Von Ingolf Reinsch
Auch vor 60 Jahren gab es „grüne“ Weihnachten – für Ilse und Horst Oswald sogar im doppelten Sinne. „Das Wetter war trocken und kalt“, erinnert sich Horst Oswald an den Tag, an dem er mit Ilse die Grüne Hochzeit feierte. Das war am 25. Dezember 1947.
Beide waren damals sehr jung – er 21, sie 17. „Irgendwann wollten wir heiraten“, erinnern sie sich. Dass es dann schneller ging als sie zu hoffen wagten, habe daran gelegen, dass „etwas im Anmarsch“ gewesen sei, nämlich Tochter Renate, sagt Horst Oswald. Den Hochzeitstermin hatten die Eltern vorgeschlagen: Denn wie wollte man 1947, zweieinhalb Jahre nach dem Krieg, als Lebensmittel knapp waren, eine Hochzeitsgesellschaft bewirten? Weihnachten wurde gebacken und gebraten. Da lag es nahe, beides miteinander zu verbinden.
Bruno Sahre, der Standesbeamte, war bereit, das Paar zu trauen. Pfarrer Alfred Kaube gab den Segen. „Uns hätte das Standesamt genügt, aber die Eltern wollten eine richtige Hochzeit“, sagt Ilse Oswald.
Seit dem Herbst wurde sie vorbereitet. Aus einer Flasche hochprozentigen Prima-Sprits wurden Eier-, Schokoladen- und Kirschlikör hergestellt. Die Eltern hatten Kaninchen und Kontakte zu den Bauern im Dorf. Der Fotograf forderte neben seiner Bezahlung für die Weihnachtsarbeit zwei Brote; die Familie tauschte sie gegen Zigaretten ein. Grünwarenhändler Walter Hartmann half, damit das Brautpaar nach Neukirch zum Fotografen kam. Er chauffierte es im Fahrerhaus seines Britschenwagens ins Nachbardorf. „Wir hatten eine schöne Hochzeit, auch wenn die Zeit schwer war“, sagt Ilse Oswald. „Aber wir jungen Leute haben das gar nicht so empfunden. Schwieriger war es wohl für unsere Eltern.“
Weihnachten 1947 war nicht die Zeit für große Wünsche. Horst Oswald stammt aus Putzkau; seine Frau kam nach dem Krieg mit ihrer Familie als Umsiedlerin aus Schlesien ins Dorf. „Wir haben mit nichts angefangen“, erinnern sie sich.
60 Jahre haben sie zusammengeschweißt. Ihre Diamantene Hochzeit feiern sie morgen mit ihren Kindern Renate und Gerd und deren Familien im Berggasthof auf dem Butterberg. „Liebe und Vertrauen sind wichtig“, sagt Ilse Oswald zu dieser lebenslangen Bindung. „Und dass man viel gemeinsam unternimmt und dem anderen trotzdem Freiraum lässt“, ergänzt ihr Mann. Der gelernte Lithograph, der viele Jahre beim Handel in der Werbung arbeitete, malt. Unter anderem Bilder von seiner Frau, den Kindern und Putzkauer Ansichten schmücken die Wände und erzählen Familien- und Ortsgeschichte.