Von Antje Steglich
Glaubitz. Knast-Artikel sind gefragt: Vor allem Holzkohlegrills und Feuerkörbe hat der Vollzugsbedienstete Heiko Friedrich in diesem Jahr deutschlandweit verschickt. Sie gehören im Sommer zu den Verkaufsschlagern des Gitterladens – einem Online-Shop, über den seit 2005 in sächsischen Gefängnissen hergestellte Produkte vertrieben werden. Etwa 200 Artikel sind derzeit im Angebot, sagt Heiko Friedrich. Handtücher, Kinderspielzeug, Holzbänke oder auch Küchenutensilien gehören dazu. Die Palette könne je nach Saison variieren. Bestellung und Versand laufen allein über Heiko Friedrich in der JVA Zeithain, „weil es dabei ja auch um sensible Kundendaten geht“. Hergestellt werden aber alle Produkte von den Gefangenen selbst. In Zeithain zum Beispiel vom Kunstarbeitsbetrieb.
Produkte aus dem Gefängnis
Acht Häftlinge sind dort beschäftigt, sagt Leiter Jens Schäfer. Das seien vor allem Männer, die bereits eine handwerkliche Vorbildung haben. „Wir machen hier Auftragsarbeiten, und die Kunden sollen gute Qualität bekommen.“ Da bleibe keine Zeit für eine Ausbildung.
Denn es ist viel zu tun, durch Mund-zu-Mund-Propaganda habe man guten Zulauf. Privatleute, Ämter und Behörden geben vor allem Dinge aus Holz zum Aufarbeiten in die JVA Zeithain. So arbeiten die Gefangenen zum Beispiel an alten Scheunentoren, die ausgebessert werden und einen neuen Farbanstrich erhalten. Die Sachen für den Gitterladen, wie den hölzernen Bierträger oder Schlüsselkästen, fertigen die Männer eher zwischendurch, wenn es die Auftragslage mal zulässt, erklärt Jens Schäfer.
Grundsätzlich haben die Häftlinge der JVA bei ihm einen geregelten Arbeitstag, der sieben Uhr beginnt und 15 Uhr endet. Für die Mittagspause geht es zurück in die Zelle, und freitags geht es immer nur bis zwölf. Die Jobs bei Jens Schäfer sind bei den Häftlingen gefragt, es gibt sogar Wartelisten. „Es ist eine sinnvolle Beschäftigung, die Anerkennung bringt und die Gefangenen stolz macht“, erklärt JVA-Sprecher Benno Kretzschmar das große Interesse der Häftlinge am Kunstarbeitsbetrieb. Außerdem können sich die Männer nicht nur etwas dazuverdienen, sondern bekommen auch einen geregelten Arbeitsablauf – wie „draußen“ in Freiheit. Die JVA ist deshalb durchaus daran interessiert, viele solcher Jobs anzubieten.
Verschenken würde man die Dienstleistungen und Produkte aber nicht, so Benno Kretzschmar. Die Preise im Gitterladen zum Beispiel seien ganz normal mit den Kosten für Arbeitszeit und Material kalkuliert, die Einnahmen fließen dann an die jeweiligen JVAs zurück. Die stecken inzwischen schon seit Wochen im Weihnachtsgeschäft. Heiko Friedrich: „Wir haben beispielsweise Schwibbögen aus Torgau im Angebot.“