Großer Bahnhof am Großpostwitzer Bahnhof

Großpostwitz. Für ein paar Minuten öffneten sich am Freitag nach langer Zeit mal wieder die Türen des Großpostwitzer Bahnhofs. 2004 hatte hier der letzte Zug gehalten. Seitdem lag das Gebäude im Dornröschenschlaf. Der „Prinz“, der es aus seinem Schlummer erwecken soll, kam aus der Landeshauptstadt mit einem Fördermittelbescheid im Gepäck. Staatssekretär Dr. Frank Pfeil vom Landwirtschaftsministerium übergab das Papier mit einem Wert von 1,98 Millionen Euro an Bürgermeister Frank Lehmann.
Das Geld kommt aus dem Programm „Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum“. Dass Großpostwitz von diesem Programm profitieren kann, um aus dem alten Bahnhof das neue kommunale Zentrum der Verwaltungsgemeinschaft Großpostwitz-Obergurig entstehen zu lassen, liegt daran, dass es modifiziert wurde. Als das Programm aufgelegt wurde, waren nämlich zunächst Verwaltungsgebäude nicht förderfähig.
Unter Denkmalsschutz
Doch nun ist Frank Lehmann glücklich: „Das Feedback der Einwohner hat uns gezeigt, dass von ihnen eine öffentliche Nutzung des alten Bahnhofsgebäudes gewollt ist“, sagte er. Der bisherige Sitz der Gemeindeverwaltung platzt aus allen Nähten und eine Ertüchtigung nach den aktuellen Erfordernissen des Brandschutzes sei in dem alten Haus nicht zu realisieren. Das Bahnhofsgebäude weise dagegen zwei Treppenhäuser auf, wodurch ein zweiter Fluchtweg gegeben ist.
Norbert Dietrich vom Architekturbüro Dietrich und Partner, der die Vorplanungen erstellt hat, weiß, dass der äußere, etwas verwahrlost wirkende Eindruck des Bahnhofsgebäudes täuscht: „Damals, im Jahr 1877, als der Bahnhof entstand, baute man in einer sehr guten Qualität“, sagte er. Nicht umsonst stünde das Gebäude unter Denkmalschutz. Es sei zwar technisch sanierungsbedürftig, aber dank seiner guten Grundsubstanz ließe es sich sehr gut sanieren. Außerdem könne man mit dem Vorhaben zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Der Bahnhof wird gerettet und die Gemeinde bekommt ein ordentliches Verwaltungszentrum.
Erste Bauarbeiten im dritten Quartal
Bürgermeister Frank Lehmann stellt fest: „Wir haben realistisch geplant.“ Nachdem nun der Fördermittelbescheid vorliegt, können jetzt die Aufträge für die Ausführungsplanung ausgelöst werden. Danach kann die Ausschreibung für die Handwerkerleistungen herausgegeben werden.
Frank Lehmann rechnet damit, dass die ersten Bauarbeiten im dritten Quartal dieses Jahres starten. Zuerst müssen Dachdecker und Zimmerleute ran, um das Dach dicht zu bekommen. Auch erste Abbrucharbeiten werden erfolgen.
Um die Fluchtwege zu realisieren, müssen Zwischenwände herausgebrochen werden. Wenn alles so läuft wie geplant, können die Verwaltungsmitarbeiter aus Großpostwitz und Obergurig Mitte 2021 ihre Büroräume beziehen. Auch ein Saal für die Sitzungen der Gemeinderäte ist geplant, sowie ein Schulungs- und Aufenthaltsraum für die Jugendfeuerwehr und ein Raum für die Ortschronisten.