Hamsterkäufe in Radebeul und Coswig

Radebeul. Kann es mich treffen? Muss ich eine Quarantänezeit zu Hause verbringen? Von zwei Wochen ist immer wieder die Rede. Was braucht man, um mit Lebensmitteln, Toilettenpapier und Getränken über 14 Tage zu kommen, ohne Nachbarn oder Freunde um Hilfe zu bitten?
Offenbar haben sich in den letzten Tagen, seit ausführlich über das hochansteckende Coronavirus informiert wird, viele Menschen auch im Elbland diese Gedanken gemacht und sind gezielt einkaufen gegangen. Die Regale in Supermärkten sind teilweise deutlich schneller leer.
Einer der größten Märkte in Radebeul ist der Rewe-Markt im Löma an der Grenze zu Coswig. Marktbetreiber Björn Keyser: „Seit letzten Dienstag haben die Kunden bestimmte Dinge wirklich wie noch nie in der Menge gekauft.“ Vor allem haltbare Grundnahrungsmittel wie Knäckebrot, Nudeln, Reis, Wurstkonserven und Fertiggerichte, aber auch Hygieneartikel wie Toilettenpapier seien in großen Mengen rausgegangen. „Einige Regale sind fast leer“, sagt Keyser. Er bemühe sich schnell um Nachschub, aber manches sei nicht innerhalb von ein oder zwei Tagen nachzuliefern.
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Auch im Radebeuler Kaufland war zu spüren, dass Bürger sich bevorratet haben. Einige Regale waren deutlich leerer. Kaufland-Hausleiter Lars Mai: „Mehl Zucker, Brotbackmischungen, Toilettenpapier, Küchentücher, Desinfektionsmittel haben die Leute wie nie vorher gekauft.“ Es habe Umsätze wie Weihnachten und Ostern gegeben. Die Lager von Kaufland reagieren darauf. In zwei bis drei Tagen sei alles wieder aufgefüllt. Auf Handdesinfektionsmittel habe das Zentrallager bereits vorige Woche reagiert. Davon sei auch noch genug bei Kaufland Radebeul vorrätig.
Der Hausleiter wolle sich zugleich bei seinen Mitarbeitern wie auch den Kunden bedanken. Erstere, weil sie den Ansturm mit Bravour bewältigt haben. Mai: „Zur eigenen Sicherheit hat jeder Mitarbeiter ein Desinfektionsspray, etwa an der Kasse und im Aufenthaltsraum.“ Den Kunden wolle er für die Geduld danken, dass es zu keinen bösen Worten für etwas längeres Warten gekommen sei.
„Aufgrund unseres großen Sortiments ist die Warenversorgung grundsätzlich gewährleistet. Gemeinsam mit unseren Lieferanten arbeiten wir daran, diese auch weiterhin sicherzustellen“, heißt es aus der Kaufland-Pressestelle.
Fotos von leeren Tiefkühltruhen, Regalen und Gemüsekisten aus Supermärkten im Landkreis sorgten auf Facebook für Diskussionen. Die meisten Kommentatoren haben für Hamsterkäufe kein Verständnis, bezeichneten es als Panikmache. Andere waren sauer, dass Kartoffeln, Toast und Eier alle waren. Manche befürchten, dass dadurch der Handel die Preise wieder anziehen wird.
Dabei ist die Reaktion der Bürger, sich mit bestimmten Dingen zu bevorraten offenbar gar nicht falsch. Denn auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz rät grundsätzlich dazu, sich immer einen Vorrat für zehn Tage anzulegen. Auf der Internetseite des Bundesamtes ist nachzulesen, dass dazu länger haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel und auch dringend benötigte Medikamente gehören sollten. Sogar ein sogenanntes Notfallkochbuch wird als Aktion angeboten. Kann man auch ohne Strom eine nahrhafte Mahlzeit zubereiten? Und Ähnliches soll darin erläutert werden.
Ausnahmezustand herrscht seit Freitag auch in den Filialen von Edeka-Scheller in Großenhain. „Ich hatte vorsorglich noch Tomaten- und Instantsuppen zusätzlich geordert, nachdem ich am Donnerstagabend im Fernsehen selbst den Aufruf gehört hatte, dass die Bevölkerung für zehn Tage vorsorgen soll“, sagt John Scheller, Betreiber dreier Märkte in Dresden, Radeberg und Großenhain.
Eine gute Entscheidung, denn bis zum Sonnabend hätten die Kunden dann tatsächlich gekauft, was die Regale hergegeben hätten. Konserven, Nudeln, Fertiggerichte, Toilettenpapier, Wasser sowie besagte Suppen und Soßen wären Objekte der Begierde gewesen.
Selbst der Kohleanzünder wäre in Großenhain ausverkauft. „Und die nachträglich bestellten Produkte mussten unsere Mitarbeiter gar nicht mehr erst einsortieren. Sie wurden gleich vom Rollwagen runtergenommen“, verrät John Scheller. Der Unternehmer macht keinen Hehl daraus, dass die Abrechnungen an beiden Tagen wirtschaftlich große Freude bei ihm ausgelöst hätten. Die Umsätze bescherten ein zusätzliches Weihnachtsgeschäft.
Von „erhöhten Absatzmengen“ im gesamten Vertriebsgebiet spricht auch Aldi Nord. Nudeln und Konservenartikel, Getränke und Hygieneprodukte seien besonders gefragt. Einzelne Einkäufe größerer Mengen könnten auch dazu führen, dass Artikel zeitweise in Märkten vergriffen sind. Die Versorgungssicherheit sei jedoch sichergestellt. „Weitreichende Lieferengpässe können wir zum jetzigen Zeitpunkt ausschließen“, teilt die Pressestelle des Unternehmens mit.