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Halb Rennersdorf schiebt eine ruhige Kugel

Konzentriert steht Leo Beyer am Anlauf, die runde Kugel in der rechten Hand. Langsam trippelt er los, beugt sich dabei und lässt die Kugel sanft auf die Bahn gleiten. Sie rollt, sucht und findet ihr Ziel.

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Von Matthias Haßpacher

Konzentriert steht Leo Beyer am Anlauf, die runde Kugel in der rechten Hand. Langsam trippelt er los, beugt sich dabei und lässt die Kugel sanft auf die Bahn gleiten. Sie rollt, sucht und findet ihr Ziel. Kurz darauf ertönt die Glocke – wieder hat es der 12-Jährige geschafft, alle neun Kegel abzuräumen.

Seit drei Jahren steht er einmal pro Woche an den beiden Bahnen der Rennersdorfer Kegelbahn und trainiert. „Vorher habe ich Fußball gespielt, aber das war mir zu aufregend“, erzählt Leo, ehe er zur nächsten Kugel greift und ergänzt: „Das Kegeln ist einfach entspannter.“ Auch diese Kugel rollt auf geradem Weg die Kegelbahn entlang und trifft mehrere Kegel. Nur zwei bleiben stehen. Sie fallen nach Leos zweitem Stoß.

Auf der Nebenbahn steht Angela Schulz. Die 19-Jährige hat es beim Kegeln schon weit gebracht. „Naja, ich bin Juniorenkreismeisterin“, winkt sie bescheiden ab. Gerade hat sie ihre Schulung zur Übungsleiterin abgeschlossen und will nun den Nachwuchs trainieren.

Auf der Buckelpiste fing es an

Leo oder Angela waren noch lange nicht geboren, da fanden sich mehrere Rennersdorfer, die zum Kegeln regelmäßig nach Stolpen gingen. Horst Schaffrath war einer von ihnen. Er erinnert sich noch gut an die Bahn der damaligen Schlossschänke. „Die Bahn war buckelig, aber 1952 war das halt so.“ Irgendwann wollten die Rennersdorfer ihre eigene Kegelbahn haben. „Wir haben unsere Ärmel hochgekrempelt und 1973 im Rinderstall unsere beiden Kegelbahnen gebaut“, erzählt der 77-Jährige. Der Stolpener ist dem Kegelsport seit 57 Jahren treu geblieben und kommt auch heute noch jeden Donnerstag auf die Kegelbahn. „Bis 80 mache ich auf jeden Fall noch mit“, sagt er lachend. „Das hält mich jung.“

Nach und nach verbesserten die Rennersdorfer ihre beiden Bahnen. So haben sie ihre Kegel in den ersten zehn Jahren per Hand aufgestellt. „Einer stand am Anlauf und der andere hinten bei den Kegeln, dann haben wir uns abgewechselt“, erzählt Horst Schaffrath weiter. An der Polenzer Kegelbahn haben sie sich dann die Mechanik der Aufsteller angesehen und zu Hause nachgebaut. „Das hat dann 18 Jahre lang einwandfrei funktioniert“, erzählt Horst Schaffrath. 1997 bekamen die Bahnen schließlich moderne Technik eingebaut.

Die zahlreichen Urkunden aus mehreren Jahrzehnten an den Wänden der Kegelbahn lesen sich wie eine Chronik des Vereins. „1984 nannte sich unser Verein BSG Traktor, 1997 SV Rennersdorf-Langenwolmsdorf und heute SV Rennersdorf“, nickt Angelika Rückauf bestätigend. Seit zehn Jahren steht sie dem Verein vor und hat seitdem kaum Zeit für andere Hobbys. Sie trainiert mit weiteren Sportfreunden die Kinder- und Jugendmannschaften und hilft auch in der Damenmannschaft aus. „Mein Mann schimpft manchmal, wenn ich an den Wochenenden wieder unterwegs bin, um unseren Nachwuchs oder die Damen zu Wettkämpfen zu begleiten.“

Sie freut sich, dass viele Kegler aus Rennersdorf und den umliegenden Gemeinden Woche für Woche an den Bahnen stehen, und bedauert zugleich, dass es hier nur zwei Bahnen gibt: „Wir würden gern noch zwei Kegelbahnen anbauen.“ Der nötige Platz ist vorhanden, und so halten die Kegler auch in Zukunft an ihren Plänen fest.

Schnupperkegeln in Rennersdorf immer donnerstags, Kinder ab 16 Uhr, Erwachsene ab 18 Uhr. 035973/26891.