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„Große Ruine“ hätte zu dem Gipfel besser gepasst

Hoch über dem bekannten Amselsee bei Rathen erheben sich mehrere Klettergipfel, die dem Bergsteiger und Wanderer unter „Storchnest“, „Bienenkorb“ „Lokomotive“ und „Lamm“ geläufig sind. Das Jahr der Erstbesteigung des Lammfelsens ist nicht bekannt.

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Von Andreas Fels

Hoch über dem bekannten Amselsee bei Rathen erheben sich mehrere Klettergipfel, die dem Bergsteiger und Wanderer unter „Storchnest“, „Bienenkorb“ „Lokomotive“ und „Lamm“ geläufig sind. Das Jahr der Erstbesteigung des Lammfelsens ist nicht bekannt. Auf den Gipfeln von „Storchnest“ und „Bienenkorb“ standen die ersten Kletterer schon 1885 und 1894. Der Dom der „Lokomotive“ wurde erstmals 1886 bestiegen, die Erstbesteigung der „Esse“ folgte im Jahre 1903. Als es noch keine Lokomotiven gab, wurde von Magister Götzinger im Jahre 1804 vorgeschlagen, den Felsen „Große Ruine“ zu nennen. Jener Name würde zur wahren Beschaffenheit des Gesteins auch besser passen als die Kompaktheit einer Lokomotive, wenn da nicht die frappante Ähnlichkeit sichtbar wäre. Anfang Oktober 1931 ereignete sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, an der Nordseite des Lammfelsens, ein Felssturz, welcher zu einer geologischen Untersuchung des gesamten Honigsteinmassivs Anlass gab. Der Stratigraphie von Dr. Alfred Seifert folgend, waren die dortigen Schichten im Mittelturon der Kreidezeit, vor rund 80 Millionen Jahren, abgelagert worden. Die unteren Sandsteinschichten gehören der Stufe d an, die darauf befindlichen Klettergipfel sind aus Sandstein der Stufe e gebildet. Beide Stufen trennt ein sandig-toniger Grenzhorizont mit der Bezeichnung Delta 2. Dieser ist nicht so fest wie das Material der Stufen d und e, woraus sich eine stärkere Verwitterung in diesem Bereich ergibt. Hinzu kam die „Lausitzer Überschiebung“, die sich über einen längeren Zeitraum vom Ende der Kreidezeit bis in das folgende Tertiär hinein, auswirkte. Durch diese tektonische Verschiebung wurde das Lausitzer Granitmassiv emporgehoben und gegen die abgelagerte Sandsteinplatte gepresst. Infolge der Pressung kam es stellenweise zu geringfügigen Horizontalverschiebungen, die nur wenige Zentimeter oder Millimeter betrugen. Auf den Verschiebungsflächen entstanden sogenannte Gleitharnische, wie sie sich an der „Lokomotive“ auch heute noch gut beobachten lassen. Die Gesteinspressung hatte die Delta 2-Schicht zusätzlich in eine Zerrüttungszone umgewandelt, was neuerliche Felsstürze befürchten ließ.

Alsbald wurde daher eine „Arbeitsgemeinschaft zur Rettung der Lokomotive“ gebildet. Unter Führung der Amtshauptmannschaft Pirna waren darin Vertreter des Landesvereins Sächs. Heimatschutz, des Gebirgsvereins für die Sächs. Schweiz und des Vereins zum Schutze der Sächs. Schweiz vereinigt. Man beschloss, alle gefährdeten Stellen und hauptsächlich den als „Esse“ bezeichneten Ostgipfel der „Lokomotive“ mittels grob behauenen Sandsteinen zu untermauern. Der vorhandenen Umgebung angepasst, wurde ein unregelmäßiges Schichtenmauerwerk ausgeführt, wobei der Steinverbund mit Kalkzementmörtel erfolgte. Die örtliche Bauleitung hatte das Forstamt Hohnstein übernommen. Dessen Arbeiter verewigten sich mit ihren Initialen EK. WR. MF. MU. und RK. am neu entstandenen Bauwerk.

Mitte Dezember 1932 war das Werk vollbracht und damit ein Wahrzeichen unserer schönen Felsenwelt gesichert.