Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Großenhain. Das hatte Kulturzentrums-Chef Jörg Rietdorf noch nie: Bereits im Februar war der „Griff in die Bilderkiste“ am 18. November ausverkauft. Deshalb gibt es jetzt am Folgetag, am Buß- und Bettag, um 17 Uhr eine zweite „Vorstellung“. Und auch hier sind schon etliche Karten weg. Der elfte Vortrag dieser Art knüpft damit an den Wiederbeginn der Reihe von 2003 an, als Siegfried Hoffmann und Tilo Hönicke die Veranstaltungsreihe aus den 50er Jahren zu neuem Leben erweckten – und damals auch eine Wiederholung anbieten mussten: wegen großer Nachfrage.
Das riesige Interesse ist verständlich, geht es doch diesmal ums Thema Gaststätten. Weit über 100 soll es in Großenhain früher gegeben haben. Doch das ist jetzt auch eine Herausforderung. Denn die Moderatoren Tilo Hönicke und Hartmut Witschel müssen in diesem Jahr auf ihre bewährten Assistenten Steffen Peschel und Silvio Ihle verzichten. Aus privaten bzw. beruflichen Gründen haben sich die beiden Heimatforscher diesmal ausgeklinkt.
Verstärkung fanden Hönicke und Witschel in der jungen Stadtarchivarin und Ortschronistin Anke Brekow. Sie unterstützt die ehrenamtlichen Protagonisten nicht nur bei der Suche nach historischen Gaststättenfotos. „Als junges Blut wird unsere Mitarbeiterin sicher auch für jüngere Zuschauer sorgen“, freut sich Tilo Hönicke.
Fotos und Begebenheiten gesucht
Auch die Großenhainer und andere Interessierte können sich allerdings in die Vorbereitungen einbringen. Denn wer wüsste besser über Kneipen-Histörchen bescheid, als Leute, die die Kneipen besucht haben. „Wir würden uns freuen, wenn uns noch interessante und seltene Aufnahmen früherer Großenhainer Gaststätten zur Verfügung gestellt werden“, bittet Hönicke. Mit Namen versehen, sollten sie in der Großenhain-Information oder im Kulturschloss für die Organisatoren leihweise abgegeben werden. Man kann sich natürlich auch direkt an Anke Brekow im Archiv, an Tilo Hönicke im Bauamt oder an Hartmut Witschel wenden. Gern werden zudem lustige Anekdoten aus den Gaststätten entgegengenommen, mit denen der Fotovortrag gewürzt werden kann. Wie die von der Wette in der „Freundschaft“, der heutigen „Blauen Laterne“. Bauer Tanner hatte eine Wette mit seinem Freund verloren und musste mit einem Pferd ins Lokal einmarschieren.
Atmosphäre widerspiegeln
Auch in der Gaststätte Bretschneider am Frauenmarkt soll sich so eine Begebenheit zugetragen haben. Da musste mitten im Sommer ein Gast mit Skiern, Pudelmütze und Schal erscheinen, weil er eine Wette verloren hatte. Davon gibt es noch Fotos. Ebenso vom Fliegertisch und den Weinfässern zum Sitzen bei Kirst und Co. Besonders würden sich die Organisatoren über Aufnahmen vom früheren Bairischen Hof oder vom Restaurant im Berliner Bahnhof freuen. Der Vortrag soll auch zurück bis ins 19. Jahrhundert gehen. Wer hat noch Aufnahmen aus Husaren-Gaststätten? Oder vom alten Bergkeller? Bis Ende April hoffen die Veranstalter auf tatkräftige Mithilfe der potenziellen Vortrags-Besucher.