricht bei einer Förderquote von 30 Prozent einem Bauvolumen von einer Million.
Besonders für die älteren Besitzer ist es schwer, die großen Dreiseithöfe zu erhalten. Wenn man durch Großdobritz fährt, dann dominieren inzwischen die sanierten Höfe, doch im starken Kontrast dazu stehen Gebäude, die offenbar dem Verfall preisgegeben sind.
Karl Hentschel beispielsweise erinnert sich daran, dass er für das Dach der Scheune Fördermittel zu einer Zeit erhielt, da war Großdobritz noch kein Förderdorf: „Die Antragstellung damals war ziemlich kompliziert.“ Inzwischen ist er 76 und hat am Haupthaus weitergebaut. „Mit dem Dorfentwicklungsprogramm war es einfacher“, sagt er. Seine Frau Waltraut fügt hinzu: „Allerdings mussten wir Sprossen in die Fenster einsetzen. Da waren wir zunächst nicht begeistert. Aber beim Fensterputzen geht es heute trotzdem schneller als früher.“