Von Ulrike Körber
Der 46-jährige Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im Riesaer Krankenhaus Dr. Kai Magnusson hat seit gestern Hausverbot in den Elblandkliniken.
Er wurde Montagmorgen überraschend beurlaubt und zugleich gekündigt. Syndikusanwalt der Klinikengruppe Andreas Jung besetzte sein Büro. Magnusson musste innerhalb weniger Stunden seine Sachen packen und das Krankenhaus verlassen.
Partnerin auch auf der Straße
Ein Anlass dafür ist ein Artikel in der Sächsischen Zeitung vom 30. März, in dem berichtet wird, dass Magnusson die Personalpolitik des Krankenhauses nicht mehr mittragen kann.
Einen entsprechenden Brief mit dem Hinweis, dass die Versorgung von Komplikationen und Notfällen im jetzigen Zustand nicht mehr möglich sei, hatte Magnusson dem Geschäftsführer der Elblandkliniken Markus Funk zukommen lassen.
Hintergrund: Eine Medizinerin aus Großenhain sollte nach Riesa wechseln, um die Versorgung auch im neu zu entstehenden Linksherzkathetermessplatz mit abzusichern. Dieser lange versprochene Wechsel wurde aber zunächst abgesagt. Daraufhin suchten Mitarbeiter der Inneren Abteilung ein dringliches Gespräch mit der Krankenhaus-Chefetage. Es wurde von der Geschäftsführung abgelehnt.
Dabei drängte die Zeit zur Klärung, denn ab 1. April sollte das zwei Millionen Euro teure Herzkatheterlabor in Betrieb gehen. Das ist mit dem Rausschmiss des Chefarztes auf absehbare Zeit verschoben.
Magnusson zu den gestrigen Ereignissen: „Es wurden keine Gespräche mit mir geführt, weder zu dem Zeitungsartikel noch zur Personalsituation. Ich stehe noch hinter dem Riesaer Krankenhaus. Die Klinik hat extrem gute Chancen, wir konnten die Mitarbeiter motivieren, die Stimmung ist gestiegen“, so Magnusson.Außer Magnussons wurde eine weitere Kündigung ausgesprochen: Die Leiterin des Linksherzkatheterlabors Adriana Kania muss ebenfalls gehen. Sie ist Magnussons Lebensgefährtin.
Die Klinik begründet die Entlassung Magnussons der SZ damit, dass es sich dabei um das Resultat einer bereits seit Monaten dauernden Entwicklung handele, so der ärztliche Direktor Roland Zippel. Im Grunde hätte der Chefarzt vom ersten Tag seiner Beschäftigung an (Magnusson ist seit Dezember in Riesa) eine Forderung nach der anderen aufgemacht. Zudem, so Zippel, habe Magnusson sich mit den unternehmerischen Zielen des Hauses nicht identifizieren und Entscheidungen der Klinik nicht akzeptieren können. Die Veröffentlichung seiner Haltung in der Zeitung sei nun zu viel gewesen.
Man verstehe Magnussons zudem nicht, weil die Personalfrage Anfang Mai geklärt gewesen wäre. Dann sollte die Mitarbeiterin aus Großenhain in Riesa eingesetzt werden, so die Klinikleitung.
Personal zeigt Überlastung an
Dass Magnusson aber nicht der Einzige im Riesaer Krankenhaus ist, der die Personallage als schwierig einschätzt, zeigt eine sogenannte Überlastungsanzeige aus der Abteilung für Innere Medizin.
Mit dieser wandten sich Mitarbeiter an die Klinikleitung und informierten nachdrücklich über die „zunehmende eklatante Patientenminderversorgung“ (siehe Kasten).Wegen dieser Anzeige – von Mitarbeitern unterschrieben – wollte die Klinikleitung gestern auf die Kollegen zugehen und weitere Schritte abstimmen, um die Belastung einzuschränken, so Zippel. Klinikgeschäftsführer Markus Funk äußerte sich gestern nicht.