Die Prospektkiste ist noch im Auto. Hans-Martin Henkel (59) stiefelt zu seinem grauen Mercedes, kramt darin herum. Meist ist er auf Achse, manchmal wochenlang gar nicht zu Hause. Von einer Fachmesse tourt Henkel zur nächsten – reicht seine Prospekte in der Pfalz herum, in Bayern, in Österreich, in Sachsen – und erklärt Häuslebauern und Wohnungsgesellschaften deutschlandweit seine Balkon- und Terrassendächer. Die stellt seine Firma in Rosenthal her. Alles aus Alu. Alles Maßanfertigungen. „Wir haben Arbeit bis zum Erbrechen“, sagt Henkel – mit ein bisschen Genugtuung in der Stimme.
Alles Maßanfertigungen
Die Immobilienkrise? Deswegen macht sich Henkel keine Sorgen. „Wer macht uns mal’n Kaffee“, brüllt der Mann gut gelaunt über den Gang – mit einem Dialekt, der den Ruhrpottler verrät. Dann zeigt er auf einen verwinkelten, weißen Alurahmen – ein Haustürvordach, eine seiner Spezialanfertigungen: „Da ist alles schief und krumm – zeigen Sie mir mal jemanden, der Ihnen das auf Bestellung so bauen kann.“ Henkel weiß, dass seine Firma nicht die einzige in dieser Nische ist. Doch der 59-Jährige ist geschäftstüchtig und versteht es, die Qualität seiner Produkte gegenüber der Baumarkt-Meterware herauszustellen. Qualität lebt länger, ist sein Credo. Auch in der Krise.
1994 hat Henkel die ehemalige Gaststätte „Victoria“ in Rosenthal gekauft und sie peu a peu in eine Metallbau-Produktionsstätte umgewandelt. Inzwischen beschäftigt Henkel Alusysteme drei eigene Leute und versorgt eine Handvoll Selbstständige und Kleinunternehmen aus der Region regelmäßig mit Sub-Aufträgen, hinzu kommen zwölf freiberufliche Außendienstler in ganz Deutschland – Hans-Martin Henkel nennt sie seine „optimale Vertriebsschiene“. Sein Unternehmen baue an die 1500 Dächer im Jahr, über Kellereingänge, Terrassen, Balkone, Haustüren. Auch Anbaubalkone, Carports und Trennwände gehören zum Portfolio – konstruiert in Rosenthal und verkauft bis nach Luxemburg und Nordfrankreich. Der Jahresumsatz liegt laut Henkel inzwischen bei zwei Millionen Euro.
Sechsstellige Investition
Und jetzt verschafft sich Henkel mehr Platz. Eine Investition im „unteren sechsstelligen Bereich“, wie er sagt. Gegenüber dem Produktionsgebäude an der Königsteiner Straße in Rosenthal ist seit vorigem Sommer eine neue Halle entstanden, für Büro-, Lager- und Ausstellungsflächen. „Damit liegen wir jetzt in den letzten Zuckungen“, sagt Hans-Martin Henkel. Innen ausgebaut werden muss die Halle noch. Hinter dem Rolltor warten zwei große Paletten mit Fliesen. Ist die Halle fertig – voraussichtlich im Sommer – kann er hier endlich ein paar seiner Vordachvarianten zeigen. Dann braucht er nicht mehr im Auto nach Prospekten zu graben, wenn Kunden zu ihm nach Rosenthal kommen.
Mitten in der Unterhaltung stutzt Henkel plötzlich, dann stürzt er davon. Die Montage-Brigade hat ein Dach auf dem Hof liegen gelassen. Da ist keine Zeit mehr für Kaffee und Schwatz – die Arbeit ruft bei Henkel Alusysteme.