Händlerfrust in der Corona-Krise

Döbeln. Die Corona-Krise hat die Markthändler schwer getroffen. Wer nicht gerade mit Lebensmittel handelt, der war vom Marktgeschehen ausgeschlossen. Der Döbelner Wolfgang Bürger steht seit 25 Jahren mit einem kleinen Stand auf den Märkten der Region. Er verkauft Textilien. Unterwäsche, Schlafanzüge, Nachthemden, Jogginganzüge. Oder besser – verkaufte lange nicht. „Die Zeit ist nicht einfach. Zehn Wochen war gar nichts“, erzählt er. Dabei sind die Einnahmen für den 70-Jährigen wichtig. Er bessert damit seine Mini-Rente auf und verdient sich die 450 Euro pro Monat dazu, für die er noch keine Steuern bezahlen muss. Der Döbelner hat einen kleinen Stand, aber er hilft beim Überleben. Bürger will weitermachen, solange es noch gesundheitlich geht.
Deshalb ist der Markthändler auch ziemlich frustriert darüber, wie es in Döbeln gerade läuft. „Ich bin seit 1995 dienstags auf dem Wochenmarkt in Döbeln Ost. Ich bin der einzige Textilhändler, der durchgehalten hat.“ Er habe viele Stammkunden in Döbeln Ost, die nachfragen, wo er bleibt. Betagte Menschen aus dem Pflegeheim an der Unnaer Straße und dem Wohngebiet, teilweise auf Rollatoren angewiesen, die gar nicht mehr auf den Wochenmarkt im Stadtzentrum kommen.
Deshalb ist Bürger auch frustriert, dass er auf dem Parkplatz an der Unnaer Straße immer noch nicht seinen kleinen Stand aufschlagen darf. Obwohl es dort genügend Platz gebe, um die Abstände einzuhalten, wie er meint. Der Markt ist nicht groß. In der Regel teilen sich fünf Händler den Platz. Erst am vergangenen Dienstag war Bürger von der Marktmeisterin weggeschickt worden. Und das, obwohl er in den beiden Wochen davor seinen Stand hatte aufbauen dürfen. Da hatten andere Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Händler eingewiesen und abkassiert. Bürger ist im Laufe der Woche auf vier bis fünf Märkten in der Region. In anderen Städten gebe es keine derartigen Probleme, sagt er.
Sprecher räumt Fehler ein
Die Stadtverwaltung bestätigt die strenge Vorgehensweise. In Döbeln Ost sei bis auf Weiteres nur ein Frischemarkt mit Lebensmitteln erlaubt, sagte Stadtsprecher Thomas Mettcher auf Anfrage von saechsische.de. Und zwar solange, bis es Regelungen gibt, die den gemischten Markt wieder zulassen. Mettcher räumte Fehler der Mitarbeiter ein, die den Textilhändler zweimal auf dem Platz zugelassen hatten.
Für die Markthändler, die keine Lebensmittel verkaufen, hat die Stadtverwaltung seit vergangener Woche einen zusätzlichen Markt donnerstags in der Innenstadt eingerichtet. Damit soll der Wochenmarkt aufgeteilt werden, damit die nötigen Mindestabstände zwischen den Ständen eingehalten werden können. „Alle Händler sollen die Gelegenheit haben, den Markt zu nutzen“, so Mettcher. Auch Wolfgang Bürger hatte diesen Neubeginn genutzt. Viel verkauft hat er nicht. „Das war kein großer Erfolg. Die Kunden sind auf den Mittwoch als Markttag eingerichtet.“
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