Die Eisenbahnstrecke Borsdorf–Coswig, die oft als die zweite Leipzig-Dresdner-Eisenbahn bezeichnet wird, ist jetzt 140 Jahre alt. Die Deutsche Bahn AG will zwar erst das 150-jährige Jubiläum feiern, doch für die IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff war dieses Ereignis Anlass, einen ausführlichen Abriss über Geschichte und Gegenwart dieser Bahnlinie herauszugeben, die eine der interessantesten Strecken in Sachsen ist. 13Autoren – fast alles Eisenbahner – verfassten das Werk. Einer davon ist Peter Haußig aus Weitzschen in der Gemeinde Triebischtal, der über den Bahnhof Miltitz-Roitzschen schrieb. Der heute 65-Jährige arbeitete dort über vier Jahrzehnte als Fahrdienstleiter. Schon sein Vater und Großvater schrieben hier Eisenbahngeschichte. „Ich war von 1968 bis 1982 Bahnhofsvorsteher in Miltitz“, sagt der 87-jährige Rudolf Schweigler. „Der Großvater arbeitete hier vor dem Ersten Weltkrieg als Fahrkartenverkäufer.“
102,6Kilometer lang
„Die Hauptbahn Borsdorf–Coswig ging am 22.Dezember 1868 in Betrieb. 102,6 Kilometer ist die Strecke lang, die einem Band gleicht, das die Region zwischen Leipzig und Dresden vom Tal der Mulde bis zur Elbe verbindet“, sagt Peter Haußig. Überregional bekannt wurde die Strecke durch den Güter-Ringverkehr nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch der Personenverkehr besaß bis in die 60er Jahre Bedeutung, ehe dann Busse und Pkw die Bahnauslastung zurückdrängten.
„Das Bahnhofsgebäude in Miltitz-Roitzschen umfasste damals Wohnungen für Eisenbahnerfamilien sowie die Bahnhofswirtschaft“, sagt Haußig. Heute wohnt noch eine Familie in dem Gebäude. Die Gaststätte machte 1958 zu.
„Nach dem Zweiten Weltkrieg besaß der Bahnhof in Miltitz-Roitzschen eine zunehmende Bedeutung für den Güterverkehr“, sagt Haußig. So wurden hier für die Pappenfabrik Munzig Stroh und Altpapier umgeschlagen. Die BHK entlud Düngemittel, Briketts und Braunkohle. Von Oktober bis Januar erfolgte außerdem die Verladung von Zuckerrüben. Am 1.Oktober 1987 verlor die Dienststelle Milltitz-Roitzschen ihre Eigenständigkeit.
In den ersten Jahrzehnten der Strecke wurden täglich an die 500 Fahrgäste gezählt. Heute sind es bedeutend weniger, vor allem Touristen nutzen die Linie. In den letzten Jahren wurde die Strecke zwischen Meißen und Nossen ausgebaut, neue Gleise wurden verlegt und der Oberbau erneuert. Dieter Hanke
Das Buch „Die Hauptbahn Borsdorf–Coswig“ wird von der IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff e.V. zum Preis von 19,50 Euro vertrieben (PF31, 01723Wilsdruff). Auch im Stadtmuseum Meißen, bei Foto Krüger in Nossen oder direkt am Nossener Bahnhof ist das Werk erhältlich. Bei Peter Haußig kann das Buch ebenfalls bestellt werden (035244/41516).