Von Monika Dänhardt
Bettelnd strecken die Mandrills ihre Hände durchs Gitter um einen der Reis-Semmelmehl-Klöße zu erhalten, die ihnen Isabell Prüfer entgegenhält. Die junge Frau hat heute etwas Joghurt in den Kloß gemischt, damit die Tiere Mineralien bekommen. Sie ist Lehrling im dritten Ausbildungsjahr und weiß schon gut über Pflege und Aufzucht Bescheid. Bei den imposanten Mandrills ist Isabell seit über zwei Monaten. Imposant ist vor allem Benni, der Chef – Alphatier in der Fachsprache genannt. Ansonsten ist es ein ziemliches Gewusel im Gehege – viele Jungtiere sind zu entdecken. Tierinspektor Hilmar Pohle erklärt, dass sie alle hier im Zoo geboren wurden. Mit anderen Worten: Diese kleinen flinken, wach um sich blickenden Affen, die inzwischen im Außengehege auf Futtersuche gehen, sind Kinder, die Benni mit seiner Partnerin, der jetzt 20-jährigen Gitte, gezeugt hat.
Frechheit der Jugend siegt
Benni lässt keinen Zweifel daran, wer hier der Herr im Käfig ist. Da gibt es für ein vorwitziges Kind durchaus mal eine Ohrfeige. „Die Älteren zeigen Respekt. Die Jüngeren sind frech“, sagt die angehende Tierpflegerin. Als hätte eins der Äffchen ihre Worte gehört, klaut es seinem Vater einen Apfel. Der reagiert mit wütender Geste – doch der kleine Sohn rettet sich flink auf einen Baum. Isabell Prüfer ist glücklich, dass sie als eine von zwei Pflegern aus 300 Bewerbungen ausgewählt wurde. „Einige haben von dem Beruf die Vorstellung – Tiere und streicheln, das war es dann. Dass dahinter vor allem schwere körperliche Arbeit steckt, sehen sie nicht.“
Vor allem das Säubern der Gehege nimmt viel Zeit in Anspruch. Dafür gibt’s beim Füttern und bei der Beschäftigung immer mal etwas zum Schmunzeln. Zum Beispiel, wenn Benni mit verachtendem Blick und lässiger Geste eine ihm nicht genehme Apfelsine ins Wasser wirft. „So etwas können sich nur Tiere im Zoo leisten“, erklärt Tierinspektor Helmar Pohle. „In der Wildnis fressen sie, was sie finden.“ Isabell erzählt, wie sie den Mandrills eine Papiertüte mit Holzwolle gepackt und Rosinen und Nüsse darin versteckt haben. „Es war köstlich, wie sich alle mit Begeisterung darauf stürzten.“
Zwei Junge bei den Maras
In der Zeit als Isabell ihren Ausbildungsabschnitt bei den Mandrills absolvierte, brachte Gitte Kind Nummer zwölf zur Welt. Am 30. August wurde der kleine Kerl geboren, der von seiner Mutter einige Monate mit sich herumgetragen wird.Noch ist er namenlos, doch natürlich bekommt auch er einen Namen – wie seine Geschwister Kjeld, Heidi, Gretel, Egon und die anderen. Nachwuchs gab es auch bei Nagerfamilie Maras. Aber hier muss der Besucher Glück haben, will er die beiden Jungen sehen. Maras verstecken ihren Nachwuchs in Höhlen – „und beweisen sich dabei als kluge Baumeister“, sagt Tierpfleger Johannes Hacker. Den Zoo-Besuchern gibt er den Tipp, nachmittags so gegen 15 Uhr vorbeizuschauen. „Da säugt die Mutter oft ihre Jungen vor der Höhle.“
Das Leben der Maras spielt sich nämlich außerhalb der Höhle ab – selbst die Geburt. In die Höhle kommen nur die Kleinen. Nach der Geburt sitzen Mutter und Vater stundenlang bewachend vor dem Bau. Wie sie da so sitzen, sehen die meerschweinchenartigen Nagetiere fast wie Hasen aus. Das dachten wohl die Füchse, denen mehrere Tiere schon zum Opfer fielen. Auch die frühere Gefährtin des Mara-Männchens. Seine Neue kommt aus München und wurde zum ersten Mal Mama. „Sie stellt sich aber sehr gut an“, sagt Johannes Hacker, der dann von der Cleverness ihrer Vorgängerin erzählt. Sie brachte ihre Jungen sogar in Sicherheit, bevor die Höhle durch ein Unwetter mit Wasser voll lief. „Wir dachten alle, der Nachwuchs sei ertrunken. Doch dann kam die Familie uns gesund und munter entgegen.“ Ein Beispiel mehr für Beobachtungen, von denen Lehrling Isabell erzählt: „Tiere haben Charakter und durchaus Intelligenz.“