SZ +
Merken

Heidenauer Schütze stellt sich der Polizei

Zwei Männer geraten in Streit, einer zieht eine Waffe und schießt. Jetzt sitzt der Täter in U-Haft.

Teilen
Folgen
© Daniel Förster

Von Daniel Förster

Nach dem blutigen Streit zwischen zwei Männern in Heidenau (SZ berichtete) sitzt der mutmaßliche Schütze seit gestern Abend in Dresden in Untersuchungshaft. Der 53-Jährige war am Nachmittag im Beisein seines Verteidigers von Kriminalisten im Justizzentrum Pirna auf dem Sonnenstein der Haftrichterin vorgeführt worden. Die setzte auf Antrag der Staatsanwaltschaft den Haftbefehl in Vollzug. Gegen den Mann wird wegen des Verdachts des versuchten Totschlags ermittelt.

© Daniel Förster

Nach seiner Haftprüfung schleusten die Polizisten den Beschuldigten, der in einem dunkelgrünen Muskel-Shirt, in blauen Jeans und in Turnschuhen gekommen war, durch den Hinterausgang, den Kopf hatte er unter einer Jacke versteckt, um nicht erkannt zu werden.

Der zunächst Flüchtige hatte sich am Dienstagabend, nach 21 Uhr, im Polizeirevier Dresden-Mitte den Ordnungshütern gestellt. Dort war er in Gewahrsam genommen worden. Kriminalisten vernahmen den Tatverdächtigen. Ihm wird vorgeworfen, am Montagmorgen, gegen 3 Uhr, an der Heidenauer Thomas-Mann-Straße den 52-jährigen Dresdner Andreas M. angeschossen und dabei schwer verletzt zu haben. Die Tat geschah vor einer Autowerkstatt nahe dem Haupttor der ehemaligen Maschinenfabrik (Mafa). Die Ermittler hatten bei der Spurensicherung mindestens zwei Patronenhülsen gefunden. Die beiden Männer, die heftig aneinandergeraten waren, sollen sich gekannt haben, heißt es vonseiten der Polizei.

Für das Schussopfer kam an einem etwa 300 Meter entfernten Wohnhaus in der August-Bebel-Straße Hilfe. Der Verletzte hatte im Hof Zuflucht gefunden und laut auf sich aufmerksam gemacht, die Mieter aus dem Schlaf geklingelt. Mit seinem Handy hatte er selbst die Polizei gerufen. Die alarmierte Rettungsdienst und Notarzt. Der Verletzte war zunächst in das Klinikum Pirna gebracht und notversorgt worden. Später kam er in die Uniklinik Dresden und wurde dort operiert. Dort liegt er nach wie vor auf der Intensivstation. Auch gestern konnten ihn die Ermittler noch nicht vernehmen, teilt die Polizei mit.

Der mutmaßliche Schütze hüllte sich gestern größtenteils in Schweigen und machte keine Angaben – weder zum Motiv noch zum Hergang der nächtlichen Schießerei. Nur so viel: Die Tatwaffe will er nach eigenen Angaben weggeworfen haben. Um sie wiederzufinden, sei er bereit, der Polizei behilflich zu sein.

„Es ist offenbar nicht so, dass mein Mandant einfach auf jemanden losgeballert hat“, sagte der Verteidiger des Beschuldigten, Andreas Gumprich. „Es gibt eine Vorgeschichte und Hintergründe dazu.“ Die kenne er aber auch noch nicht. Deshalb werde er in die Ermittlungsakte Einsicht nehmen, seinen Mandanten mit den Inhalten konfrontieren und versuchen, bei offensichtlich vielen ungeklärten Details Licht ins Dunkel zu bringen.

Mit seinen Erkenntnissen wolle er aktiv an die Ermittlungsbehörden herantreten, damit die Tat gegebenenfalls zugunsten seines Mandanten neu strafrechtlich bewertet wird. Für Gumprich hatte es bei dem ersten Zusammentreffen mit seinem neuen Klienten den Anschein, als ob dieser sehr große Angst vor dem bei dem Streit verletzten 52-jährigen Dresdner habe. Der als stämmig beschriebene Mann ist den Behörden zufolge kein unbeschriebenes Blatt, sondern er sei einschlägig polizei- und justizbekannt.

Verteidiger Gumprich stellt in Aussicht, dass sein Mandant, ein gelernter Steinmetz, der in verschiedenen Branchen, unter anderem auch in der Kfz-Branche, tätig war, an der Aufklärung mitarbeiten werde. Es gebe viele Fragen zu klären. Beispielsweise die, wem die Waffe gehörte, mit der geschossen wurde.

Der Schütze hat offenbar keinen festen Wohnsitz. Gegenüber den Behörden gibt er als seine Adresse das einstige Mafa-Gelände an, ein an viele Nutzer untervermietetes einstiges Industrieareal in Heidenau. Dort hatte sich am Montag das Drama ereignet. Der 53-Jährige hatte auf dem Gelände zuletzt als eine Art Einzelkämpfer in einem Kfz-Teile-Handel und Pannenservice an Autos geschraubt.