Hausmeister trotz Corona im Dauereinsatz

Weißwasser. Enrico Tannhäuser wäscht sich die Hände. Er hat immer mehrere Kanister Wasser in seinem Fahrzeug. Gedacht sind sie eigentlich zum Wischen der Treppen und Flure. In diesen Tagen aber vor allem auch dazu, sich zwischendurch immer wieder die Hände zu waschen. Dazu hat der Chef der Prell Gebäudedienste GmbH in Weißwasser seine Mitarbeiter ausdrücklich angehalten. Wie in Weißwasser, Boxberg und Schleife reinigt das Unternehmen an etlichen Standorten in der Oberlausitz die verschiedensten Gebäude. Gestern zum Beispiel war Enrico Tannhäuser mit Kollegin Susanne Klaun auf der Schillerstraße in Weißwasser zugange. Trotz Corona-Krise.
Die Wohnungsbaugesellschaft GmbH Weißwasser (WBG) arbeitet mit Hausmeisterdiensten wie der Firma Prell und Handwerksfirmen verschiedener Gewerke zusammen. WBG-Chefin Petra Sczesny weiß, dass es hier und da in einzelnen Betrieben wegen Covid-19 bereits Einschnitte gibt, aber man habe ihr versichert, dass nach jetzigem Stand der Dinge alle Leistungen ausgeführt werden und die Aufträge der WBG sogar Priorität haben. „Da bin ich schon ein bisschen stolz darauf“, sagt sie und verweist auf die jahrelange gute Zusammenarbeit, da lasse man sich auch in Ausnahmesituationen gegenseitig nicht im Stich.
Blick über die Schulter ist tabu
Die Mieter der WBG in Weißwasser, Boxberg und Schleife können sicher sein, dass Reparaturen auch weiterhin ausgeführt werden. Man bitte aber um Verständnis, dass eine defekte Steckdose im Kinderzimmer nicht zu den vordringlichsten Aufgaben gehört. Der Klassiker sei laut Petra Sczesny der Wasserrohrbruch im Keller. Darüber hinaus müssten Handwerker aber auch hier und da in die Wohnungen. Dann gelten spezielle Vorsichtsmaßnahmen. Es sei gar nicht so selten üblich, dass Mieter neben dem Handwerker stehen und ihm während einer Reparatur über die Schulter oder auf die Finger schauen. Das aber ist wegen Corona inzwischen absolut tabu. Zum Schutz aller Beteiligten sei es stattdessen notwendig, dass sich die Mieter in dieser Zeit in einem anderen Zimmer aufhalten, heißt es vonseiten der WBG. Und auch Prell-Chef Enrico Tannhäuser pocht auf Sicherheitsabstand.
Keine Abstriche an Bauarbeiten
Abgesehen davon ziehen trotz zahlreicher Einschränkungen wegen der Corona-Krise Menschen um. Dafür müssen Wohnungen der WBG hergerichtet werden. Das kann jetzt unter Umständen aber etwas länger als gewöhnlich dauern, weil Lieferketten unterbrochen sind und sich beispielsweise Lieferungen aus Italien oder Frankreich verzögern. Badewannen oder Fußbodenbeläge haben die Handwerksbetriebe nun mal nicht unbegrenzt auf Lager. Zudem gelten für das Ab- und Übergeben von Wohnungen spezielle Regeln. Mitarbeiter der WBG seien dahingehend belehrt. Die in den Wohnungen tätigen Handwerksfirmen der unterschiedlichen Gewerke treffen eigene Präventionsmaßnahmen.
An den Bauvorhaben der WBG werden nach derzeitigem Stand der Dinge trotz Corona-Krise keine Abstriche vorgenommen. So wird auf dem Spielplatz am Prof.-Wagenfeld-Ring in Weißwasser bis Ende des Monats Mutterboden aufgebracht und Rasen eingesät. Am kommenden Montag beginnt auf der Humboldtstraße 2 bis 6 nach dem Teilrückbau die Sanierung. Dort soll eine Stadtvilla entstehen.
Besucherverkehr eingeschränkt
Die Geschäftsstelle des Wohnungsunternehmens in Weißwasser hat ihren Besucherverkehr weitgehend eingestellt. Zum Schutz der Bürger wie auch der eigenen Mitarbeiter schotte man sich in gewisser Weise ab. Man könne und wolle sich aber nicht vollständig abriegeln. Viele Anliegen würden sich telefonisch klären lassen. Für das bereits spürbar erhöhte Anrufaufkommen hat die WBG ihren Servicebereich erweitert. Die meisten Fragen könnten die Kollegen sofort beantworten. „Wenn nicht, wird umgehend zurückgerufen. Wir lassen die Bürger nicht allein“, verspricht Petra Sczesny und will damit vor allem älteren Mietern die Ängste nehmen.
Wenn ein Mietvertrag zu unterschreiben oder für Zahlungen ein persönlicher Kontakt erforderlich ist, müsse niemand zusammen mit anderen Menschen lange warten. In der Geschäftsstelle gelten flexible Arbeitszeiten, vor allem für Eltern kleiner Kinder unter den Mitarbeitern, die wenn technisch möglich auch Homeoffice nutzen können. Zum Teil werde ein Kind mitgebracht oder abends gearbeitet.
Beim Stichwort Kinder fügt Petra Sczesny hinzu, dass Sonne, Licht und frische Luft allen guttun. Die WBG werde ihre Spielplätze nicht einzäunen. Man verweise jedoch darauf, dass die Verfügungen des Freistaats hinsichtlich der Spielplätze unbedingt zu beachten sind.
Bei Engpässen Gespräch suchen
Als Vermieter von Geschäftskunden in Weißwasser, Boxberg und Schleife hat die WBG-Chefin vor allem kleinere Läden im Blick, die seit Donnerstag geschlossen sein müssen. Die Inhaber werden versuchen, finanzielle Hilfen zu kriegen. Bei wem das klappt und wie schnell es geht, sei nicht absehbar. Bei der WBG weiß man natürlich, dass dort, wo niemand mehr einkauft, keine Umsätze und keine Einkommen erzielt werden, es immer schwerer wird, Miete und Strom zu bezahlen. „Sprechen Sie uns rechtzeitig mit Ihren Sorgen an. Wir bemühen uns, gemeinsam mit Ihnen eine Lösung zu finden“, sagt Petra Sczesny. Sie möchte „ausdrücklich dazu ermuntern“, dieses Gespräch zu suchen. Das gelte auch für private Mieter, die wegen Covid-19 durch Kurzarbeit oder den Wegfall des Einkommens in finanzielle Engpässe geraten.
Die Geschäftsführerin des kommunalen Unternehmens hofft und wünscht sich, dass möglichst viele Menschen in Weißwasser und Umgebung von dem Virus verschont bleiben. „Gerade, weil jetzt alle Abstand halten sollen, ist es wichtig, dass wir alle gedanklich zusammenrücken, auf einander und unsere Nachbarn achten“, erklärt sie.
