Großer Andrang in Bautzens neuem Bahnhof

Bautzen. Ein Schmuckstück, elegant und repräsentativ zugleich, ein Aushängeschild, ein einzigartiges Tor zu Stadt – an Superlativen mangelte es am Freitag nicht. Zur Eröffnung des sanierten Bautzener Bahnhofes gab es nicht nur Häppchen, sondern auch viele lobende Worte für das Großprojekt. Anderthalb Jahre Bauzeit und mehr als acht Millionen Euro stecken in dem Gebäude, das in Zukunft beides sein soll – Behördensitz und Wartehalle.
Wie wichtig den Bautzenern ihr Bahnhof ist, bewiesen sie schon am Eröffnungstag. Ab 13 Uhr durften sich die Besucher in den Räumen umsehen. Doch schon lange vor Einlass hatte sich vor der Tür eine lange Schlange gebildet. Einige waren extra angereist, um das Gebäude zu sehen. Andere kamen, weil sie mit dem Haus viele Erinnerungen verbinden. Bei Margit Stephan kam beides zusammen. Aus Taubenheim hatte sie sich für den Bahnhof auf den Weg nach Bautzen gemacht. Allerdings nicht mit dem Zug, sondern mit dem Auto. Das gehe dann doch noch schneller, erklärte sie. „Auch wenn ich nicht mehr Zug fahre, freue ich mich sehr, dass Bautzen so einen tollen Bahnhof hat“, sagte die ältere Dame. Dann wurden bei ihr Jugenderinnerungen wach. Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie für ihre Berufsausbildung noch täglich mit der Bahn nach Dresden pendelte. „Aber ich habe auch miterlebt, wie das Gebäude verfallen ist, wie es zu einem Schandfleck wurde“, sagte sie. Seit 2014 war das Haus aufgrund von Baumängeln geschlossen.
Bahnhof gibt es seit 1846
Tatsächlich blickt der Bahnhof auf eine bewegte Geschichte zurück. Bauherr Jörg Drews hatte am Freitag ein paar Jahreszahlen zusammengetragen. Eröffnet wurde das Haus 1846, erklärt Drews und sprach von der Erweiterung im Jahr 1877. Später wurde am Bahnhof immer wieder gebaut. 1921 erhielt das Gebäude seine heutige Gestalt. Wenn die Bautzener an ihren Bahnhof denken, dann haben sie vor allem ein Bild im Kopf. Das Bild von der Wartehalle mit der Kassettendecke. Davon ist heute nicht mehr viel übrig. Wie der Architekt zur Eröffnung am Freitag erklärte, mussten während der Bauzeit viele unvorhergesehene Hindernisse bewältigt werden. Und eine dieser bösen Überraschungen hatte direkt etwas mit der Decke über der Wartehalle und dem Dachgeschoss zu tun. Nach etlichen Untersuchungen war klar: Mit ein paar kosmetischen Veränderungen ist es nicht getan. Um das oberste Geschoss unter dem Dach so nutzen zu können, wie ursprünglich geplant, musste das Gebäude um etliche Zentimeter wachsen. Es habe „anspruchsvolle Gespräche“ mit dem Denkmalschutz gegeben, so der Architekt. Am Ende wurde das alte Dach komplett abgerissen und neu wieder aufgebaut.
Wie viel Platz nun im Bahnhofsgebäude entstanden ist, freut vor allem den größten Mieter des sanierten Hauses – das Landratsamt Bautzen, das bereits mit mehreren Behörden im Bahnhof eingezogen ist. Bei seiner Rede am Freitag schwärmte Landrat Michael Harig (CDU) von den tollen Bedingungen für die Mitarbeiter. Und er erklärte, warum auch die Musikschüler vom sanierten Bahnhof profitieren. Mit dem Umzug der Behörden in den Bahnhof wird das einstige Verwaltungshaus an der Tzschirnerstraße frei. Dort soll die Musikschule unterkommen. Noch in diesem Jahr werden Bauarbeiten starten, versprach er.
Stadt ist froh über private Investoren
Nicht nur für den Landkreis auch für die Stadt Bautzen sei der neue Bahnhof ein großer Gewinn, betonte Finanzbürgermeister Robert Böhmer. Er ist froh, dass der Bauherr Jörg Drews gemeinsam mit Gerald Lucas das Projekt in die Hand genommen hat. Ohne private Investoren, so sagte er bei seiner Rede, hätte die Stadt die Aufgabe nicht bewerkstelligen können.
Geöffnet hat der Bahnhof an den Wochentagen von 6 Uhr bis 20 Uhr und am Wochenende von 7 Uhr bis 18 Uhr.
Mehr Nachrichten aus Bautzen lesen Sie hier.