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Helfende Hände inklusive

Behinderte. In den Zittauer Werkstätten steht für die Beschäftigten neben der Arbeit vor allem der soziale Gedanke im Mittelpunkt.

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Von Matthias Klaus

Grau und beige sind sie, die kleinen Plasteklötzchen. Flinke Finger greifen danach, schlingen einen Gummiring darum – fertig. Die nächsten Bausteine sind dran. Eine Arbeitsstelle in den Werkstätten für Behinderte: Die Mitarbeiter fügen die Plasteteile für eine Zittauer Firma zusammen. Die wiederum arbeitet für Playmobil. „Die produktive Arbeit ist und bleibt unser wichtigstes Standbein“, sagt Reinhard Fünfstück.

Dienstleistungen ausgebaut

Der größte Teil der Beschäftigten, schildert der Geschäftsführer der Zittauer Werkstätten, ist in diesem Bereich tätig.

Das Spektrum der Arbeiten ist dabei breit: einfache Montagen von Plastik- und Metallteilen, Textilarbeiten, zum Beispiel für Frottana, Metallbearbeitung, Druck und, und, und. In den vergangenen Jahren allerdings hat sich ein weiterer Bereich stetig entwickelt: die Dienstleistungen, so Reinhard Fünfstück. Heute verfügen die Werkstätten beispielsweise über eine Küche, Wäscherei, Gärtnerei, Tischlerei, übernehmen die Pflege von Grünanlagen, reparieren, verkaufen Fahrräder. „Das kommt uns, aber auch anderen zugute“, schildert der Geschäftsführer.

Ein Grund für den Ausbau des Dienstleistungssektors: Es ist zuweilen schwierig, passende, einfache Arbeiten heranzuschaffen – auch ein Tribut an die wirtschaftliche Situation in der Region. „Wir stehen oft vor einem Balanceakt: Die Firmen bieten einen bestimmten Preis, setzen einen Termin. Wir müssen entscheiden, ob wir den Job annehmen oder nicht“, erläutert Reiner Fünfstück. Die Werkstätten, sagt er, müssen Erlöse erzielen. Aus denen speist sich das Entgelt für die Beschäftigten. Das zugehörige Punktesystem ist differenziert nach Arbeitsanforderung, Qualität, Quantität. „Wir haben ein Solidarprinzip: Die leistungsfähigen Bereiche erwirtschaften mit, was die anderen nicht leisten können“, sagt der Geschäfsführer.

Wer welche Arbeit übernehmen kann, wird über einen längeren Prozess ermittelt. Drei Monate dauert das Eingangsverfahren. Mit diesem wird festgestellt, ob die Werkstätten überhaupt eine geeignete Beschäftigungsform bieten können. Es folgen zwei Jahre Ausbildung in Theorie und Praxis, das Kennenlernen unterschiedlicher Bereiche. „Danach wird je Fähigkeiten und Neigungen, aber natürlich auch nach den Möglichkeiten der Werkstätten der Arbeitsbereich festgelegt“, sagt Reinhard Fünfstück. Ein Fachausschuss überwacht das Prozedere.

„Zu unseren obersten Zielen gehören dabei die Förderung und Betreuung der Beschäftigten“, so Markus Drexler, Verwaltungsleiter bei den Zittauer Werkstätten.

Förderung oberstes Ziel

Deshalb bieten diese ein umfangreiches Programm an Kursen unter anderem zur beruflichen Weiterbildung, der Erwachsenenbildung, lesen, schreiben, rechnen, Sport.

Siebeneinhalb Stunden dauert ein Arbeitstag in den Werkstätten – inklusive Pausen. „Wir sind stets daran interessiert, Mitarbeiter auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln“, sagt Reinhard Fünfstück. Leider, bedauert er, abgesehen von Praktika, mit geringem Erfolg.

Derweil geht im Haupthaus an der Gerhart-Hauptmann-Straße die tägliche Arbeit, aber auch Erholungsphasen wie spazieren, weiter seinen gewohnten Gang. Die Graphischen Werkstätten haben Kalender geliefert: Blätter mit Oberlausitzer Motiven warten nun darauf, von flinken Fingern zusammengefügt zu werden.

Der nächste Tag der offenen Tür bei den Zittauer Werkstätten für Behinderte findet am 29. November statt.