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Haben Sie jetzt Angst vorm Zugfahren?

Die befragten Reisenden, die gestern auf dem Döbelner Hauptbahnhof angekommen oder abgefahren sind, scheinen von den Kofferbombenfunden und der Jagd nach den Tätern kaum beunruhigt. Angst vorm Zugfahren...

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Die befragten Reisenden, die gestern auf dem Döbelner Hauptbahnhof angekommen oder abgefahren sind, scheinen von den Kofferbombenfunden und der Jagd nach den Tätern kaum beunruhigt. Angst vorm Zugfahren haben sie jedenfalls nicht – nicht zuletzt, weil sie zumeist auf dieses Verkehrsmittel angewiesen sind.

Viola Schmidt pendelt von Montag bis Freitag mit dem Zug zwischen Riesa und Döbeln. Sie steige trotz der aktuellen Ereignisse ohne Bedenken in die Züge ein. „Auf jeden Fall setze ich mich sorglos in den Zug. Auch von Mitreisenden habe ich noch keine ängstlichen Diskussionen gehört“, sagt die 16-Jährige.

Auch die 20-jährige Jasmin Abusale sieht die Dinge gelassen. Sie kommt gerade aus dem Urlaub und hat für drei Wochen in Ägypten die Familie ihres Vaters besucht. „Im Urlaub hörte ich bereits, dass Urlauber aus den arabischen Ländern strenger kontrolliert werden. Aus dem Fernsehen erfuhr ich auch von den geplanten Terroranschlägen in Deutschland, die zum Glück verhindert werden konnten“, erzählt sie. Bedenken, in einen Zug zu steigen, habe sie nun trotzdem nicht. „Am Ende ist es Schicksal, wenn einem etwas passiert“, meint sie.

Keinerlei Angst beim Bahnfahren verspürt Veronika Gude. „Ich komme gerade aus Nossen und reise nur mit der Bahn und werde das auch weiterhin tun“, erklärt die 56-Jährige. Passieren könne einem schließlich überall etwas, „wenn es einem bestimmt ist“. Auch in ihrer Familie mache sich niemand Sorgen oder habe jetzt Angst, mit der Bahn zu reisen.

Sebastian Hanisch findet es alles andere als gut, dass sich der Terrorismus nun auch in Deutschland breit mache. „Ich denke aber, dass es nicht bis zu uns herkommen wird und fahre ohne Bedenken täglich zur Arbeit“, sagt der 20-Jährige. Er pendelt täglich zwischen Döbeln und Oschatz.

Ungute Gefühle verspüre Stefan Müller (20) beim Bahnfahren nicht, seit über die Terrorgefahr in Deutschland debattiert wird. Er lernt in Döbeln und reist täglich aus Stauchitz mit dem Zug an. „Wenn etwas passiert, passiert es und ändern kann man nichts daran. Ich muss ja täglich zur Arbeit fahren und sehe keine Probleme“, sagt er.

Die 67-jährige Charlotte Kunz beschäftigt die Terrorgefahr schon, gibt sie unumwunden zu. Sie mache es traurig, dass überhaupt Menschen zu derartigen Gewalttaten bereit sind. „Ich bin grundsätzlich keine so ängstliche Person. Trotzdem registriert man es im Hinterkopf schon etwas durch die täglichen Meldungen in den Medien. In der Öffentlichkeit bewegt das schon etwas“, meint sie. „Trotzdem fahre ich ohne Bedenken nach Stolberg, wenn ich auch auf dem großen Bahnhof in Chemnitz umsteigen muss. Es muss ja nicht jeder Koffer Gefahrengut enthalten“, erzählt die ältere Dame.

Viel mehr Bauchschmerzen bereitet ihr da schon eher die Bahn AG selbst. „Ich bin das erste Mal mit dem Zug unterwegs, weil ich nach dem Tod meines Mannes kein Auto mehr habe. Zunächst ist man etwas unsicher, denn bei der Bahn hapert es mit der Information“, sagt sie.

Umfrage: Wilrun Wagner