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Gute Ernte trotz Hagelschäden

Mit der Weizenernte sind die Bauern zufrieden. Einbußen haben die Landwirte bei anderen Feldfrüchten zu verzeichnen.

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© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Landkreis. Täglich quälen sich irgendwo im Altkreis schwere Traktoren die Bundes-, Staats- und Kreisstraßen entlang und behindern den Verkehr. Mindestens zwei Wochen müssen die Kraftfahrer in Mittelsachsen noch mit den Hindernissen auf der Straße rechnen. Dann werde voraussichtlich ein Großteil der Getreidefelder abgeerntet sein, so schätzt zumindest Torsten Krawczyk, der Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Döbeln-Oschatz.

Das, was die Bauern da von den Feldern holen, stellt die Landwirte mehrheitlich zufrieden. „Im Juni hatten wir schon die Katastrophe erwartet und mit einer Ernte 20 bis 40 Prozent unter dem Durchschnitt gerechnet“, sagt Krawczyk. Dass sich die Feldfrüchte nach der Trockenheit noch einmal so gut erholen, hatte kaum einer gedacht. Ab Mitte Juli haben die Landwirte der Agrar AG Ostrau die Wintergerste von den Feldern geholt. „Der Ertrag ist sehr gut, das kam unerwartet“, sagt Wolfram Hirsch, zuständiger Abteilungsleiter Pflanzenproduktion. Aufgrund des hohen Lehmanteils in den Lößböden habe sich das Wasser gut gehalten. So konnte den Pflanzen die Trockenheit nur wenig anhaben. Auch der milde Winter sei von Vorteil gewesen, weil die Pflanzen so aus der Tiefe Wasser speichern konnten, ergänzt Torsten Krawczyk. Einen guten Ertrag sowie eine gute Qualität erwarten die Bauern auch bei der Weizenernte, die zurzeit läuft. Die Trockenheit hat dem Getreide – entgegen den Befürchtungen im Juni – nicht so stark zugesetzt. Auffällig ist jedoch, dass der Weizen, zumindest der der Landgut Westewitz GbR, unterschiedlich weit entwickelt ist, wie Torsten Krawczyk vom Landgut sagt. „Manche Bestände müssten eigentlich weiter sein. Sie brauchen aber noch ein paar schöne Tage.“

Weniger Raps geerntet

Verluste haben manche Landwirte jedoch beim Raps eingefahren. Gelitten hat die Nutzpflanze vor allem durch Hagel. Bis zu 50 Prozent Verlust beklagt Landwirt Heinz Friedrich Schönleber aus Littdorf. Vor allem auf den Feldern im Raum Großweitzschen sowie in Mochau habe das Unwetter den Raps angegriffen. „Gegen Hagelschäden sind wir glücklicherweise versichert, aber die Schäden bedeuten im Nachhinein mehr Aufwand“, sagt der Landwirt. Durch den Hagel ist der Samen des Raps ausgefallen. Jetzt wachsen Pflanzen an Stellen, wo sie eigentlich nicht hingehören. Leichte Hagelschäden gab es auch auf den Feldern der Landgut Westewitz GbR sowie bei der Agrar AG Ostrau. Im Schnitt seien zehn Prozent der Rapsernte angegriffen, sagt Wolfram Hirsch aus Ostrau. „Der Ertrag ist nicht schlecht, aber nicht so hoch wie im Vorjahr“, ergänzt der Abteilungsleiter. Glimpflich davongekommen ist hingegen die Agrarland Lüttewitz eG. „Wir sind von dem Unwetter verschont geblieben“, so Vorstandsvorsitzender Ralf Bergmann. Auch der Ölgehalt des Raps stelle ihn zufrieden. In Grünlichtenberg ist die Rapsernte noch gar nicht abgeschlossen. „Mit den Erträgen sind wir vollkommen zufrieden, auch wenn der Raps sehr spät reif geworden ist“, sagt Vorstandsvorsitzender Marcus Glitz. Vom Hagel sind die Felder der Grünlichtenberger verschont geblieben.

Ganz abgeerntet werden die Felder jetzt jedoch noch nicht. Voraussichtlich ab September werden die Landwirte den Mais und die Zuckerrüben einholen. Auch die Kartoffeln gilt es dann, zu ernten. Den Knollen hat die Trockenheit im Frühjahr wahrscheinlich am meisten zugesetzt, wie Wolfram Hirsch vermutet. „Die Ernte wird nicht zu hoch ausfallen“, sagt der Abteilungsleiter Pflanzenproduktion. Das Gleiche befürchtet Marcus Glitz von der Agrargenossenschaft Grünlichtenberg. „Es wird möglicherweise keine Spitzenernte.“ Was den Knollen jetzt gut tun würde, wäre etwas Regen.

Preise auf gutem Niveau

Auch beim Mais gibt es Abstriche, zumindest bei den Pflanzen, die aufgrund einer Zwischenfrucht auf den Feldern erst später gesät worden sind. Das, was im Mai ausgebracht wurde, konnte während der Trockenheit nicht ordentlich keimen. „Dadurch gibt es weniger Pflanzen“, erklärt Hirsch. Die Zuckerrüben haben sich nach der Dürre allerdings gut erholt.

Für die kommenden zwei Wochen benötigen die Landwirte nun vor allem eins: sonniges und trockenes Wetter, um die Ernte weiter einholen zu können. Bis Sonntag könnte das klappen. Dann soll es laut Wettervorhersage erst einmal regnen.

Eine endgültige Erntebilanz lässt sich jedoch erst im Herbst ziehen. Denn abgerechnet wird bekanntlich zum Schluss. Ob es wirklich eine gute Ernte war, bestimmt auch immer der Preis mit, den die Landwirte für ihre Produkte erhalten. Laut Torsten Krawczyk bewegen diese sich derzeit auf einem „moderaten Niveau“. Glitz befürchtet hingegen, dass es aufgrund sinkender Preise trotz guter Ernte kein Einnahmeplus geben wird. Schuld daran sei auch der niedrige Milchpreis von knapp 26 Cent. „Das wird sämtliche Einnahmen auffressen“, so Glitz, in dessen Betrieb knapp 1 000 Milchkühe stehen. „Milch wird zurzeit verramscht. Das kann ganze Betriebe ruinieren.“