Von Wulf Stibenz
Die Bewegten in Krauschwitz fahren vor dem Bürgerentscheid am 25. November schwere Geschütze auf. Da ist von „Verwehrung von Informationen und der einseitigen Wahlbeeinflussung“ die Rede. Mit dem Teilsieg der Initiative, den Bürgerentscheid herbeizuführen, hat sich die Diskussion um Krauschwitzer Ehepartner von der sachlichen auf die emotionale Ebene begeben. Das bestreitet keiner, weder Bürgermeister Rüdiger Mönch noch die Mitglieder der Bürgerinitiative.
Infoblätter erhitzen Gemüter
„Was hier abläuft, ist gegen alle guten Sitten, wir werden deshalb mit allen legalen Mitteln gegen den Bürgermeister vorgehen“, sagt Rolf Seilberger von der Initiative. Was den Bewegten übel aufstößt, sind neben der offenen Ablehnung einer Ehe mit Bad Muskau in der Amtsblatt-Sonderveröffentlichung, vor allem neue Flyer, die wie Wahlkampfplakate aufgemacht sind: Eine schöne Frau hebt abwehrend die Hand, und ein dickes Kreuz steht beim Schriftzug: „Nein zu Bad Muskau“. Positiv wird sodann die Gemeinde Krauschwitz mit den Neißeorten, Vereinen und seiner Tradition dargestellt. Ängste vor dem Verlust von Selbstständigkeit und Gemeinwohl werden als Folgen einer freiwilligen Vereinigung mit Bad Muskau postuliert.
„Diese Infoblätter sind von uns initiiert“, erklärt Bürgermeister Rüdiger Mönch. Als „uns“ will er neben seiner Person die Gemeinderäte verstanden wissen, die per Beschluss eine Ehe mit Bad Muskau in der mit Geld vom Freistaat lockenden Freiwilligkeitsphase abgelehnt haben. Es stünden jetzt die Interessen der Gemeinde auf dem Spiel, so Mönch. Und die drehen sich vor allem um Euro. Mönchs Argumentation: Bad Muskaus Schulden sollte Krauschwitz nicht mitfinanzieren – eigene Schulden würden bei einer Fusion mit Weißwasser zusammenschmelzen. „Aber ich könnte mir auch die weitere Selbstständigkeit von Krauschwitz vorstellen“, so Mönch. Und er sagt: „Die Infoblatt-Aktion ist legitim – wir mussten so reagieren, die haben angefangen.“
Bürger entscheiden alles
Für Rolf Seilberger, Alexander Michalk und Gerhard Gallasch von der Bürgerinitiative ist dies pure Strategie. „Wenn wir kein Votum für Bad Muskau bekommen, ist für drei Jahre kein Bürgerentscheid in der Frage möglich“, sagt Seilberger. Dann würde sich die Initiative auflösen. Und in drei Jahren, so Alexander Michalk, würden andere die Ehe-Entscheidung fällen. Deshalb werden nun harte Bandagen ausgepackt, im Kampf um Stimmen.
Nach zwei Jahren Arbeitsgruppe für eine Ehe mit Bad Muskau, nach Gesprächen über eine Verbindung Krauschwitz/Weißwasser, nach Polemik und verbalen Angriffen, ist viel zerstört. Ins Hintertreffen geraten sind Abwägungen zum Zusammenschluss mit Weißkeißel und Gablenz – oder ein Verwaltungsverbund. Mönch: „Wir können über alles reden – nach dem Entscheid.“ Tatsächlich? „Die Brücken zu Bad Muskau sind nicht abgebrochen – nur will die Parkstadt ja partout nicht mit Weißwasser.“ Noch ein Schlachtfeld, das nach dem 25. November beackert werden kann.