Nieskyer Großvermieter investiert in Horka

Allein durch seine Größe fällt das Mehrfamilienhaus an der Görlitzer Straße in Horka auf. Sein Alter sieht man dem Gebäude in der Nähe des Friedhofes nicht unbedingt an. Vor rund 100 Jahren wurde es errichtet - und schon bald soll das momentan leer stehende Gebäude wieder bewohnbar sein.
Gutsherr mit sozialer Ader für seine Landarbeiter
Gebaut wurde es Ende der 1920er-Jahre im Auftrag des Horkaer Gutsbesitzers Wolf. Der hatte einen Hof in Ober-Horka erworben, der natürlich bewirtschaftet werden musste. "Wir wissen von ihm, dass er sehr sozial eingestellt war", erzählt Bürgermeister Christian Nitschke. Mehrmals sei er als Unterstützer wichtiger kirchlicher Projekte aufgetreten. Zudem ließ er für seine Beschäftigten einen Kindergarten einrichten.
Und was heute kaum glaubhaft erscheinen mag: "Er schickte seine Mitarbeiter in einen von ihm bezahlten Ostseeurlaub", hat der Gemeindechef aus historischen Aufzeichnungen erfahren. Auch das Wohnen seiner Landarbeiter habe er nicht dem Zufall überlassen. "Dafür ließ er das Gebäude an der Görlitzer Straße errichten."
Nach Enteignung wird das Haus wieder privatisiert
Nach dem Krieg war die Gutsherrenfamilie das Anwesen allerdings los. Nach der Enteignung kam es in den Besitz der Gemeinde. Die begann 1989 mit der Sanierung, die unter heutigen Umständen jedoch kaum als solche anzusehen war. "Da wurden erstmals Toiletten eingebaut. Und je Etage eine Gemeinschaftsdusche", erinnert sich der Bürgermeister.
Immerhin habe man das Gebäude auch trockengelegt und eine Gasheizung installiert. "Wenn wir es hätten weiter bewirtschaften wollen, wären wir um eine Komplettsanierung nicht herumgekommen", so Nitschke. Das wollte man dem Gemeindehaushalt jedoch nicht zumuten und beschloss daher die Privatisierung.
Wobag Niesky will moderne Wohnungen schaffen
Vor etwa fünf Jahren fand sich eine Interessentin - eine alleinstehende Frau aus Bayern. Sie kaufte das Landarbeiterhaus zum damaligen Verkehrswert, hielt das damit einhergehende Versprechen, in die Verbesserung der Wohnqualität zu investieren, jedoch nicht ein. Schon nach zwei Jahren stand das Objekt erneut zum Verkauf. "Wir sind froh, dass es jetzt von der Wohnungsbaugenossenschaft Niesky übernommen wurde", erklärt Christian Nitschke. Im Herbst 2019 wurden sämtliche Formalitäten abgeschlossen.
Noch ganz am Anfang mit den Überlegungen
Nach dem Wunsch der Gemeinde sollen hier am besten altersgerechte Wohnungen entstehen. "Wir haben einige ältere Bürger im Ort, denen es zunehmend schwerfällt, ihre Häuser zu bewirtschaften, die aber trotzdem in Horka bleiben wollen. Das Objekt hier wäre für solche Zwecke sicher gut geeignet", sagt der Gemeindechef.
So weit, sagt Wobag-Prokuristin Sandra Semmer, sei man mit den Überlegungen allerdings noch nicht. Fest stehe nur: Der Wohnraum soll für alle Generationen geeignet sein. Noch in diesem Jahr wolle man mit den Bauarbeiten beginnen.