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Große Zukunftspläne mit Super-Abitur

Abschluss. Elvira Rerih (20) aus Gröditz verlässt das Gymnasium für Wirtschaft in Riesa mit der Traumnote 1,0.

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Gratulation zu Ihrem fantastischen Notendurchschnitt von 1,0. Wie hart mussten Sie dafür arbeiten?

Ich hatte Glück und musste nicht so viel lernen. Für das Abitur habe ich sogar weniger gemacht als für die Vorprüfungen und am Ende besser abgeschnitten. Nur die Wirtschaftsprüfung war eine seltsame Prüfung. Dafür habe ich mit meiner Freundin Rita geübt. Trotzdem dachten wir, dass wir bei falschen Themen durchfallen.

Ziehen Sie mal ein Resümee über Ihre Schulzeit. Wie war die?

Abgesehen von den stressigen Prüfungen fand ich meine Schulzeit sehr schön. Ich war früh selbstständig und von der ersten Klasse an die Beste. Ich komme aus Sibirien. Da ist es sehr wichtig, denn nur die Schulbesten und die Kinder reicher Eltern haben dort die Chance, auf eine Uni zu gehen.

Gab es auch Tiefen?

Ja. Es ist nicht immer alles glatt gelaufen, doch durch meine Freunde habe ich die schweren Zeiten gut gemeistert.

Was waren Ihre Lieblingsfächer?

Außer Mathe habe ich Französisch und Russisch gerne gemacht. Sprachen liegen mir einfach.

Welche Fächer mochten Sie nicht?

Sport und auch in Kunst war ich nie gut. Meine beste Freundin aus Russland ist aber sehr begabt. Sie hat für mich gemalt, und ich habe ihr dafür in Mathe geholfen.

Im Jahr 2000 sind Sie nach Deutschland gekommen. Wie war Ihre Schulzeit hier?

Ich lernte Yen kennen und habe mit ihr zusammen Deutsch gelernt. Sie hat immer zu mir gehalten. In der Mittelschule gab es große Probleme mit einer Informatik-Lehrerin. Niemand mochte sie. Info war das einzige Fach, in dem ich eine 2 auf dem Abschlusszeugnis hatte.

Was ist das für ein Gefühl, endlich die Hochschulreife zu haben?

Ich fühle mich frei, aber auch unsicher, was meine Zukunft angeht.

Glauben Sie, dass Ihnen mit dem Super-Abitur alle Türen offen stehen?

Nein. Es gibt immer die Möglichkeit, dass ich aus finanziellen Gründen manche Dinge nicht machen kann. Ein Studium kostet viel Geld, ist schwer und braucht Zeit.

Was sind Ihre Zukunftspläne?

Ich möchte Rechtsanwältin werden. Ab Oktober studiere ich an der juristischen Fakultät in Düsseldorf.

Dann werden Sie dorthin ziehen?

Da die Wohnungen dort knapp sind, werde ich in der ersten Zeit bei meinem Vater in Solingen wohnen. Dann hoffe ich auf einen Platz im Studentenwohnheim. Mein Freund arbeitet in Düsseldorf. Darüber bin ich froh, denn wir können uns oft sehen.

Fantasieren Sie doch mal: Wo werden Sie in zehn Jahren sein? Was werden Sie machen?

Wenn ich mein Studium abgeschlossen habe, möchte ich eine Anwaltskanzlei aufmachen und mich auf Strafrecht spezialisieren. In zehn Jahren werde ich mindestens ein Kind haben, verheiratet sein und für meine Eltern sorgen. Natürlich sind das nur Wünsche, die man erst realisieren muss. Aber ich bin zielstrebig. In der Schule hatte ich mir das Ziel „1,0“ gestellt und erreicht. Ich hoffe, dass das Glück mich auch im weiteren Leben nicht verlassen wird.

Was möchten Sie gern einmal machen?

Mein Traum ist, meinem Vater und meiner Mutter ein Haus in unserem Heimatdorf zu kaufen. Sie wollen irgendwann zurück nach Russland. Ich persönlich habe mir viel vorgenommen. Wenn nicht alles klappt, ist es aber auch in Ordnung. Ich möchte jedoch später auf das, was ich geschafft habe, zufrieden und stolz schauen können.

Das Gespräch führte Julia Polony.