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Guter Rat für Krebskranke

Zum Abschluss der Serie „Diagnose Krebs“ antworten Experten beim SZ-Telefonforum auf Leserfragen.

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© HY-photo Gernot Menzel

Von Jana Ulbrich

Krebs ist heute nicht mehr gleich ein Todesurteil. Mit neuen Therapien und Behandlungsmethoden ist es möglich, mit der Krankheit noch lange und bei relativ guter Lebensqualität weiterleben und auch geheilt werden zu können. Das ist die wichtigste Erkenntnis aus den Recherchen zur SZ-Serie „Diagnose Krebs“. Die Resonanz auf die Serie und das Interesse an diesem Thema war über Erwarten groß. Davon zeugten zum Abschluss auch die zahlreichen Anrufe beim SZ-Telefonforum. An dieser Stelle lesen Sie eine Auswahl der Fragen und die Antworten unserer Experten am Telefon.

Diplompsychologin und Psychoonkologin Anja Weißwange von der Sächsischen Krebsgesellschaft, Diplom-Medizinerin Evelin Döring-Paesch von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr, die Bautzener Fachärztin Anke Freidt und Simona Vogel, Tumorberaterin bei
Diplompsychologin und Psychoonkologin Anja Weißwange von der Sächsischen Krebsgesellschaft, Diplom-Medizinerin Evelin Döring-Paesch von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr, die Bautzener Fachärztin Anke Freidt und Simona Vogel, Tumorberaterin bei © momentphoto.de/bonss

Ich habe Brustkrebs und bin im Herbst operiert worden. Nach der OP und der anschließenden Chemotherapie war ich zu einer Anschlussheilbehandlung. Kann ich jetzt noch einmal eine Kur bekommen?

Auf jeden Fall. Innerhalb eines Jahres ist eine weitere onkologische Reha-Kur möglich. Sie müssen sich für den Antrag an Ihre Rentenversicherungsstelle wenden.

Ich habe Krebs und lebe am finanziellen Existenzminimum. Kann ich zusätzliche Hilfen bekommen?

In finanziellen Härtefällen können Sie einmalige Zuwendungen aus verschiedenen Spendentöpfen erhalten. Die Deutsche Krebshilfe hat beispielsweise einen Härtefonds eingerichtet, aus dem einmalige Zuwendungen bis zu 750 Euro gezahlt werden können. Auch die Stiftung Lichtblick der Sächsischen Zeitung hilft. Wenden Sie sich an die Tumorberatungsstelle im Landratsamt. Die Mitarbeiterinnen helfen Ihnen gern weiter.

Ich habe Brustkrebs. Können Sie mir Tipps für eine spezielle Ernährung geben, die meine Abwehrkräfte stärkt?

Lassen Sie die Finger von irgendwelchen Extremdiäten. damit können Sie ihrem Körper mehr schaden als nützen. Auch auf hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel können Sie verzichten. Ernähren Sie sich gesund und natürlich. Am besten ist eine ausgewogene, gesunde Mischkost. Essen Sie viel Obst und Gemüse mit vielen sekundären Pflanzenstoffen, die Tumorhemmstoffe enthalten. Die meisten Tumorhemmstoffe hat Knoblauch, viele stecken auch in Beerenobst, vor allem in Himbeeren, auch noch in tiefgefrorenen. Spezielle Ernährungstipps, auch zur Selen- oder Vitamin-D3-Therapie, erhalten Sie kostenlos bei der Gesellschaft für Biologische Krebsberatung, die in Dresden eine Beratungsstelle hat. Die Mitarbeiterinnen haben Informationspakete mit speziellen Ernährungstipps für verschiedene Krebsarten, auch speziell für Brustkrebs, zusammengestellt, die sie Ihnen gern zuschicken.

Meine Mutter hat Krebs, der nicht mehr heilbar ist. Diese Situation und die Angst belasten sie schwer. Könnte ihr auch jetzt noch eine psychologische Beratung helfen?

Auf jeden Fall, wenn sie das selbst gern möchte. Die Sächsische Krebsgesellschaft bietet psychologische Beratungen kostenlos an, man braucht dafür auch keinen Überweisungsschein vom Arzt. Auch für pflegende Angehörige können solche Beratungen eine wichtige Hilfe sein. Sie sind von der besonderen familiären Situation ebenfalls stark belastet. Oft helfen sie bis an ihre eigene Belastungsgrenze und vergessen dabei sich selbst.

Unsere Kinder sind beide im Grundschulalter. Sollen wir ihnen sagen, dass ihre Oma Krebs hat und möglicherweise bald sterben wird?

Sie sollten mit Ihren Kindern auf jeden Fall offen und ehrlich reden. Kinder können sehr gut spüren, was um sie herum geschieht. Wenn sie nicht einbezogen werden, reimen sie sich ihr eigenes Bild zusammen. Oder sie suchen die Schuld bei sich, wenn sie merken, dass die Erwachsenen traurig sind. Wenn Sie sich unsicher sind, in welcher Form sie mit Ihren Kindern reden sollen, können Sie sich Hilfe bei der Psychoonkologischen Beratung der Sächsischen Krebsgesellschaft holen.

Mein Mann ist seit 2008 an Krebs erkrankt und bekommt zurzeit eine Teilrente. Jetzt ist wieder eine Behandlung nötig, so dass er auch auf absehbare Zeit nicht wieder arbeiten kann. Kann er jetzt eine höhere Rente bekommen?

Ihr Mann hat Anspruch auf die volle Erwerbsunfähigkeitsrente. Den Antrag dafür müssen Sie bei der Rentenkasse stellen. Ihr Mann kann außerdem bei der Schwerbehindertenstelle im Landratsamt einen Schwerbehindertenausweis beantragen.

Ich habe Blasenkrebs und bin vorige Woche aus dem Krankenhaus entlassen worden ohne eine Beratung, wie es jetzt weitergeht. Was soll ich jetzt tun?

Wenden Sie sich an Ihren behandelnden Urologen oder Ihren Hausarzt. Ihnen steht jetzt eine Reha-Kur zu, die Ihr Arzt für Sie beantragt. Sie erhalten auch einen Schwerbehindertenausweis. Den müssen Sie beim Landratsamt beantragen. Wenn Sie unsicher sind, wenden Sie sich an die Tumorberatung im Landratsamt.

Ich bin seit 2012 an Krebs erkrankt, werde aber in absehbarer Zeit meine Arbeit wieder aufnehmen können. Besteht dann eigentlich noch mein Urlaubsanspruch aus den Vorjahren?

Ja. Ihr Urlaubsanspruch erlischt nicht. Sie müssten allerdings jeweils bis 31. März des Folgejahres angemeldet haben, dass der Urlaub in das neue Jahr übertragen wird.

Nach der Operation eines Enddarmtumors hatte ich ein halbes Jahr lang einen künstlichen Darmausgang erhalten. Der ist jetzt wieder zurückverlegt worden. Aber seitdem leide ich an Inkontinenz und traue mich nicht mehr aus der Wohnung.

Die Inkontinenz ist in ihrem Fall nichts Ungewöhnliches. Der Schließmuskel hatte ja ein halbes Jahr lang nichts zu tun und muss nun erst wieder gestärkt und trainiert werden. Dafür gibt es spezielle Trainingsprogramme, die sehr wirkungsvoll sind. Wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt. Sehr hilfreich wäre in Ihrem Fall auch eine psychologische Beratung. Die kann Ihnen helfen, mit ihrem Problem besser umzugehen. Es gibt heute viele Möglichkeiten, auch mit Inkontinenz am Leben teilnehmen zu können.