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Handwerk will Akademiker umwerben

Der Generationenwechsel in den Firmen stockt an strukturellen Hürden.

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Von Katlen Trautmann

Dresden. Im sächsischen Handwerk wackeln in den kommenden zehn Jahren Tausende Arbeitsplätze wegen unklarer Regelungen zur Unternehmensnachfolge. Nach Schätzungen des Sächsischen Handwerkstages werden in dem Zeitraum bis zu zehntausend Betriebe mit dem Ausscheiden des alten Chefs eine neue Führung brauchen. Doch hohe Hürden erschwerten die Übergabe häufig, warnte die Dachorganisation am Montag in Dresden. In 30 Prozent der Fälle komme die Übergabe wegen finanzieller Probleme nicht zustande. Als Gründe nannte der Handwerkstag Nachteile für Existenzgründer beim Zugang zu Krediten, die Erbschaftssteuer und unklare Regeln zur Bestimmung des Firmenwertes. „Das Handwerk ist noch nicht über den Berg“, sagte Präsident Joachim Dirschka.

Zudem fehlen junge Leute mit Faible fürs Handwerk. Dirschka schlug vor, mehr als bisher Hochschulabsolventen für ein Berufsleben als Handwerker zu gewinnen und die Übernahme eines bereits bestehenden mittelständischen Betriebes als Form der Existenzgründung attraktiver zu machen.

Der Inhaberwechsel steht vor allem bei Personenunternehmen – Augenoptiker, Bäcker, Tischler, Feinwerkmechaniker – an. Jedem Fünften dieser 46000 Ein-Mann-Unternehmen in Sachsen steht ein Chef älter als 55 Jahre vor.

Am Montag präsentierte der Sächsische Handwerkstag auch die Herbstkonjunkturumfrage 2007. Das Nahrungsmittelgewerbe sieht sich als Gewinner. Das Bau- und das Kfz-Gewerbe meldeten die größten Einbrüche. „Die wirtschaftliche Lage im Handwerk ist tendenziell instabil“, sagte Vize-Präsident Christoph Brosius.