Grüne Lunge im Zittauer Westen

Als Ende des 19. Jahrhunderts besonders im Westen Zittaus viele Industriebetriebe, Bleichereien, Wohnungen und Straßen entstanden, wünschten sich die Anwohner einen Ort für Erholung, Sport und Spiel. Man kam auf ein Areal zwischen Mandau, Burgmühlgraben und dem hinteren Pethauer Teich. Das war einst ein Bruchwald, meist von Erlen bewachsen, mit Teichen, Moor und Morast. So beschloss der Stadtrat 1896, in der Westvorstadt einen Park von fast einem Kilometer Länge und 400 Metern Breite anzulegen.
Dafür gab er 2.000 Mark aus. Später, nach der Regulierung der Mandau, kam noch ein Fuß- und Radweg hinzu. An eine frühere Burg erinnerte da schon lange nichts mehr. Am Parkeingang wurde das Burgteich-Restaurant mit Terrasse, Kaffeegarten und Pavillon gebaut – 1897 eröffnet, 1967 saniert und umgestaltet. Der Burgteich existiert schon sehr lange, bereits Stadtchronist Johannes von Guben beschrieb ihn. Mit Kahnwärterhaus, Anlegesteg sowie Booten wurde er zum Gondelteich und hatte bis Ende der 1990er Jahre großen Zuspruch. Der hier vorbeiführende Weg wurde zur Weststraße, die Stadtgärtnerei bekam im hinteren Parkbereich ihr Refugium.
Eine weitere Attraktion erhielt der Park 1907 mit dem Licht- und Luftbad. Zur sportlichen Betätigung wurden darin zahlreiche Rasen- und Hartplätze, sogar eine Kegelbahn angelegt. Schließlich entstand auch ein Freibad mit großem 100-x-25-Meter-Schwimmbecken, 10-Meter-Sprungturm und Planschbecken für die Kleinsten. 1926 wurde es als „Bad im Westpark“ eröffnet. Die Zittauer sagten Westbad dazu. Besonders beliebt war jahrzehntelang ein kleiner Trinkwasserbrunnen. Weiter hinten, hineingebaut in den Bruchwald, gab es bis 1998 ein Parkwächterhäuschen. Ganz in der Nähe liegt der Kinderspielplatz. Schon früher beliebt, ist er seit 1999 in heutiger Gestalt nicht weniger anziehend.
Zum Westpark gehört auch das Stadion, das in den 1930er Jahren entstand. Hier fanden Fußballspiele, Radrennen und Reitturniere statt. Anfangs mit Hartplatz und Aschenbahn ausgestattet, bekam das Stadion nach der Sanierung 1999 einen Rasenbelag und wird noch immer genutzt. Die Parkanlage wird durch den Pethauer Teich mit einer kleinen Insel abgeschlossen, Viele Zittauer nennen ihn nur Karpfenteich. Hier sind viele Wasservögel heimisch.
Beim Rückweg am Burgmühlgraben fallen der Pavillon, schöne Blumenrabatten, Wege und Holzskulpturen auf. Sie wurden für die Sächsische Landesgartenschau 1999 angelegt. Für diese Veranstaltung, die Zittau gemeinsam mit Olbersdorf ausrichten konnte, wurde der gesamte Park umgestaltet. So entstanden auch das große Gewächshaus für die Blumen-Sonderschauen, eine Klangwiese mit zwei hohen Stelen, die heute leider fast gänzlich zerstört sind, der Spielplatz, der Rosengarten, die Fontäne im Burgteich und die beiden Fußgängerbrücken über die Mandau.
Noch ein Gebäudekomplex muss erwähnt werden: das Ende 1998 eröffnete „Westpark-Center“ mit seinen Sportanlagen. Es ist auch eine beliebte Veranstaltungsstätte. 2005 gab es letztmalig in diesem Haus die Gewerbe- und Bildungsmesse, die nun nur noch als Konventa in Löbau stattfindet.
Aber nicht nur im Sommer, auch für Winterfreuden ist der Park mit seinen Rodelbahnen vom Burgberg hinab ein Paradies, vor allem für Kinder. Früher waren die Bahnen viel länger und endeten in einer Senke. Aber die wurde mit Schutt verfüllt, sogar mit Asche aus Hirschfelde. Hier entstand 1946 die Kleingartenanlage „Westpark“. Auch zwei weitere Gartensparten sind im Park zwischen Weststraße und Mandau zu finden, die Vereine „Fichte“ (von der Kantstraße 1976 hierher verlegt) und „Sommerlust“ (ab 1907).
Die beliebte Fußgängerbrücke an der Burgmühle wird derzeit saniert. Auch eine Neugestaltung des Burgmühlgrabens ist in den nächsten Jahren geplant. Dabei sollen die großen Rohre in diesem Bereich verschwinden. Vielleicht plätschert irgendwann das Wasser wieder wie früher über ein Wehr und seine Steine.
Ein Park dort, wo einst Zittau entstand
- Alles begann mit einem Gesteinsblock aus Syenit mit der Inschrift „Hier entstand Zittau“. Aufgestellt wurde er 1894 von der Gesellschaft für Zittaus Geschichte auf dem Burgberg, Zittaus ältester Siedlungsstätte.
- Um das Jahr 1000 soll hier eine Wasserburg gestanden haben. Händler, die den Weg durch diese Burg nahmen, konnten gut kontrolliert werden.
- Drei Kretschame boten Durchziehenden Schutz, Stärkung und Quartier. Auch erste Siedlungshäuser sind verzeichnet. Man nannte sie „die alte Sitte“
- Am Burgmühlgraben wurde 1335 die größte Mühle der Stadt gebaut. Nach ihrem Abriss wurde auf den Grundmauern 1921 ein Wohngebäude errichtet. Hier sprang das Wasser des Burgmühlgrabens über Wehr und Steine.