Gruppenbild mit Hitler-Torte

Alibi oder doch kein Alibi? Das war schon die große Frage, bevor die Staatsschutzkammer des Landgerichts Dresden nun einen Zeugen vernommen hat. Und auch nach dem umstrittenen Auftritt des 36-Jährigen bleibt diese Frage weiter offen. Schon seit November sitzen René H., ein 32-jährigen Wachmann, der auch als „der große Leubener“ bekannt wurde, und zwei Mitangeklagte (29, 34) vor Gericht. Sie sollen zur rechtsextremen „Freien Kameradschaft Dresden“ (FKD) gehört oder die kriminelle Vereinigung bei Gewalttaten unterstützt haben. Schwerster Vorwurf ist der Angriff auf das alternative Wohnprojekt „Mangelwirtschaft“ in Übigau am 18. Oktober 2015, der von der rechtsterroristischen Gruppe Freital geplant worden war.
H. bestreitet seine Beteiligung an dem Überfall. Er sei an dem Abend nur kurz an der Flutrinnenbrücke gewesen, um mit einer Frau zu sprechen, sagte er im Januar. Als plötzlich Vermummte auftauchten, sei er aus Angst sofort ins Auto gestiegen und losgefahren. Ja, sagte H., er habe sich nicht gut gefühlt, die Frau dort alleine stehen gelassen zu haben. In seinem Auto habe der 36-jährige Zeuge gesessen, mit dem er noch eine Geburtstagsfeier besucht habe.
Das bestätigte der Zeuge am Freitag in seiner Vernehmung. Er zeigte sogar ein Foto, das er um 21.46 Uhr auf der Party gemacht haben will. Es habe Pizza gegeben, man habe hinein gefeiert. Ja, man sei auch nur zu dritt gewesen. Ganz im Gegensatz zu H.s Verteidigern hatte der Staatsanwalt Mühe, dem „Alibi-Zeugen“ alles abzunehmen. Die Aussage decke sich nicht wirklich mit H.s Angaben, die Echtheit des Fotos, auf dem H. nicht einmal zu sehen ist, sei nicht nachvollziehbar.
Die Nebenklage-Anwälte amüsierten sich indes über die Reaktion des Zeugen auf ein anderes Foto. Ermittler hatten es auf einer Digitalkamera entdeckt. Es zeigt René H. zwischen dem 36-jährigen Zeugen und einem unbekannten Dritten. Der Zeuge links reckt den Daumen nach oben, René H. in der Mitte hält etwas Rundes in den Händen – es ist eine weiße Torte mit einem großen Hakenkreuz darauf. Daran könne er sich nicht erinnern, sagte der Zeuge.