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Grüße aus dem Urwald

Autokult. Der Besitzer des einzigen Rolls Royce im Kreis Bautzen ist gefunden: Ein 62-jähriger Firmenchef.

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Von Thomas Drendel

Wem gehört der einzige im Landkreis Bautzen angemeldete Rolls Royce? Die Zulassungsstelle hatte Anfang Februar in ihrer Statistik erwähnt, dass eines dieser Luxusgefährte über hiesige Straßen rollt. Seit dem wird gerätselt. Das hat jetzt ein Ende. Licht ins Dunkel brachte eine Ansichtskarte aus dem brasilianischen Urwald. Genauer aus Manaus. Die Stadt liegt ja bekanntlich am Amazonas und hat als größte Attraktion ein Opernhaus zu bieten. Das ließen sich verrückte Kautschukbarone Ende des 19. Jahrhunderts zwischen ihre Plantagen setzen. Das Haus ist vorn auf der Karte zu sehen. Hinten steht drauf: „Der Rolls Royce gehört mir. Bis bald, A. Schuster.“ Dazu der Hinweis, der Rolls werde als Werbefahrzeug für ein Museum in Bühlau genutzt. Die Gemeindeverwaltung Großharthau gibt Auskunft. Der Mitinhaber des Museums sei ein Alf Schuster. „Vielleicht hat der auch was mit Autos zu tun.“ Hat er. „Der einzige Rolls Royce des Landkreises ist offensichtlich mein weinroter „Shadow“, Baujahr 1971“, erzählt er. „Der Wagen ist nur noch für das Museum im Einsatz und für Hochzeitsfahrten.“ Gekauft hat er ihn vor 17 Jahren. Jetzt steht er mit einem Oldtimer-Kennzeichen versehen die meiste Zeit in der Garage. Sein Geld verdient Alf Schuster mit Badelatschen. Einer Weltneuheit, wie er sagt. In die Sohlen sind Namen eingestanzt. Jeder Spaziergänger kann am Strand seine ganz persönliche Visitenkarte hinterlassen: „Sexy Girl“ oder so was. 1995 kaufte der heute 62-Jährige mit Hauptwohnsitz in Bad Münder in Niedersachsen eine alte Sägemühle in Bühlau. Dort ist auch ein Uhrenmuseum untergebracht.

Dass Alf Schuster auf dem Amazonas von der Suche nach seinem „Shadow“ erfuhr war purer Zufall, sagt er. Im Urlaub habe er immer einen Packen ungelesener SZ dabei. Unter Palmen las er von der Geschichte, erzählt er. Dann fügt Schuster noch hinzu: „Falls sich jemand meldet, der Hochzeitsfahrten machen will. Das tue ich nur, wenn niemand dafür bezahlt.“ Wie bitte? „Ja, richtig. Gegen Geld mach ich das nicht“, sagt er. Lohn genug sei ihm die Unterhaltung der Paare nach der Trauung im Fond des Rolls Royce. „Die plaudern dann so ganz entspannt.“ Irgendwie passt alles zusammen: der Rolls Royce, die Badelatschen, Gratisfahrten für Hochzeitspaare, Opern im Urwald und der Hinweis auf Klaus Kinski auf der Ansichtskarte. Der spielte ja bekanntlich im Film „Fizcarraldo“ einen Opern liebenden Plantagenbesitzer in Manaus. Mit einem Schiff wollte er quer durch den Urwald. Schon wieder so eine verrückte Idee.