Von Carmen Schumann
Die Zehntklässler der Freien Mittelschule Johann Heinrich Pestalozzi haben es gut. Sie genießen schon ihre Ferien, während ihre Nachfolger aus der neunten Klasse noch in der Schule schwitzen. Aber nicht über Klassenarbeiten, sondern im Erste-Hilfe-Kurs. Zwei Tage lang beschäftigen sie sich mit stabiler Seitenlage oder Herzdruckmassage. Aber auch sie haben die Ferien fest im Blick.
Schulleiterin Marion Zaunick ist mit dem abgelaufenen Schuljahr und den Resultaten der Absolventen sehr zufrieden. „Wir freuen uns darüber, dass von den 17 Absolventen sieben eine weiterführende Ausbildung aufnehmen werden“, sagt sie. „Aber auch die anderen zehn haben alle einen Ausbildungsplatz in der Tasche.“ Besonders freut sich Marion Zaunick über ihre zwei Einser-Absolventen. Juliane Müller aus Großdubrau kann einen Noten-Durchschnitt von 1,1 aufweisen. Sie wurde deshalb von Kultusministerin Brunhild Kurth zu einer Auszeichnungsveranstaltung nach Dresden eingeladen.
Leistungswillen von allen Seiten
„Ich bin sehr stolz auf unsere Zehntklässler“, sagt Marion Zaunick. Die guten Ergebnisse seien aber auch auf das Engagement der Lehrer und der Elternhäuser zurückzuführen gewesen. Von allen Seiten sei ein Leistungswille zu spüren gewesen. Die Stundenausfälle hätten im zurückliegenden Schuljahr unter zwei Prozent gelegen. Gründe für diese gute Bilanz sieht die Schulleiterin vor allem in der Überschaubarkeit ihrer Freien Mittelschule.
„Bei uns sind in den Klassen nicht mehr als 24 Schüler – da kann sich keiner abducken“, sagt sie. Für das kommende Schuljahr sind 20 Fünftklässler angemeldet. „Laut unserem Konzept sind wir bestrebt, die Kapazität von 24 Schülern nicht voll auszulasten“, sagt Marion Zaunick. Die Freie Mittelschule Großdubrau startete 2007 mit 15 Schülern. Eine Besonderheit ist, dass der Hauptschulgang hier erst in der 9. Klasse startet und nicht wie in staatlichen Schulen schon ab der 6. Klasse. Die Hauptschüler werden nur in den Grundfächern separat unterrichtet. Da kann es durchaus passieren, dass – wie in diesem Schuljahr – nur zwei Schüler einem Lehrer gegenübersitzen. Auch beide Hauptschulabsolventen dieses Jahres, davon eine Schülerin mit qualifiziertem Hauptschulabschluss, haben schon einen Ausbildungsplatz. Überhaupt sei der Vorteil an einer so kleinen Schule, dass die Lehrer alle Schüler persönlich kennen und es keine Anonymität gibt. Die Überschaubarkeit garantiere ein gutes Miteinander. Jeder – ob Schüler oder Lehrer bringe sich mit seinen Ideen ein. So hatte erst in dieser letzten Schulwoche die Sportlehrerin ein Sportfest auf die Beine gestellt. „Jeder ist hier mit Herzblut dabei!“, sagt Marion Zaunick.
Die Eltern wiederum schätzen, dass die Schüler am Ort bleiben können und nicht mit dem Schulbus fahren müssen. Trotzdem gibt es an der Großdubrauer Freien Schule auch Schüler, die auf den Bus angewiesen sind – weil sie nämlich aus Bautzen kommen! Die Schüler der sechs Klassenstufen werden von zwölf fest angestellten Lehrern und fünf Honorarkräften unterrichtet.
Sehr zufrieden ist Marion Zaunick auch mit der Berufsorientierung an ihrer Schule. Zum einen ist Emmely Zobel von der Arbeitsagentur häufig an der Schule, um die Schüler zu beraten. Zum anderen gibt es einen Kooperationsvertrag mit dem Überbetrieblichen Ausbildungszentrum in Bautzen. Die Achtklässler dürfen dort viermal im Schuljahr für drei Tage reinschnuppern. Zusätzlich absolvieren sie ein einwöchiges Praktikum in einem selbst gewählten Betrieb. Die Neuntklässler absolvieren dann noch einmal ein 14-tägiges, freigewähltes Schülerpraktikum.
Für die Ganztagsangebote sind zahlreiche Vereine mit im Boot. So der Verein Margarethenhütte und der Sportverein 1860 Großdubrau, der Skiverein und die Freiwillige Feuerwehr. Das bringe für beide Seiten Vorteile. Denn die Vereine rekrutierten so ja auch ihren Nachwuchs.