Von Felix Hahn
Vor rund 30 Jahren fuhr der letzte Zug am Bahnhof von Bad Gottleuba ab. Für das alte Bahnhofsgebäude gab es danach keine Verwendung. Am Sonnabend erwacht das Gebäude aus seinem Ruhestand. Annegret und Christian Helm eröffnen das Parkcafé Alter Bahnhof.
„Wir wollten ein Café und waren auf der Suche nach einer Räumlichkeit im ländlichen Bereich“, antwortet Christian Helm auf die Frage, wie sie ausgerechnet auf Bad Gottleuba gestoßen sind. Der Bahnhof stand zuerst gar nicht im Fokus der beiden. „Wir hatten erst ein anderes Gebäude in Bad Gottleuba im Blick. Das war leider zu klein, und so hat uns die Stadt den Bahnhof angeboten.“ So kamen die beiden auch auf die Idee, eine kleine Parkbahn vor dem Gebäude zu bauen. Nicht nur den Einwohnern der Stadt gefällt die Wiederbelebung des Bahnhofs. Egon und Karin Richter freuen sich ebenso. Die beiden sind alte Bad Gottleubaer und haben sich während ihrer Schulzeit kennengelernt. Arthur Jach, Karin Richters Vater, war seinerzeit Bahnhofsvorsteher von Bad Gottleuba. Er hat mit seiner Familie im ersten Stock des Bahnhofs gewohnt. Als die Hochzeit der beiden anstand, gab es keine großen Überlegungen, wo die Feier stattfinden soll. Selbstverständlich wurde die Wohnung von Karin Richters Eltern in Beschlag genommen.
Im Laufe der Jahre zog es Egon und Karin Richter aus beruflichen Gründen von Bad Gottleuba weg. Erst arbeiteten sie in Guben, und nachdem Egon Richter aus dem Berufsleben ausgeschieden war, zogen die beiden nach Nordrhein-Westfalen. Doch der Kontakt zur Heimat blieb erhalten. Nun kommen sie zu ihrer goldenen Hochzeit zurück. Zurück nach Bad Gottleuba und zurück in den Bahnhof.
„Durch Bekannte und Verwandte haben wir mitbekommen, dass sich etwas auf dem Bahnhof tut“, sagt Egon Richter. Während eines Grundschul-Klassentreffens im September vergangenen Jahres haben sie sich den Bahnhof angesehen. „So kamen wir auf den Gedanken, hier unseren 50. Hochzeitstag zu feiern.“ Schnell kontaktierte das Ehepaar die Inhaber des Cafés. „Wir hatten allen Bauunternehmen Ostern als Ziel gesetzt. Durch die goldene Hochzeit der Richters wurde das natürlich extra verstärkt“, sagt Christian Helm. Er wollte zunächst schon voriges Jahr zum Bad Gottleubaer Stadtjubiläum fertig sein. Doch da war er wohl doch zu optimistisch gewesen.
Die letzten Wochen nach dem Richtfest im Januar waren nun vom Hoffen und Bangen geprägt. Durch den frühen Kälteeinbruch mussten die Putzarbeiten im November auf Eis gelegt werden. So konnte erst ab Ende März der Oberputz aufgetragen werden. Bis auf kleinere Arbeiten ist aber alles fertig geworden.
Am Sonnabend ist es vollbracht. Die Schalmeienkapelle Bad Gottleuba gibt den Auftakt zur Eröffnungsfeier, auch Bürgermeister Thomas Mutze (parteilos) hat sich angemeldet. Zusammen mit der Familie Richter, der Familie Helm und allen anderen Gästen wird er bestaunen, wie zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder ein Zug am Bahnhof fährt – wenn auch einer kleiner. Und der Kurort hat wieder ein Kurcafé.