Von Jürgen Müller
In der Nossener Firma HPH Heizungsbau sind die Auftragsbücher gut gefüllt. Noch in diesem Jahr eine neue Heizung einbauen zu lassen, dafür ist es für Kunden zu spät. „Bis Jahresende wird das nichts mehr. Frühestens Mitte Januar ist das wieder möglich, bis dahin sind wir ausgebucht“, sagt Geschäftsführer Steffen Hohmann. Ein möglicher Grund für den Auftragsboom: Ab 1. Januar steigt die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Viele Bauherren wollen deshalb Arbeiten zum alten Steuersatz erledigen lassen. „Die Aufträge häufen sich in den letzten Monaten des Jahres, aber diesmal ist es mehr als sonst“, räumt Hohmann ein.
Bis Jahresende dicht
Ausgebucht ist auch der Elektromeister Kay-Uwe Klein aus Meißen: „Bis Jahresende sind wir dicht, erst für Januar und Februar gibt es bei uns für größere Aufträge wieder freie Kapazitäten.“ Ob dies tatsächlich mit der höheren Mehrwertsteuer zusammenhängt, vermag er allerdings nicht zu sagen. „Mir hat jedenfalls noch kein Kunde gesagt, dass er nur aus diesem Grund noch in diesem Jahr einen Auftrag auslösen will“, so Klein.
Möbeltischler Christian Clauß in Diera kann ein Möbelstück, dass jetzt bestellt wird, erst im Februar nächsten Jahres liefern. „Die Auftragslage ist zum Jahresende eigentlich immer gut, aber in diesem Jahr haben mir einige Kunden gesagt, dass sie wegen der höheren Steuer das Stück noch bis Jahresende haben wollen“, so der Tischler.
Einen Boom der Auftragslage sieht auch die Kreishandwerkerschaft Mittelsachsen. „Unsere Innungsversammlungen sind derzeit schlecht besucht. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Handwerker mächtig zu tun haben“, sagt Geschäftsführer Jens-Torsten Jacob. Der Landkreis Meißen profitiere vom Speckgürtel um Dresden, der bis zum Zehrener Berg reiche. Vor allem im privaten Bereich würden Aufträge wegen der höheren Steuer vorgezogen. Wegen der anziehenden Konjunktur befürchtet Jacob aber kein „Loch“ im Frühjahr, zumindest in Branchen wie dem Metall- oder Elektrogewerbe.
Noch keine Lieferengpässe, wohl aber Wartezeiten für bestimmte Produkte gibt es im Toom-Baumarkt in Meißen. „Alle Waren, die individuell angefertigt werden müssen, haben eine längere Lieferzeit“, so Geschäftsführer Torsten Melzer. Bei Türen liege sie zum Beispiel bei rund vier Wochen. Nicht rechtzeitig bestellte Ware könne möglicherweise in diesem Jahr nicht mehr geliefert werden. Ab Januar sei dann aber ausnahmslos die höhere Mehrwertsteuer fällig. „Es ist ein Trugschluss vieler Kunden, dass sie glauben, wenn sie noch in diesem Jahr die Ware bestellen, müssten sie noch den alten Steuersatz bezahlen. Kann die Ware erst 2007 ausgeliefert werden, fallen 19 Prozent Mehrwertsteuer an“, so Melzer.
Er hat aber beobachtet, dass die Kunden jetzt mehr kaufen, um dem höheren Steuersatz zu entgehen. Melzer erwartet vor dem Jahreswechsel nochmals einen regelrechten Run. Deshalb hat er vorgebaut und sich gut bevorratet. So kam in dieser Woche zum Beispiel ein ganzer Lastzug Dämmstoffe auf den Hof.
Nicht vollständig umzulegen
Doch auch wer erst im kommenden Jahr einen Handwerkertermin bekommt, kann darauf hoffen, dass in dem einen oder anderen Fall die höhere Mehrwertsteuer gespart werden kann. „Wenn in diesem Jahr ein Auftrag ausgelöst, den wir erst ab Januar ausführen können, dem räumen wir die drei Prozent Steuererhöhung als Rabatt ein, so HPH-Chef Steffen Hohmann.