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Grüner Punkt macht Brot und Wurst teurer

Riesaer Fleischer, Bäcker und Konditoren wehren sich gegen eine neue Verpackungsverordnung.

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Von Antje Becker

Brot und Wurst werden wahrscheinlich zu Beginn des nächsten Jahres in Riesa teurer, wenn die Preise für deren Verpackungen steigen. Pro Brötchentüte wird beispielsweise mit einem Plus von 0,06 Cent gerechnet. Dazu kommen ähnliche Cent-Beträge für Kuchen-Kartonagen oder Wurstpapier. Es läppert sich.

Insgesamt werden jährlich tausende Euro für jeden Bäcker-, Fleischer- oder Konditorbetrieb fällig, schätzen Experten. Der Grund: Die Verpackungen müssen künftig einen grünen Punkt tragen. Das will der Bundesrat in seiner morgigen Sitzung beschließen.

„Wir müssen dann neu kalkulieren“, sagt Matthias Brade, Obermeister der Bäcker-Innung Riesa-Großenhain und Döbeln und Inhaber von elf Backfilialen in Riesa und Umgebung. Denn bislang waren er und seine Kollegen von der Abgabe an das Duale Entsorgungssystem (Grüner Punkt) ausgenommen.

Auch die Fleischer diskutieren derzeit, ob durch diese Kosten die Preise angehoben werden müssen, sagt Andreas Näcke, Obermeister der Fleischerinnung Riesa-Großenhain und Meißen. Denn eine Alternative für die Verpackung gebe es nicht. Sowohl Wurst, Fleisch als auch Tortenstücke müssten allein aus hygienischen Gründen in Einwegpapier verpackt werden.

Beide Innungen wehren sich deshalb gegen die Zwangsabgabe. Neben schriftlichen Stellungnahmen an das Bundesumweltministerium, das für die Novellierung der Verpackungsverordnung verantwortlich zeichnet, sammelten beispielsweise die Bäcker deutschlandweit über 200000 Unterschriften.

Denn nach den gestiegenen Preisen durch höhere Ausgaben für Energie, Kraftstoff und Rohstoffe, seien weder Kunden noch Handwerkern die zusätzlichen Kosten zuzumuten, sagt Michael Wippler, Obermeister der sächsischen Bäckerinnung und Präsidiumsmitglied des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Noch hofft er, dass es dazu gar nicht kommen wird.

Sowohl der Wirtschafts- als auch Umweltausschuss des Bundesrates haben sich gegen eine Lizenzgebühr für Service-Verpackungen wie Brötchentüten ausgesprochen. Denn das Gros der Materialien würde von den Verbrauchern im normalen Müll und nicht über Papiertonne oder Gelbe Säcke – also das Duale System – entsorgt.

Stimmt der Bundesrat der Novellierung morgen dennoch zu, könnte die neue Verordnung bereits Anfang 2008 in Kraft treten, so der Sprecher des Umweltministeriums Tobias Dünow. Die Innungen wollen dann eventuell auch gerichtlich dagegen vorgehen.