Von Wulf Stibenz
Schwerlasttransporter haben gestern über Nacht die ersten der 68 Pontons für den Bärwalder See angekarrt. Die Aktion ist oft verschoben worden. „Erst hat die Statikprüfung länger gedauert, dann musste auf eine Fahrgenehmigung gewartet werden“, sagt Peter Hopperdietzel, Chef des Zweckverbands Bärwalder See. Die Riesenlaster dürfen von Rostock aus nur nachts gen Süden fahren, weil sie nicht überholt werden können.
Hafenbau mit Pontons
Doch nun kommen Tag für Tag mehr der bis zu 20 Meter langen und 44 Tonnen schweren Pontons an – rechteckig, aus einer Art Gasbeton, und trotzdem wasserfest. Ein beeindruckendes Schauspiel, was sich da am Seeufer abspielt, auch wenn die Saison für Zuschauer und Touristen längst vorbei ist.
Die Idee, den Klittener Hafen mit diesen Schwimmstegen zu bauen, ist clever. „Wenn uns der Hafen mal zu klein wird, können wir den jederzeit erweitern“, so Hopperdietzel. Jetzt werden immer drei Stück miteinander verhakt – in zwei Tagen soll das schwimmende Grundgerüst für den Hafen fertig sein. Nun scheinen auch die erträumten Bars, schwimmenden Feste und ein Radweg über den See möglich.
Nur zwei Probleme dämpfen etwas die Jubelschreie am See. Das erste betrifft den Wasserstand. „Gut zwei Meter fehlen noch“, sagt Holger Freymann, der Sachgebietsleiter Kreisentwicklung im Landratsamt. Die fallen vor allem in der Seemitte auf – denn die können größte Segelboote aufgrund des Tiefgangs nicht passieren. Es lugt auch mal eine Sandbank aus dem Wasser vor. Selbst wenn der See die magischen 123 Meter über null mal erreicht, kann der Wasserstand in trocken-heißen Sommern sinken. Das sagt nicht nur Freymann, sondern auch der Bergbausanierer LMBV. Dessen Mitarbeiter haben in der vergangenen Woche mit der Reparatur des beschädigten Spreezuleiters begonnen. Nach Monaten, in denen nur ein Rinnsal in den See geflossen ist, kann es mit der Schneeschmelze 2008 zügiger vorangehen.
Der zwei Meter ungeachtet, wird sich der Wassersport entwickeln. Die Erschließung des Sees sei im Regionalplan für Ostsachsen fest verankert, so Freymann. „Der See ist zweifelsfrei eines unserer bedeutendsten Touristenmagnete.“ Allerdings müssten Stück für Stück die Hausaufgaben erledigt werden. So ist der Rückbau der Trafostation am Boxberger Ufer notwendig. „Drüber führen wir Gespräche mit Boxberg“, sagt Hopperdietzel. Die Signale seien positiv. Wie wichtig das ist, erläutert Freymann: „In Boxberg wird sich wohl der Hauptbadestrand etablieren.“ Eine Trafostation darf da nicht stehen.
Eines haben die Verantwortlichen jedoch geklärt: Das Rettungsboot. „Wenn die Wellen bis zu einem Meter hoch sind, kann ich meine Leute nicht mit einem Schlauchboot rausschicken“, sagt Kreisbrandmeister Henry Kossack. Das Boot kommt, inklusive Anleger in Uhyst. Die gut situierte Gemeinde Boxberg finanziert das per Ratsbeschluss.
Beim zweiten Problem hofft der Zweckverband keine Federn zu lassen. Ohne Bootstouren und Wassersport sind die erhofften Touristenzahlen undenkbar. Der von Ornithologen registrierte Schwarzhalstaucher fühlt sich allerdings sehr wohl am See – und ist streng geschützt. Die seltene Vogelart ist jedoch keine Hiobsbotschaft. Segelboote könnten ohnehin fahren, für Jet-Ski, Motorboote und Surfer muss es begrenzte Bereiche geben, für Badegäste ebenso. Und der Schwarzhalstaucher ließe sich durch Schilfbeschnitt an der Südbucht dorthin locken.