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Diskussion um Neumarkt-Fassaden

Der Investor baut das Palais Hoym nach historischem Vorbild wieder auf. Doch die Wünsche sind größer.

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Von Bettina Klemm

Wie viele nachgebaute Gebäude sollte der Neumarkt noch erhalten? Bei dem letzten großen Baufeld vor dem Polizeipräsidium scheiden sich an dieser Frage erneut die Geister. Die CG-Gruppe will das rund 9 600 Quadratmeter große Grundstück bebauen und insgesamt 131 Millionen Euro investieren.

Das größte Neumarkt-Grundstück soll ab nächstes Jahr bebaut werden. Dabei entsteht wieder das Palais Hoym (kl. Foto), das dem Quartier zugleich den Namen gibt.
Das größte Neumarkt-Grundstück soll ab nächstes Jahr bebaut werden. Dabei entsteht wieder das Palais Hoym (kl. Foto), das dem Quartier zugleich den Namen gibt. © CG-Gruppe

Am Freitag stellte Geschäftsführer Christoph Gröner das Projekt öffentlich vor. Fast 150 Zuhörer, darunter sehr viele ältere, drängten sich in den Saal, um Informationen aus erster Hand zu erhalten. Weil die CG-Gruppe das Palais Hoym wieder errichten will, nennt sie ihr Projekt gleich „Quartier Hoym“. Es soll ein lebendiges Viertel werden. Das Palais wird später als Hostel genutzt. Davon erwartet Gröner, dass sich mehr junge, aber auch aufgeschlossene ältere Leute, für den Neumarkt interessieren. Das Palais hat Raumhöhen von fünf und mehr Metern. Mit diesen könne man bei einem Hostel-Projekt besser umgehen, erklärte Architekt Michael Dähne. Neben dem Palais entstehen etwa 225 Mietwohnungen. Die CG-Gruppe baut und vermietet diese. Dann wird das Gesamtprojekt an Banken, Versicherungen oder Wohnungsunternehmen verkauft, die in der Regel mit kleinen Renditen zufrieden sind, versicherte Gröner.

Den Zuhörern zeigte Architekt Dähne erste Grundrisse. So sollen eineinhalb Untergeschosse für Tiefgaragen und Mieterkeller entstehen. Um den Verkehr möglichst nicht auf den Neumarkt zu führen, erfolgt die Einfahrt zur Tiefgarage unmittelbar neben dem Polizeipräsidium. „Wir planen einen etwa 800 Quadratmeter großen Markt zur Nahversorgung sowie einen kleinen Drogeriemarkt“, sagte Dähne. An der Rampischen Straße sollen kleine Läden und Gaststätten entstehen, die hauptsächlich der Versorgung der Wohnungsbewohner am Neumarkt dienen. Im ersten Obergeschoss sind Büros vorgesehen, ab dem zweiten Wohnungen. Diese werden Größen zwischen 36 und 170 Quadratmeter haben. Entlang der Brandwand am Polizeipräsidium sind Townhäuser, Einfamilienhäuser über mehrere Etagen, geplant. Das gesamte Gebiet soll öffentlich zugänglich sein und durchquert werden können.

Diese Pläne nahmen die Zuhörer gern zur Kenntnis. Aber die meisten sind Mitglieder der Gesellschaft historischer Neumarkt Dresden. Diese schlägt vor, dass nicht nur das Palais Hoym wieder aufgebaut wird, sondern auch die Fassade des Palais Riesch an der Rampischen Straße. Mit einem Flyer, der unter den Zuhörern verteilt wurde, äußerte die Gesellschaft noch weitere Wünsche. „Wir möchten gern die Wiederherstellung der Fassaden der Bürgerhäuser Landhausstraße 3 und 13 sowie der Rampischen Straße 4 und 6“, sagte Vorstandsmitglied Manfred Mikult. Investor Gröner versicherte: „Wir sind erst am Anfang, es gibt noch keine fertigen Planungen. Wenn es die Dresdner wirklich mit großer Mehrheit wollen, bauen wir auch das Palais Riesch. Aber ich habe auch Wünsche nach modernerer Architektur gehört.“ Er betonte, dass die Kosten für eine historisierende Fassade oder eine moderne etwa gleich hoch seien. Es müsse unter verschiedenen Extremen entschieden werden. Soll der Dresdner Neumarkt wieder wie 1910, wie 2010 oder vielleicht doch wie 2050 aufgebaut werden? Um das herauszufinden, schlägt der Investor einen Workshop vor. Daran sollten Architekten, Stadtplaner, Wissenschaftler, Stadträte und auch Bürgervertreter teilnehmen. Von einem Wettbewerb, wie ihn die Stadtplanung gern vorschlägt, hält er hingegen wenig. Dieser könne zu einem Ergebnis führen, das keiner wünsche, sagte Gröner. Die Zuhörer klatschten Beifall. In der anschließenden Diskussion sprachen sich die meisten für historische Fassaden aus. „Ein Maximum an historischer Authentizität ist am Neumarkt wichtig. Das Moderne ist auch bald wieder überwunden. Das habe ich schon oft erlebt“, sagte Heinrich Douffet. Dem widersprach ein junger Stadtplaner aus Weimar. Dresden habe am Neumarkt jetzt schon den Ruf einer Disneystadt. Am Ende gingen alle friedlich auseinander: „Es hat sich noch kein Neumarkt-Investor so unters Volk gemischt“, bescheinigte Stefan Hertzig von der Neumarkt-Gesellschaft.