Von Philipp Siebert
Das Hin und Her um die Zukunft der Coswiger Westschule geht weiter. Jetzt steht fest: Leiterin Margitta Schober und ihre Kollegen müssen am Ende des Schuljahres die Umzugskisten packen. Für mindestens ein Jahr müssen sie die Kinder in Containern unterrichten, weil das Schulhaus an der Heinrich-Heine-Straße nun doch vollständig saniert wird. Der Baustart ist für den 15. Juli geplant. Dem stimmte gestern der Stadtrat zu.
„Die Übergangsräume werden auf dem Bolzplatz am Gymnasium aufgestellt“, sagt Stefan Sári, Schulamtsleiter der Stadt. Dort sollen für 200 000 Euro ähnliche Container errichtet werden, wie sie für die fünften und sechsten Klassen des Gymnasiums im letzten Jahr aufgestellt wurden. „Das ist die beste Lösung“, sagt Sári. Andere Gebäude in Radebeul, Niederau oder Meißen, aber auch private Häuser wie die Lederfabrik in Coswig, habe die Verwaltung in den letzten Wochen besichtigt. Die Kosten für Renovierungsarbeiten oder den Brandschutz wären dort aber nicht tragbar gewesen. „Außerdem müssen die Grundschüler so nicht weit pendeln und können die Turnhalle und die Fachkabinette im Gymnasium mit nutzen“, sagt Sári.
Doch nicht nur die Mädchen und Jungen der Grundschule West sind betroffen. Auch die Schüler der evangelischen Grund- und Mittelschule – darunter viele aus Radebeul und Meißen – müssen dadurch ein weiteres Jahr die Schulbank im inzwischen viel zu kleinen Schulhaus an der Serkowitzer Straße drücken. Eigentlich sollte sich die freie Schule ab dem kommenden Schuljahr das Haus in der Heine-Straße mit der staatlichen Schule teilen.
Ursprünglich sollten nur die beiden Verbinderbauten in diesem Jahr abgerissen und neu aufgebaut werden. „Wir bekommen nun aber doch mehr Fördermittel von der Sächsischen Aufbaubank (SAB)“, sagt Sári. Dadurch ist der Umbau des gesamten Gebäudes sowie der angeschlossenen Kindertagesstätte Löwenzahn, in der auch die Hortkinder der Westschule betreut werden, möglich. „Wenn wir damit fertig sind, wird die Grundschule ein offenes und modernes Haus sein wie kaum ein anderes im Landkreis“, sagt Sári. Die Grundschule soll ähnlich originell wie das Gymnasium gestaltet werden.
Aufgrund sinkender Schülerzahlen stand die Schule schon kurz vor der Schließung. Doch die Stadt fand einen Kniff, die Schule zu retten: Statt bisher zwei wird nun nur noch eine erste Klasse eingeschult. Im Rest des Hauses sollen die Kinder der freien Schule unterrichtet werden (SZ berichtete). So ist das Gebäude ausgelastet. Deshalb hat die SAB den seit 2008 jährlich gestellten Fördermittelantrag nun genehmigt. Fast sieben Millionen Euro kostet die Modernisierung. Das sind fünf Millionen Euro mehr als zunächst geplant. 40 Prozent davon will der Freistaat übernehmen.
Die restlichen Kosten wollen sich Coswig und evangelische Schule teilen. Die Stadt plant, die Zusatzkosten über Gewerbesteuereinnahmen zu finanzieren. Die freie Schule steuert zunächst gut 1,5 Millionen Euro aus Eigenmitteln und durch Bürgschaften der Eltern bei. Die fehlende Summe von einer Million Euro übernimmt vorerst die Stadt mit einer Bürgschaft mit einer Laufzeit von mindestens 20 Jahren. Über Mietzahlungen von jährlich 40 000 Euro soll die freie Schule das Darlehen zurückzahlen.
Risikoreich sei das für Coswig nicht, betont die Verwaltung. Sollte die evangelische Schule mit ihrem Projekt scheitern, werde die sanierte Westschule sofort wieder zweizügig genutzt. Denn Grund und Boden bleiben durch die Bürgschaft in Coswiger Besitz.