Von Matthias Weigel
Freital. Bis vor wenigen Wochen war der Keller der Kleinnaundorfer Schule ein dunkles, feuchtes Loch. Pilze schossen aus dem Boden. Schimmel hatte sich breitgemacht. Der Putz bröselte bis aufs Mauerwerk. Kein Ort, an dem an Unterricht zu denken wäre. Wenn am Montag das neue Schuljahr beginnt, wird aber genau das passieren.


Allerdings hat sich das Bild gehörig gewandelt: weißer Putz und Verkleidungen an den Wänden und Decken, ein farbiger Belag auf dem komplett neu aufgebauten Fußboden, neuwertige Türen und Lampen. Lediglich das Brummen des Bautrockners erinnert an die alten Zeiten. Die Schüler jedoch können hier im modernen Computerkabinett und Werkraum lernen.
Dass der alte, hässliche Keller wieder zum Schmuckstück wurde, hat triftige Gründe. 180 Schüler, elf Lehrer und die Hortbetreuer werden am Montag in das Gebäude an der Steigerstraße einziehen. Denn ihre Schule „Am Albertschacht“ an der Quäne in Wurgwitz, ein maroder Plattenbau Typ Dresden, wird ab September für zwei Jahre saniert. Lange war um die Fördermittel gerungen worden. Nun sind sie endlich da. Um die neun Millionen werden in den Standort investiert. Eine Sanierung im laufenden Betrieb aber ist problematisch, dauert länger und kostet mehr. Daher hatte der Stadtrat über Alternativen beraten, aber eine Containerlösung abgelehnt. Zu unpraktisch, zu teuer, zu aufwendig. Stattdessen fasste man im Mai 2015 die Kleinnaundorfer Schule ins Auge. Die stand seit dem Auszug der Kita Wurzelzwerge in einen Neubau am Messweg 2014 quasi leer. Und für den Ort würde die Zwischennutzung ein Meilenstein auf dem Weg zum angestrebten Erhalt des Gebäudes sein.
Dass nur Renovieren für den Plan nicht ausreichen würde, war allein in Anbetracht des Kellers klar. Mehr als 400 000 Euro – einiges mehr als geplant – musste die Stadt investieren. Und der Zeitplan war eng. Doch den Bauleuten unter Führung der Stadt und des Weißiger Ingenieurbüros Wätzig und Koch ist es gelungen. Das denkmalgeschützte Gebäude ist im Innern kaum wiederzuerkennen. Zeitgemäße Toiletten wurden eingebaut, Türen und Fenster ausgetauscht oder saniert, die Elektrik erneuert, Wände gemalert. Zudem wurde Trockenbau eingezogen, um zusätzliche kleine Zimmer für Vorbereitung, Projekte und Schülerförderung zu erhalten.
Die Stadt macht aber keinen Hehl daraus: Vieles ist Kosmetik, das meiste nicht für die Ewigkeit. Über die weitere Nutzung nach den zwei Jahren würde später diskutiert. Im Gespräch war bereits eine Nutzung für eine weitere Schulsanierung.
Sicherheit geht vor
Trotz aller Provisorien: Abstriche machen konnte man bei den Vorschriften nicht. Wesentliches Thema war der Brandschutz – mit Fluchtwegen, Rauchschutztüren und Notbeleuchtung. Sichtbarste Folge ist ein Treppengerüst an der Hinterseite, das als zweiter Fluchtweg dient.
Das Haus bietet bis ins zweite Obergeschoss neben einem Lehrerzimmer Platz für sieben Klassenräume. Mangels Speiseraum gibt es künftig Mittag aus der Assiette im Klassenraum. Ein Provisorium, mit dem man leben muss – genauso wie mit der Doppelnutzung der Räume durch den Hort. Ideal für den Sportunterricht: Die sanierte Turnhalle steht nebenan. Auch der Ortschaftsrat, der hier tagt und Veranstaltungen macht, darf die Schule mit nutzen, wie Schulamtsleiterin Ilona Helbig erklärt. Positiv auch: Der marode und seit Längerem gesperrte öffentliche Spielplatz hinter der Schule ist bei der Ertüchtigung wieder hergerichtet worden – und sogar ein kleiner Schulgarten ist entstanden.
Für den nötigen achten Klassenraum wurde im Übrigen hinterm Haus ein Container aufgestellt, nachdem die Stadt zwei Nebengebäude abreißen ließ. Weil die Schüler nun bei Wind und Wetter über den Hof ins Haupthaus müssen, wird aktuell noch über ein Dach für den kurzen Weg diskutiert. Die Stadt hat sich aber noch nicht zu einer Lösung durchgerungen.
Schulleiterin Kerstin Möller ist bis auf dieses kleine Manko sehr zufrieden mit der Kleinnaundorfer Lösung. „Es ist viel schöner geworden, als wir uns je vorstellen konnten nach dem ersten Besuch im Mai“, sagt Möller. Auch die Kollegen seien glücklich. Sie hat ein gutes Gefühl für den Schulbetrieb hier am Ausweichstandort. Der Umzug aus Wurgwitz ging bereits letzte Woche reibungslos über die Bühne.
In den vergangenen Tagen wurde in Kleinnaundorf nun fleißig eingeräumt und ausgepackt. Eine Komplettreinigung ist für heute geplant. Vielleicht klappt es ja auch noch mit der Umstellung des Telefons, die zuletzt Sorgen bereitete. „Internet funktioniert aber zum Glück“, sagt Möller. Das hofft sie auch für den täglichen Schülerverkehr mit dem Bus von Wurgwitz. Das Landratsamt habe aber viel getan, dass es klappt. Eltern wurden sogar einzeln angerufen und Lösungen abgesprochen. Außerdem postiert die Schule am Wurgwitzer Damm-Heim ihren Schülerlotsen. Der fährt dann auch in einem der Busse mit. Im anderen wird es jemand vom Hort sein.
Auch in der Schule gibt es Unterstützung. „Ich hoffe, wir haben an alles gedacht und es wird einen reibungslosen Start geben“, sagt Helbig. Sie will am Montag selbst mit vor Ort sein und helfen.