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Heimatverein 2.0

Etwas angestaubt klingt nur der Vereinsname. Die Arbeit ist es keinesfalls. Ein multimediales Projekt zieht schon Kreise.

Von Elke Görlitz
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Mitinitiator Ingo Lieske fertigte die Tafeln mit der Modellbaugruppe in der JVA.
Mitinitiator Ingo Lieske fertigte die Tafeln mit der Modellbaugruppe in der JVA. © Dietmar Thomas

Waldheim. Es ist nicht immer leicht, mit der Zeit zu gehen. Das weiß Albrecht Hänel nur zu gut. Er muss zugeben, dass der Internetauftritt der Waldheimer Kultur- und Heimatfreunde eine Modernisierung nötig hätte, sagt der Vorsitzende. Bei einem anderen Digitalprojekt dagegen trifft der 146 Mitglieder zählende Verein genau den Nerv junger Menschen, die lieber aufs Smartphone schauen als ins Museum gehen.

Ingo Ließke, der die IG Museum leitet, zeichnet verantwortlich für den multimedialen Stadtführer, den es seit zwei Jahren in der Zschopaustadt gibt. 15 Tafeln mit QR-Codes haben er und seine Mitstreiter im Stadtgebiet an Sehenswürdigkeiten aufgestellt. Gäste können mit ihrem intelligenten Telefon den Code scannen und erhalten die Informationen direkt aufs Handy. 

Die Tafeln fertigt Ingo Ließke mit der Modellbaugruppe in der JVA. Anhand der Klickzahlen kann Ließke den Erfolg des Projektes, das von der François-Maher-Presley-Stiftung unterstützt wird, messen: „Die Renner sind momentan die Brücken, die zusammen auf 780 Scans kommen“, sagt er. Codes gibt es an Wanderwegen für das Heiligenborner Viadukt und die Lindenhofbrücke. Für beide verzeichnet er steigende Zugriffszahlen. Für alle Waldheimer Standorte sind es zusammen 6 380, so Ließke.

Weiter geht es in Kriebstein. „Geplant sind Codes an Seebühne, Talsperre, am Trockenschuppen, am Centro Arte Onore Ehrenberg sowie an Schule und Kirche Grünlichtenberg“, erklärt er. Auch der Harthaer Heimatverein hat schon angefragt. „Er will Tafeln an Straßen anbringen. Der Nutzer erhält dann alte Ansichten aufs Handy, die von Postkarten stammen. Er kann sozusagen auf eine virtuelle Zeitreise gehen“, so Albrecht Hänel.

Diesen Ansatz findet er ebenso interessant und zeitgemäß wie die Arbeit mit den Oberschülern in der IG Modellbau. Deren Leiter Andreas Baumbach hat mit den Jugendlichen die jüngsten Mitglieder des Heimatvereins gewonnen. „Gelungen ist ihm das durch ein Ganztagsangebot, das jüngst vom Schulförderverein sehr gelobt wurde“, berichtet Hänel stolz. 

Wünschen würde er sich, dass einige der Jugendlichen beim Verein bleiben. „Vielleicht für die Pflege unseres Internetauftritts.“ Das Problem der demografischen Entwicklung habe der Verein so wie viele andere.

Um das jüngste „Kind“ – die IG Kirchenmusik – muss er sich indes keine Sorgen machen. Das sei sozusagen ein Selbstläufer. „Kantor René Michael Röder, der unermüdlich im Kirchenmusikarchiv stöbert, hat die inzwischen dritte CD mit dem Vokalwerk von Melchior Vulpius aufgelegt und es damit auf die Longlist der Deutschen Schallplattenkritik geschafft“, freut sich der Vereinsvorsitzende.

Insgesamt arbeiten zehn Interessengruppen unter dem Dach des Vereins, der sich für die Pflege und den Erhalt der Kultur und Natur einsetzt, sich aber auch um Kontakte zu Partner- und Nachbarstädten kümmert. So sind die Feiern zum Tag der Deutschen Einheit mit Hartha und Leisnig oder die Stammtische mit früheren Waldheimern in Landsberg am Lech eine feste Größe. Auch den Denkmaltag gestaltet der Verein jährlich mit. Das Objekt für dieses Jahr steht aber noch nicht fest.

Sicher ist dagegen, dass es bei der IG Volkschor und der IG Wandern keine Personalprobleme mehr gibt. „Lange wurde ein Chorleiter gesucht und nun in Geringswalde gefunden. Konrad Kothe wechselt sich mit dem bisherigen musikalischen Leiter Klaus-Dieter Marcks ab“, wie Hänel sagt. 

Glücklich darüber ist Hannelore Heinrich, die die IG Volkschor leitet. „Die beiden Herren haben sich auch beim Sängertreffen in Lichtenwalde abgewechselt. Das hat super geklappt.“ Die IG Wandern hat nach dem Tod von Eberhard Teubel ebenso eine Lösung gefunden: „Die gut zu Fuß sind, erkunden mit Familie Reimann die Gegend. Und eine Gruppe hat sich auf Ausfahrten verständigt“, so Hänel.