Von Katja Schäfer
Cunewalde. Das Jahr 2016 wird Carola Arnold immer als jenes in Erinnerung bleiben, in dem sie ganz neue Wege gegangen ist, ihr Leben auf völlig andere Füße gestellt hat. Zumindest was ihre Arbeit betrifft. Statt angestellte Betriebsleiterin eines großen Cateringunternehmens in Dresden ist sie jetzt selbstständig als Pächterin der Kleenen Schänke in ihrem Heimatort Cunewalde. In dem Umgebindehaus betreibt sie seit Ende Mai eine Koch- und Kulturwerkstatt, macht es zum Treffpunkt für Oberlausitzer und Gäste. Als ganz normale Gaststätte hat die Kleene Schänke nur freitags geöffnet. Ansonsten finden Feiern und verschiedene Veranstaltungen statt.
Die Bilder des Jahres in Sohland und Cunewalde
Das Konzept ist ungewöhnlich. Aber offenbar trifft die 54-Jährige, die verheiratet ist und zwei erwachsene Söhne hat, damit genau den Nerv der Leute. „Es ging von null auf hundert. Die große Resonanz macht mich immer noch sprachlos“, sagt Carola Arnold nach den ersten sieben Monaten. Ob Handwerkermarkt, Oberlausitzer Nachmittag, Koch- oder Floristikkurse, Reisevortrag, Gänseessen mit Kultur, Adventsausstellung oder andere Angebote – der Andrang ist groß. „Gerade in der Vorweihnachtszeit gab es so viele Anfragen, dass ich schweren Herzens einige absagen musste“, berichtet die Unternehmerin, die mittlerweile schon zwei Mitarbeitern einen Teilzeit-Job und einer Frau eine geringfügige Beschäftigung bieten kann.
Netzwerk aufgebaut
Innerhalb kurzer Zeit ist es Carola Arnold mit ihrer herzlichen und gewinnenden Art gelungen, ein Netzwerk aufzubauen, zu dem unter anderem eine Töpferin, eine Friseurin und ein Spirituosenfachmann gehören, die mit ihrem Wissen und Können den Veranstaltungsplan bereichern. Für das passende Essen sorgt die Wirtin. Wenn zum Beispiel ein Jäger über sein Leben plaudert, kocht sie dazu Wildgerichte. Eine Whisky-Verkostung rundet die gelernte Köchin mit einem schottischen Menü ab.
„Jede Veranstaltung ist individuell und noch ist alles neu für uns. Beratung und Vorbereitung brauchen viel Zeit. Weil wir noch keine standardisierten Abläufe haben, ist der Arbeitsaufwand sehr hoch“, sagt die Unternehmerin. Im neuen Jahr will sie Systematik reinbringen, um ihre Kraft zu schonen – und sie dafür einsetzen zu können, das Programm auszubauen. „Ich möchte zum Beispiel noch mehr Angebote für Familien- und Firmenfeiern machen, auch mit Kultur“, sagt Carola Arnold. Wobei Kultur nicht nur Musik oder Buchlesung heißt. Es kann ebenso das gemeinsame Plätzchen-Backen oder Töpfern sein.
Neu: der Sonntags-Brunch
Auch für das „Kochen mit Spaß“ will sie den Themenkatalog erweitern. „Ob Kollegen-Teams oder befreundete Familien – wir kochen gemeinsam, was sie mögen, von der leckeren Soße bis zum veganen Menü“, umreißt die Schänken-Wirtin und betont: „Dabei bin ich nicht Frau Oberlehrerin. Die Gäste profitieren von mir, ich aber auch von ihnen.“ Neu im neuen Jahr ist der Sonntags-Lunch. Beim ersten am 15. Januar dreht sich das Buffet um Fisch aus der Region. Reservierungen sind noch möglich.
Auf die To-do-Liste für 2017 hat Carola Arnold auch die Intensivierung der Werbung und die Überarbeitung der Internetseite gesetzt. „Bisher kamen Neugierige. Jetzt geht’s darum, das Ganze zu stabilisieren und die Dinge, die sich schon so gut entwickelt haben, dauerhaft zu etablieren“, macht die Wirtin deutlich, dass sie sich keinesfalls auf dem Erreichten ausruhen will.
Dass die Kleene Schänke Ende Januar/Anfang Februar Betriebsruhe hat, hängt damit zusammen, dass die Beheizung schwierig ist. In der Blockstube gibt es einen Kachelofen, in den anderen Räumen Elektroheizungen, die hohe Stromkosten verursachen. Deshalb wird die kälteste Zeit des Jahres, die erfahrungsgemäß auch eine schwache Zeit in der Gastronomie ist, genutzt, damit die Beschäftigten Überstunden abbauen können und die Wirtin neue Pläne schmieden, aber auch Kraft tanken kann. Denn sie ahnt: „Das zweite Jahr wird genau so intensiv wie das erste.“