Von Sebastian Schultz und Britta Veltzke
Den hellen Feuerschein sehen Einsatzleiter Matthias Heydel und seine Kameraden in der Nacht zum Sonnabend schon aus der Ferne. Als sie die Hasenschänke im Zeithainer Ortsteil Jacobsthal gegen drei Uhr erreichen, steht die Gaststätte in vollem Brand. „Das Dach war zu diesem Zeitpunkt schon kurz davor einzustürzen“, sagt Heydel.
Der Wehrleiter der Feuerwehr Zeithain musste zunächst die Probleme mit der Löschwasserversorgung in den Griff bekommen. „Der Hydrant in der Nähe gibt nicht genug für einen Brand dieser Größenordnung her. Wir mussten Wasser aus dem Ort holen.“ Heydel richtete dafür einen Pendelverkehr ein. Zwölf Fahrzeuge und 55 Feuerwehrleute, darunter auch aus den umliegenden Gemeinden, waren in der Brandnacht im Einsatz. „Erst gegen vier Uhr hatte wir das Feuer unter Kontrolle“, so Heydel. Das Dach konnte nicht mehr gerettet werden. Es stehen nur noch die Backsteinmauern des rund 100 Jahre alten Hauses. Alarmiert hatte die Feuerwehr ein Bahnmitarbeiter, der im Stellwerk am Bahnhof Jacobsthal Dienst hatte.
Von den Sirenen munter geworden ist auch ein Mitglied des Vereins Gohrischheide. Dem Verein gehörte die Gaststätte früher. Noch heute bewirtschaften die Mitglieder ein Nebengebäude der Hasenschänke als Schlachthaus sowie das Wildtiergehege daneben. „Ich bin gleich rausgefahren, um nach den Tieren zu sehen. Als ich die Hasenschänke in Flammen gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen. Wir haben doch hier so viel mit aufgebaut.“ Seinen Namen möchte das Vereinsmitglied nicht in der Zeitung lesen – das Verhältnis zum aktuellen Pächter sei nicht das Beste.
Seit dem vergangenen Herbst betreibt der 24-jährige Brandenburger Kay-Phillip Schwarz die Hasenschänke. Nach wilden Zeiten, in denen das Lokal auch als Stripclub genutzt wurde, wollte er die Gaststätte wieder zu dem machen, was sie einmal war: ein beliebtes Ausflugsziel.
Diese Hoffnung hatte auch Zeithains Bürgermeister Ralf Hänsel. „Umso trauriger ist es, dass die Hasenschänke abgebrannt ist. Außerdem haben viele Bürger Zeit und Arbeit in das Gebäude gesteckt. Für die Leute hier hat die Hasenschänke eine besondere, historische Bedeutung.“
Als der Verein Gohrischheide die Hasenschänke nicht mehr selbst bewirtschaften konnte, verpachtete er zunächst selbst, verkaufte sie dann aber an eine Riesaerin. Nach den wechselvollen Jahren dachten die Vereinsmitglieder, dass es mit dem neuen Pächter wieder aufwärts geht. Aber: „Der Ruf war einfach schon zu ruiniert“, sagt das Vereinsmitglied. Den Eindruck, dass die Hasenschänke „nicht mehr so richtig lief“, teilt auch der Bürgermeister.
Vergangenen Freitag sei ein Mitarbeiter des Versorgungsunternehmens Enso gekommen und habe den Strom abgestellt, berichten Vereinsmitglieder. Dass das Haus nicht mehr ans Netz angeschlossen war, bestätigt auch Wehrleiter Matthias Heydel. „Ein Kurzschluss als Brandursache kann also ausgeschlossen werden, ebenso wie Blitzschlag. Es hat in der Nacht kein Gewitter über Zeithain gegeben.“
Und was sagt der Pächter? „Ich denke, das war Brandstiftung“, so Kay-Phillip Schwarz. Ein mögliches Motiv fällt ihm nicht ein. Gegen fünf Uhr am Sonnabendmorgen hatte die Polizei ihn angerufen. „Ich hatte Gummibeine. Konnte es nicht fassen“, sagt er mit Blick auf die verkohlten Überreste. Nun ermittelt die Kripo.