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Hausbesetzer ziehen durch das Hechtviertel

Über hundert Jugendliche demonstrierten in der Neustadt. Anlass war die polizeiliche Räumung eines Hauses vor einer Woche.

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Von Andreas Rentsch

Die linksalternative Szene hat erneut mit einer Demonstration gegen die gewaltsame Räumung des besetzten Hauses Hechtstraße 7 am 21.März protestiert. Über hundert überwiegend junge Leute zogen am Sonnabend ab 14.40Uhr mit Transparenten vom Bischofsplatz über die Alaunstraße bis zur Staatskanzlei. Die Veranstaltung sei friedlich verlaufen, teilte die Polizei gestern mit. Beamte begleiteten den Umzug mit elf Fahrzeugen.

Der einzige nennenswerte Zwischenfall ereignete sich kurz vor Ende der Veranstaltung: Ein junger Mann erhielt eine Anzeige wegen Sachbeschädigung, weil er ein Gebäude am Carolaplatz „mit Graffiti“ beschmiert hatte, wie ein Polizeisprecher sagte. Augenzeugen zufolge hatte der Demonstrant allerdings lediglich Kreide verwendet.

Die Hausbesetzer und deren Sympathisanten wollen mit ihren Aktionen vor einer weiteren Umgestaltung des Hechtviertels und damit einhergehenden Mieterhöhungen warnen. Das zum Immobilienvermögen der Bahn gehörende Gebäude an der Hechtstraße soll für rund 300000Euro verkauft und später saniert werden. Auch direkt am Bischofsplatz sind Projekte zur Aufwertung des Viertels in Vorbereitung. Unter anderem ist eine S-Bahn-Haltestelle geplant.

Gegen 18 der Hausbesetzer wird derzeit wegen schweren Hausfriedensbruchs ermittelt. Die Beschuldigten wähnen sich allerdings in Gesellschaft von Gesinnungsgenossen anderswo im Bundesgebiet: So protestieren Vertreter der autonomen Szene im westfälischen Münster seit Tagen gegen die Räumung eines besetzten Hauses. Dort rückte die Polizei am Donnerstag an. Einen Tag später begann der Abriss.