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Grundeigentümer stoppen Mega-Windräder

Landbesitzer an der Baeyerhöhe wollen trotz lukrativer Angebote keine Verträge mit den Windkraft-Firmen. Sie lehnen Beton auf ihren Feldern ab.

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Von Dieter Hanke

Auf der Baeyerhöhe bei Lampersdorf in der Gemeinde Klipphausen pfeift es mächtig. Immerhin ist diese mit 322 Metern die höchste Erhebung im Landkreis Meißen. Der kräftige Wind weckt Begehrlichkeiten bei Windrad-Betreibern. Fünf Anlagen stehen dort bereits – 1997 und 2003/04 errichtet. Die Boreas Energie GmbH in Dresden hat mit weiteren Betreibergesellschaften diese Räder in Regie.

Jetzt wollen Windkraft-Betreiber weitere Anlagen in diese windige Ecke stellen. Beträchtlich höher als die bestehenden, die eine Nabenhöhe von 65 Metern haben, solle diese sein. Die Mega-Windräder könnten 150 Meter oder sogar noch höher sein, um bessere Stromerträge zu erreichen.

Boreas-Mitarbeiter zogen bereits über die Fluren an der Baeyerhöhe, um den Grundstücksbesitzern Land abzuluchsen. Mit lukrativen Verträgen sollten diese gelockt werden. Man munkelt, dass nur für die Unterschrift unter dem Vertrag an die 1 000 Euro je Hektar ausgereicht wurde, plus ein ansehnliches Handgeld. Doch der größte Batzen Geld soll dann kommen, wenn die neuen Anlagen installiert sind. Denn ein 100 Meter hohes Windrad bringt in der Regel den Windrad-Investoren im Jahr an die 400 000 Euro an Ertrag. Sechs bis sieben Prozent davon wären dann für der Landeigentümer – immerhin stolze 30 000 Euro im Jahr. Das Geld ließ zwei Landeigentümer an der Baeyerhöhe bereits schwach werden. Sie kippten um und verpachteten ihre Flächen für über 20 Jahre an den Windkraft-Betreiber.

Die anderen Besitzer lehnten ab. Knapp zehn Landeigentümer, größtenteils aus Lampersdorf und Lotzen, betrifft es. Etwa 200 Hektar umfassen die Flächen an der Baeyerhöhe, die für die Windrad-Betreiber interessant sind. Im einzelnen geht es um Größen von einem halben bis 50 Hektar.

„Wir wenden uns dagegen, dass wir in der Öffentlichkeit als geldgierig dargestellt werden“, sagt ein Mitglied der Interessengemeinschaft Landeigentümer Baeyerhöhe. SZ hatte jetzt Gelegenheit, mit zwei der betreffenden Besitzer aus Lampersdorf zu sprechen. Eindeutig machten diese klar: „Egal, ob der Planungsverband Oberes Elbtal-Osterzgebirge die Baeyerhöhe als Wind-Vorranggebiet ausweist und dort weitere Anlagen erlaubt, egal ob Betreiber dort Mega-Windräder hinsetzen wollen – entscheidend ist doch, wie wir als Landeigentümer dazu stehen. Wenn wir keine Flächen hergeben, kann auch nicht gebaut werden.“

Die Interessengemeinschaft ist nicht gegen Windräder, aber gegen deren Auswüchse. „Die Baeyerhöhe darf nicht zugestellt werden“, so ein Mitglied. Bereits Ende 2012 hatte sich die Interessengemeinschaft mit der Wallenborn GmbH, die in Sachen Windräder tätig ist, verständigt, wie ihre Prämissen sind. Im Umkreis von 400 Metern von der Kuppe (trigonometrischer Punkt) darf keine Anlage stehen. Da ist auch der bekannte Steinbruch mit dem blauen Schiefer einbezogen. Der Abstand zu einer zusammenhängenden Wohnbebauung sollte mindestens 750 Meter betragen, die Nabenhöhe des Windrades darf maximal 100 Meter sein. Insgesamt könnten fünf neue Anlagen errichtet werden.

Landschaft nicht verschandeln

„Wir sind hier aufgewachsen. Es ist schön im Dorf zu leben. Hier hat man seine Wurzeln, gibt es Traditionen. Das schafft Lebensfreude. Uns gefällt die Natur hier, die schöne Baeyerhöhe, von der man weithin in das Land blickt. Deshalb wollen wir nicht unsere Gegend mit Mega-Windrädern verschandeln“, sagt ein Lampersdorfer Grundstücksbesitzer. Die anderen denken ebenso.

Mit weiteren Einwohnern haben die Landbesitzer vor Jahren eine Tafel auf der Baeyerhöhe aufgestellt, die Auskunft gibt, in welcher Himmelsrichtung und Entfernung Sehenswürdigkeiten, Berge sowie Bauwerke entdeckt werden können. Einige der Landbesitzer an der Baeyerhöhe nutzen ihre Flächen selbst für den Anbau von Getreide oder Raps, andere haben diese verpachtet. „Auf meine Felder kommt kein Beton“, sagt ein Landbesitzer. Die Interessengemeinschaft hat auch festgelegt, dass als Ausgleich für den Eingriff in die Natur, falls Windräder hinzukommen, die Gründchenwiese wieder hergestellt werden soll.

Die Landbesitzer verstehen die Sorgen der Bürger, die keine Mega-Windräder an der Baeyerhöhe wollen und Lärmbelastung und Schattenwurf befürchten. „Wir fordern deshalb, dass unabhängige Gutachten erstellt werden“, sagt ein Besitzer. Das würde auf jeden Fall auch eine Vogelzug-Studie an der Baeyerhöhe betreffen.

Die Interessengemeinschaft freut, dass die Gemeinde Klipphausen so engagiert gegen Windrad-Auswüchse vorgeht. „Das ist auch in unserem Interesse“, so ein Lampersdorfer und bezieht sich da auf den Bebauungsplan-Beschluss und eine Veränderungssperre für die Baeyerhöhe.

Unverständlich ist den Landbesitzern dagegen, dass die Bürgerinitiative gegen neue Windräder aus Schmiedewalde noch nicht den Kontakt zu den Landbesitzern an der Baeyerhöhe gefunden hat. „Wichtig ist doch das Gespräch miteinander, auch deshalb, um Vorurteile auszuräumen“, sagt Lampersdorfer Besitzer. Die Bürgerinitiative würde doch die Adressen der Landeigentümer wissen. „Wahrscheinlich besteht dort das Bild, dass wir nur aufs Geld versessen sind und uns die Menschen und die Natur einerlei sind. Dem ist aber nicht so“, sagt ein Landeigentümer und lädt die Bürgerinitiative zu einem Gespräch ein.