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Harte Arbeit für das tägliche Brot tat Not

Zur 800-Jahr Feier inDiera soll gezeigt werden,wie die Getreideernte vor 50 Jahren aussah. Heute ersetzen Mähdrescher mehr als 300 Erntehelfer.

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Von Marcus Krämer

Das Ganze wird ein Mordsspaß werden, da ist sich Winfried Starke sicher. „Dabei war das früher eine ernste Sache“, sagt er, „ein harter Kampf ums Überleben. Heute machen wir uns daraus einen Jux.“ Starke weiß, wovon er spricht. Der 44-Jährige ist selbst Landwirt. Schon sein Vater hat mit Getreideernte seinen Lebensunterhalt verdient.

Maschinen von damals

In der Festwoche zur 800-Jahr-Feier in Diera will Starke daran erinnern, wie mühsam unsere Väter und Großväter einst arbeiten mussten, damit aus dem Getreide, das auf den Feldern wächst, Mehl zum Brotbacken wurde.

Unter dem Motto „Getreidedrusch anno 1950“ soll in Diera demonstriert werden, wie vor über 50 Jahren Weizen, Roggen, Hafer und Gerste gemäht, gesammelt, getrocknet und gedroschen wurden, um an das lebenswichtige Korn zu kommen.

Was im 21. Jahrhundert gigantische Mähdrescher erledigen, wurde früher nämlich von hunderten Erntehelfern angepackt. Heute arbeitet Starke selbst mit zwei Mähdreschern. Schon ihre Reifen sind mannshoch.

Das geplante Schaudreschen findet Ende Mai statt. Dann ist es natürlich noch viel zu früh für eine richtige Ernte. Deshalb haben Starke und seine Helfer bereits im vergangenen Jahr eine Ladung Weizen zu Garben gebunden und ins Lager gebracht – so wie es früher üblich war. „Damals wurde das Getreide erst im Winter gedroschen“, sagt er. „Heute macht das der Mähdrescher sofort.“

Binde- und Dreschmaschinen gab es vor 50 Jahren schon. Sie wurden mit dem Motor eines kleinen Traktors angetrieben.

Ganz früher, im 19. Jahrhundert, wurde das Getreide noch von Hand zusammengerafft und mit Dreschflegeln aus Holzstielen und Lederriemen bearbeitet.

So wurde die Spreu vom Weizen getrennt. Sowohl die Maschinen aus den 50er Jahren als auch die Handwerkzeuge will Starke beim Schaudreschen präsentieren. Die Museumsstücke werden von Traditionsvereinen organisiert.

Das Getreide, das seit vergangenem Jahr für das Schaudreschen gelagert wird, haben die Erntehelfer mit Sensen gemäht. Starke rechnet vor, was allein das für eine Arbeit war: „Eine Person schafft mit einer Sense ungefähr 0,4 Hektar in zehn Stunden“, sagt er. Das ist etwa so viel wie ein Fußballfeld.

Ein moderner Mähdrescher kann in derselben Zeit eine Fläche von 100 Fußballfeldern mähen – und gleichzeitig alles dreschen und binden. „Wahrscheinlich ersetzt also ein Mähdrescher heute mehr als 300 Menschen“, sagt Starke.

Wettdreschen zum Mitmachen

Das Schaudreschen werden die Darsteller in traditionellen Kostümen vorführen. Zudem plant Starke auch ein Wettdreschen zum Mitmachen für alle.

Was am Ende mit dem gedroschenen Korn geschehen soll, weiß Starke auch nicht. Die Idee, vielleicht auch von Hand Mehl zu mahlen und Brot zu backen, hält er für abwegig: „Das wäre ja viel zu viel Aufwand.“ Früher war es der Menschen tägliches Brot.